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Wahnstimmung.Neg.Symtome.Prodomalphase.Medikamente

Apfelschorle

Member
Registriert
26 Aug. 2020
Beiträge
50
Hallo,

Ich habe bislang noch keine diagnostizierte Schizophrenie, aber ich habe seit mehreren Jahren negative Symtome, Reizüberflutung, eine Art Wahnstimmung, paranoide Gedanken, die ich größtenteils überprüfen kann (also bislang noch keine akute Psychose, die nach außen hin aufgefallen wäre).

Ich bin schon seit ca. 15 Jahre krank. Mit 15 Jahren hat alles angefangen. Da hatte ich eine soziale Phobie, die mit Psychotherapie und dem Antidepressiva Sertralin behandelt wurde. Das Medikament hat mir damals sehr gut geholfen. Ich habe es 3 Jahre lang eingenommen und dann langsam abgesetzt. Die darauffolgenden 15 Jahre nahm ich immer wieder phasenweise mal das Sertralin ein, weil die Phobie zwar weg war, aber ich immer noch Probleme im zwischenmenschlichen Bereich hatte. Die habe ich seitdem ich denken kann. Am liebsten hätte ich mich damals in der Schule und auch heute noch auf der Arbeit unsichtbar gemacht. Die phobische Angst (die Angst vor der Angst), ist zwar weg, aber immer noch bin ich total gehemmt, ängstlich und zurückhaltend im Umgang mit Anderen, insbesondere, wenn die Personen mir nicht so vertraut sind. Ich habe Angst negativ aufzufallen oder nicht gemocht zu werden. Also verging in den 15 Jahren, glaube ich, kein einziges Jahr, wo ich das Sertralin nicht mal eingenommen habe. Habe es aber immer nur für ein paar Wochen genommen und in einer ziemlich niedrigen Dosierung, sodass ich eigentlich nur die Nebenwirkungen abbekommen habe, die sich in einer Art Betrunkenheitszustand und Aufgedrehtsein geäußert haben, wodurch meine Angst nicht mehr so spürbar war. Ich wusste garnicht mehr, wer ich eigentlich wirklich bin durch die ständige Einnahme. Manchmal hatte ich auch paranoide Gedanken, wenn ich mit dem Sertralin gestartet habe, so habe ich z.B. hinter den Vorgängen und unterm Bett nachsehen müssen, ob sich dort jemand versteckt, obwohl ich aber eigentlich wusste, dass da niemand sein konnte. Da mir das Sertralin aber, als ich 15 Jahre alt war, so gut geholfen hat, war ich einfach der Überzeugung, dass mir das Mittel helfen muss und dass es sich um eine Erstverschlimmerung meiner Angststörung handelt. Im Nachhinein denke ich, dass es mir mehr geschadet als geholfen hat.

In den 15 Jahren war ich immer wieder beim Psychiater, sogar bei mehreren, und es wurden Diagnosen gestellt, mit denen ich mich nie zu 100% identifizieren konnte, Angststörung, Dysthymie, ängstlich-vermeidente Persönlichkeitsanteile, Derealisationssyndrom, Depression. Jeder Arzt sagte was anderes.

Da ich wie gesagt, nicht mehr wusste, wer ich bin und was das Medikament mit mir macht, habe ich es vor 4,5 Jahren weggelassen. Okay, es nicht mehr einzunehmen lag auch daran, dass mir da erstmals die Verdachtsdiagnose schizzoaffektive Störung gestellt worden ist.

Die schizzoaffektive Störung wurde von meiner festen Psychiaterin nie anerkannt. Auch die anderen Psychiater, die ich danach aufsuchte, konnten die Diagnose nicht nachvollziehen.

Nun, jetzt mal zu meinen Symptomen.
Ich habe ein total schlechtes Gedächtnis und Zeitgefühl, wenn ich an Ereignisse aus der Vergangenheit zurück denke, fehlt mir das Gefühl dafür, es ist, als hätte ich das garnicht selbst erlebt. Außerdem vergesse ich Dinge, die ich eigentlich wissen müsste. Es ist möglich, dass ich sie immer noch weiß, aber einfach nicht mehr abrufen kann.
Meine Umgebung wirkt oft leblos und fast durchgehend sehe ich alles so, als sei ich betrunken, dadurch kann ich auch nicht ganz klar denken, ich habe keinen roten Faden mehr, alles fließt ineinander über. Manchmal habe ich das Gefühl keine Kontrolle mehr darüber zu haben, was ich erzähle, erzähle dann manchmal in meinem Redefluss etwas, dass ich hinterher bereue. Es ist alles so ungeordnet in meinem Kopf.
Ich habe oft Denkschwierigkeiten, als sei das Denken blockiert. Auch das flüssige Sprechen fällt mir dann schwer. Manchmal habe ich das Gefühl, nicht auf den Punkt kommen zu können und drumherum zu reden.
Ich kann Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden.
Ich kann keine Entscheidungen mehr treffen.
Ich habe keinen Appetit.
Ich kann nicht Lernen.
Ich habe Konzentrationsstörungen.
Ich leide an Reizüberflutung.

Nochmal zu meiner Wahrnehnung. Ich denke ich habe eine Art Wahnstimmung. Also irgendwie kommt mir alles so bedrohlich vor, ohne jedoch eine konkrete Angst vor etwas zu haben. Manchmal habe ich paranoide Gedanken, wie zB dass jemand in meine Wohnung eingebrochen sein könnte, ich liege dann in meinem Bett und habe eine Riesenangst, aber ich bin nicht überzeugt davon, dass es so ist, denn sonst würde ich ja die Polizei anrufen. Einmal, als es gewittert hat, hatte ich auch Todesangst, da ich Angst hatte, es nicht zu überleben (ich war zu Hause). Einmal habe ich eine Feldkakerlake in meiner Küche gesehen und habe sie mit einer Lebensmittelkakerlake verwechselt und danach sehr extreme Angst gehabt, dass hinter der Kücheneinrichtung eine Millionen von Kakerlaken sein könnten. Wenn ein Insekt oder gar eine Wespe in meine Wohnung fliegt, verlasse ich die Wohnung vor Angst und muss meine Eltern anrufen. Manchmal, wenn ich im Gespräch mit jemandem bin, bekomme ich plötzlich Angst. Alles wirkt bedrohlich, auch die Person. Ich weiß aber eigentlich, dass von der Person keine Gefahr ausgeht. Meistens passiert das, wenn ich eine Person als unauthentisch erlebe, z.B. wenn jemand gekünstelt nett zu mir ist. Das hat alles mit dieser Wahnstimmung zu tun, mit diesem durchgehenden Bedrohungsgefühl. Ich bin ohnehin schon durchgehend in einem Bedrohungszustand, da reicht dann eine Kleinigkeit aus, und ich bekomme fürchterliche Angst. So schlimm ist das jetzt glaube ich seit 5 Jahren. Ich denke, ich muss nur in eine Situation kommen, die mir wirklich extreme Angst macht, dann drehe ich durch und werde wahnhaft.

Ich habe eine neue Arbeitsstelle. Dort habe ich das Gefühl, dass meine Arbeitskollegen mich nicht mögen und mich für unfähig halten. Auf der alten Arbeitsstelle hatte ich das nicht mit den mir anvertrauten Kollegen, naja, da fing es eigentlich schon an, nach einer akuten Stressphase. Mit meiner Arbeit bin ich nicht mehr klar gekommen und seit nun einem halben Jahr arbeitsunfähig. Mir wurde alles zu viel. Ich konnte mich schlecht konzentrieren und habe mich zu sehr in Nebensächliches vertieft, habe zu akribisch gearbeitet und bin dann nicht mehr hinterher gekommen. Außerdem konnte ich garnicht mehr selbstbewusst Auftreten und das war mir total peinlich. Und dieses Gefühl, alle sind gegen mich, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich mir das nur einbilde. Aber ich hatte so Angst, dass die anderen mir das haben ansehen können, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich war immer total angespannt und habe meine Antennen ausgefahren, die nach Hinweisen gesucht haben, dass man mich für eigenartig oder unfähig hält.

Als mein damaliger Freund bei mir geschlafen hat, mit dem ich noch nicht so lange zusammen war und ich ihm scheinbar noch nicht vertraut habe, hatte ich Angst, er könnte mich im Schlaf erwürgen oder mich beklauen, während ich schlafe. Aber ich wusste, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass das passiert. Also habe ich versucht einzuschlafen.

Generell bin ich sehr misstrauisch geworden und habe oft paranoide Gedanken. Ich stelle sie kognitiv dann nach einem Realitätscheck immer richtig, aber das Angstgefühl bleibt trotzdem oft zurück.

Meine Symtome werden schlimmer, wenn es dunkel wird. Dann wird dieses diffuse Bedrohungsgefühl stärker, ist ja klar, in der Dunkelheit wird die visuelle Wahrnehmung beeinträchtigt, man könnte also in einer Gefahrensituation nicht mehr so schnell reagieren, so erkläre ich mir das jedenfalls mit der verstärkten Angst in der Dunkelheit. Das haben viele Kinder. Ich habe das heute noch.

Also ich empfinde es so, als lebe ich in einer Zwischenwelt. Ich bin zwar nicht akut psychotisch, aber ganz in der Realität befinde ich mich auch nicht mehr.

Ich habe auch schon mal 5mg Abilify eingenommen. Das hat mich ziemlich gefühlstot gemacht, zumindest dachte ich das damals. Ich habe nicht mehr so viel gelacht und hatte keine Lust mehr zum Reden, wenn ich mich nicht täusche. Quetiapin 75 mg unretardiert, habe ich auch mal eingenommen, davon habe ich aber beim Einschlafen ziemlich starke Zuckungen in den Beinen bekommen und in meinem Kopf war es aufeinmal mucksmäuschenstill, was mir Angst gemacht hatte. Ich höre mich eigentlich schon immer selbst denken, immer höre ich mich im Kopf brabbeln, das war aufeinmal weg. Ich dachte ich würde wie ein Zombie herumlaufen, was mir aber nicht von Dritten nicht bestätigt wurde. Ingesamt schien es aber etwas Ordnung in meinem Kopf herzustellen. Ich glaube ich konnte mich besser konzentrieren. Auch war das Bedrohungsgefühl besser, glaube ich. Aber während des Tages habe ich bemerkt, wie die Wirkung vom Quetiapin nachlässt, denn aufeinmal war ich wieder wie betrunken im Kopf und beim Einschlafen habe ich eine Stimme gehört, die mir sagte: guck mal hier. Das hat mir eine solche Angst gemacht, dass ich das direkt wieder abgesetzt habe. Beim Absetzen hatte ich tagelang schlimmste Derealisationen. Ich dachte, jetzt ist es so weit. Ich musste mich extrem zurückziehen und mich keinen Reizen aussetzen.

Nun.. nehme ich wieder, seitdem ich in der Klinik war, das Sertralin und ich fühle mich wieder so schlecht wie die Jahre zuvor. Ich kann mich überhaupt nicht mehr konzentrieren, bin wie betrunken, mein Bedrohungsgefühl ist stärker geworden, ich kann nicht mehr schlafen.

Einmal habe ich innerhalb kürzester Zeit folgende Medikamente in der Klinik erhalten:
-Ca. 2 Wochen Abilfy, wegen o.g. Nebenwirkungen abgesetzt
-3 Tage Elontril, wegen Geschmacklosigkeit beim Essen abgesetzt
-Quetiapin eingeschlichen
-zusammen mit Quetiapin auch Duloxetin eingeschlichen, aber Duloxetin nach 2 Wochen abgesetzt und zu Sertralin gewechselt
-Und dann habe ich quetiapin und sertralin zusammen eingenommen, es aber ausgeschlichen nach kurzer Zeit

Es gab eine Phase, in der ging es mir im Nachhinein betrachtet, sehr gut. Ich glaube das war, als ich mit dem Quetiapin und dem Duloxetin angefangen habe. Diese Kombi habe ich vor kurzem wieder ausprobiert, aber es hat nicht geholfen. Nun denke ich, dass die vorherige Einnahme von Abilfy und Elontril mein Gehirn ja auch verändert haben könnte und dies wahrscheinlich auch dazu beigetragen hat, dass es mir besser ging.

Nun versuche ich herauszufinden, was mir, in welcher Kombination, in welcher Dosierung von den oben genannten Medikamenten geholfen hat. Maggi, du kennst dich doch so gut aus mit der Wirkungsweise von Medikamenten, hast du eine Idee??

Kennt ihr diese Wahnstimmung?

Achso, mein Vater hat die gleichen Symptome wie ich. Er hatte vor 15 Jahren eine einjährige Psychose mit Verfolgungswahn und hat eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert bekommen. Seitdem hatte er nie wieder eine akute Psychose, aber die Symptome, die mich einschränken, hat er auch.

Viele Grüße
 
Ich sag mal so: wenn Du das alles auch ohne Tabletten hast, dann hast Du garantiert was in Richtung Depression oder Negativsymptomatik. Wenn das aber von den Tabletten kommt, dann müsste man da was verändern.
 
Ich nehme auch 100mg Sertralin, aber so wie von dir beschrieben kenn ich nicht
 
Ich habe 4 Jahre keine Medikamente genommen und hatte diese Symptome. Seitdem ich seit 2 Wochen das Sertralin einnehme, haben sich meine Symptome verschlechtert, also ich bin total vergesslich und verpeilt geworden und meine Wahrnehmung ist schlechter. Der Arzt sagt, es seine eine Erstverschlimmerung. Ich weiß es nicht. Entweder so, oder ich komme der Psychose immer näher.

Aber diese eigenartige Wahrnehmung geht doch eher in Richtung Positivsymptom. Ich sehe alles so komisch, als sei ich nicht richtig wach, als sei alles unecht manchmal. So hat das keiner der depressiven Patienten in der Klinik beschrieben. Und dieses Misstrauen allen gegenüber hat auch eher nichts mit Depression zu tun. Ich habe aufjedenfall ein Angstproblem und das schon mein ganzes Leben lang und da mein Vater schizophren ist und wir uns so ähnlich sind, denke ich, dass es bei mir auch in diese Richtung geht. Es fühlt sich wie ein lebenslanger Kampf an mit Antidepressiva, Psychotherapie, Meditation etc., um nicht psychotisch zu werden. Manchmal klappt es gut, manchmal denke ich, dass das nicht mehr lange gut geht wenn ich wieder so intensive Ängste habe.

Ich denke, dass diese Erkrankungen alle ineinander übergehen. Ich hoffe, dass mein Versuch mit Sertralin klappt und es nicht schon zu spät dafür ist und ich nun auf Antipsychotika angewiesen bin. Ich denke das Antidepressiva gut vor einem Ausbruch einer Psychose schützen können, aber nur, wenn man da nicht schon zu tief drin steckt, andernfalls würde es eher einen Ausbruch beschleunigen.
 
Ich nehme auch 100mg Sertralin, aber so wie von dir beschrieben kenn ich nicht
Bist du nicht vergesslich und unkonzentrieter dadurch? Und hast du auch keine Derealisation dadurch?

Naja ich warte noch ab, mein ganzes Leben lang habe ich es nie so eingenommen, wie ich sollte (außer das erste Mal mit 15 Jahren). Dieses Mal mache ich es richtig, um ein für allemal zu wissen, ob es mir hilft. Hoffe, dass es wirklich nur eine Erstverschlimmerung ist
 
Ich habe zum Glück keine Nebenwirkungen dadurch.Wenn dein jetziger Psychiater dir nicht helfen kann hol dir eine Zweitmeinung ein. So wie ich dich verstanden habe, hast du diverse und vorallem unterschiedliche Diagnosen erhalten.Damit würde ich mich nicht zufrieden geben vorallem wenn es dir schlecht geht.
Sertralin hilft sehr gut gegen meine Ängste, aber sie sind auch nicht so schlimm wie deine.
 
Ich habe zum Glück keine Nebenwirkungen dadurch.Wenn dein jetziger Psychiater dir nicht helfen kann hol dir eine Zweitmeinung ein. So wie ich dich verstanden habe, hast du diverse und vorallem unterschiedliche Diagnosen erhalten.Damit würde ich mich nicht zufrieden geben vorallem wenn es dir schlecht geht.
Sertralin hilft sehr gut gegen meine Ängste, aber sie sind auch nicht so schlimm wie deine.
Nimmst du denn noch ein Antipsychotikum oder nur das Sertralin?

Ich war ja sogar bis vor einem Monat für drei Monate in einer Klinik und selbst dort sagte man, dass das bei mir alles sehr diffus sei. Und ich weiß, dass im Vorfeld, bevor die Schizophrenie ausbricht, die Betroffenen oftmals diffuse Symptome haben oder eben diese Wahnstimmung, dass alles so bedrohlich auf einen wirkt. Ich bin damit durch. Ich laufe zu keinen Ärzten mehr. Jeder sagt was anderes. Letztendlich bewege ich mich im Kreis. Ärzte wissen selbst nicht, was mir fehlt und wie sie mir helfen können. Ich nehme es jetzt selbst in die Hand und versuche mittels 2 oder 3 Medikamenten, niedrig oder mittelhochdosiert, meine Kombi zu finden.
 
Ich nehme noch 2mg Risperidon.

Ich versteh deinen Unmut gegenüber den Ärzten.Ich hoffe du findest das Richtige was dir Linderung verschafft.
 
Hallo Apfelschorle,

Du hast sehr gut über Dich berichten können und hast ein gutes Bewusstsein für Dich selbst und Deine Gefühle und kannst Dich auch mit Abstand beobachten.

Dieses Bewusstsein und der Abstand zu dem Fluss an Gedanken und Emotionen ist eine große Qualität, die es weiter zu entwicklen gilt. Das ist der Schlüssel für die Freiheit. In dem Bewusstsein der Vergänglichkeit der Empfindungen, Gefühle und Gedanken entsteht Gelassenheit. Angst ist eine vergängliche Körperempfindung. Sie hat nichts mit Dir zu tun, wenn Du sie mit Abstand beobachten kannst. Dann trägst Du sie ab, denn sie vergeht immer wieder von selbst. Je weniger Du Dich damit indentifizierst und so schneller vergeht sie, und irgendwann vergeht sie für immer, wenn Du nicht mehr darauf reagierst. Das ist ein Naturgesetz. Der Buddha nannte es Dhamma.

Medikamente machen das Gegenteil. Sie nehmen Dir Dein klares Bewusstsein für Dich selbst. Du beginnst unbewusst stärker mit Abwehr zu reagieren und damit multiplizierst Du die Angst und alle anderen negativen Emotionen. Unter der Decke der Medikamente entsteht Chaos. Deine Energie wird sinken. Denn Bewusstsein ist Energie.

Zudem greifen Medikamente auf der physischen Ebene Dein Gehirn an, Deine Organe, Dein Stoffwechsel, Deine Nerven, sie machen Dich abhängig. Dein Körper und Dein Gehirn wird sich dagegen wehren, denn Du möchtest denken und fühlen können. Nun kämpfst Du mit den Emotionen und den Medikamenten, und Dein Körper und Deine Energie werden damit weiter geschwächt.

Erhalte Dir Dein klares feines Bewusstsein. Deine Akzeptanz für Dich ist Deine Qualität und Deine Stärke.

Es gibt so viele heilsame Wege, Mittel und Methoden Dir Deine Schwere zu erleichtern...meide den Minotaurus und suche Dir lieber Deine weißen Einhörner die Dich zum Licht bringen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nun versuche ich herauszufinden, was mir, in welcher Kombination, in welcher Dosierung von den oben genannten Medikamenten geholfen hat. Maggi, du kennst dich doch so gut aus mit der Wirkungsweise von Medikamenten, hast du eine Idee??
@Apfelschorle ,
ich habe das irgendwie verpasst und versuche es nach dem Lesen zu beantworten.
Vielleicht wenn du das liest kannst du dich ja kurz zurückmelden, wie es dir derzeit geht und wie dein aktueller Stand so ist?
 
Da ich wie gesagt, nicht mehr wusste, wer ich bin und was das Medikament mit mir macht, habe ich es vor 4,5 Jahren weggelassen. Okay, es nicht mehr einzunehmen lag auch daran, dass mir da erstmals die Verdachtsdiagnose schizzoaffektive Störung gestellt worden ist.

Die schizzoaffektive Störung wurde von meiner festen Psychiaterin nie anerkannt. Auch die anderen Psychiater, die ich danach aufsuchte, konnten die Diagnose nicht nachvollziehen.
Ich finde mich bei deiner Symptombeschreibung auch wieder und hab mit etwa 18 ein Medikament wie Sertalin bekommen, Citalopram ist praktisch sehr ähnlich. In einer kleinen Minidosis, dazu Doxepin, was auch ein Antidepressivum ist, welches eher müde und locker / entspannt macht.
Diese Probleme mit meinem sozialen Umfeld hatte ich auch, was sich durch die Erkrankung verändert hat, wo ich jetzt zumindest selbstbewusster bin ohne derartig schüchtern wie früher zu sein.
So etwas kann die Prodromalphase, also die Vorphase der Psychose sein, bei mir waren da etwa Depressionen und starke Rückenverspannungen im Spiel, wobei eben keine richtigen Akutsymptome aufgetreten sind, aber ich mich von den Antidepressiva her auch verändert gefühlt habe, etwas aufgepusht, was mit der Zeit immer abgedrehter wurde.
Dann anfang 20 ist die Psychose akut ausgebrochen, erst hat es paranoide Psychose geheißen, später ist gemischte schizoaffektive Störung die Diagnose gewesen, welche die F20 praktisch als Zusatzdiagnose einschließt.

Bis hierhin habe ich geantwortet
jetzt erst folgende Passage:
Nun, jetzt mal zu meinen Symptomen.
Ich habe ein total schlechtes Gedächtnis und Zeitgefühl, wenn ich an Ereignisse aus der Vergangenheit zurück denke, fehlt mir das Gefühl dafür, es ist, als hätte ich das garnicht selbst erlebt. Außerdem vergesse ich Dinge, die ich eigentlich wissen müsste. Es ist möglich, dass ich sie immer noch weiß, aber einfach nicht mehr abrufen kann.
Meine Umgebung wirkt oft leblos und fast durchgehend sehe ich alles so, als sei ich betrunken, dadurch kann ich auch nicht ganz klar denken, ich habe keinen roten Faden mehr, alles fließt ineinander über. Manchmal habe ich das Gefühl keine Kontrolle mehr darüber zu haben, was ich erzähle, erzähle dann manchmal in meinem Redefluss etwas, dass ich hinterher bereue. Es ist alles so ungeordnet in meinem Kopf.
Ich habe oft Denkschwierigkeiten, als sei das Denken blockiert. Auch das flüssige Sprechen fällt mir dann schwer. Manchmal habe ich das Gefühl, nicht auf den Punkt kommen zu können und drumherum zu reden.
Ich kann Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden.
Ich kann keine Entscheidungen mehr treffen.
Ich habe keinen Appetit.
Ich kann nicht Lernen.
Ich habe Konzentrationsstörungen.
Ich leide an Reizüberflutung.
Diese Vergesslichkeit hatte ich auch, dass mir frühere Filme die ich gesehen, mir beim wiederholten Ansehen neu oder anders vorgekommen sind, wobei ich das auf einen Ski Urlaub zurückgeführt habe, bei dem ich mit dem Kopf etwas schwerer aufgeschlagen bin.
Vergesslichkeit gibt es auch als Symptom der Erkrankung und im Vorfeld wurde ich auch immer vergesslicher, wenn ich zum Beispiel etwas nach der Arbeit einkaufen sollte, hab ich das immer vergessen. Eher so die Vergesslichkeit für Dinge abseits des Berufes.
Diesen Redefluss hatte ich vor Erkrankungsausbruch auch sehr stark, wobei das dann immer abstrakter und absurder wurde.
Die Gesichtsausdrücke anderer Personen sind mir sehr ins Auge gefallen und alles war wie scharfgestellt von der Sicht der Augen her. Da gab es dann auch Fehlinterpretation von Mimik und Gestik, wo ich dann dachte "ach der hat was gegen mich".
Diese blockierte Denken kenne ich auch, wie wenn sich im Kopf alles anstaut, wie Kopfschmerz, Migräne etwas.
Im Akutfall war das Sprechen auch zerfahren wie wenn man einen sinnlosen Satz an den anderen reiht und in einer Märchenwelt / Traumwelt lebt wo Bücher, Fiktion oder Religion auf einmal real erschienen ist, als ob die Welt um einen quasi auch durchdreht.
Das wichtige von Unwichtigen zu unterscheiden kann auch mit einer Nebenwirkung der SSRI Antidepressiva sein, Serotoninsyndrom und Psychose klingen auch ähnlich, wobei mir gesagt worden ist, dass die Antidepressiva höchstens den Erkrankungsausbruch beschleunigt haben. Meiner Erfahrung nach wirken sich Serotoninantidepressiva darauf aus, also vieles wird Gleichgültig, was auch ein antidepressiver Nutzen sein kann.
Lernen konnte ich auch nichts mehr, hab weder etwas verstanden noch habe ich mich die Zeit genommen, mir wurde alles zu viel. Damals habe ich den Techniker gemacht und das erste Semester verkürzt, weil ich vorher so gut in Naturwissenschaften und so war, also beruflich Begabtenförderung bekommen habe.
Das Technikerstudium konnte ich dann vergessen und selbst da haben sich dann im Unterricht verrückte Dinge abgespielt, wo ich dann überall doppelte Botschaften reininterpretiert habe und von dem, was wirklich gesagt wurde, kaum etwas mitbekommen habe. Wurde immer absurder alles wie, wenn man in einer Zwischenwelt ist oder betrunken.
Reizüberflutung natürlich auch.
Bei mir war das vor 2011, dann ist die Erkrankung ausgebrochen. Vorher eben Depressionen und dieses sich weniger zugehörig fühlen, Unwohlsein, Schüchternheit und ich fühlte mich krank, wobei keine körperlichen Ursachen und so gefunden wurden.

Den darunter liegenden Abschnitt schaue ich mich später an, nur so mal als kleinen Vergleich, da ich mich bei vielen Sachen die du beschreibst, wiedergefunden habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Apfelschorle ,
ich habe das irgendwie verpasst und versuche es nach dem Lesen zu beantworten.
Vielleicht wenn du das liest kannst du dich ja kurz zurückmelden, wie es dir derzeit geht und wie dein aktueller Stand so ist?
Okay, danke.

Also mir geht es nicht so gut. Ich nehme derzeit 50mg Sertralin und merke, dass ist total unkonzentriert damit bin, und total vergesslich, einfach schusselig, schlafe nicht mehr. Meiner Therapeutin ist das auch aufgefallen und sie meinte direkt, ich soll mich mal auf ADHS testen lassen. Ich schiebe es aber eindeutig dem Sertralin zu. Achja, und dieses Betrunkenheitsgefühl ist wieder vermehrt da mit dem Sertralin, ich bin nicht mehr so kontrolliert, bin lockerer, aber auch nicht mehr so aufmerksam, falle den Leuten ins Wort, meine Emphatie ist weg, fühle generell weniger, wirke nach außen hin lustiger und besser drauf, aber das täuscht, ich fühle mich berauscht und garnicht bei mir selbst. Ach und mein Tinnitus ist extrem laut geworden.

Hab heute das erste mal 150 mg Elontril dazugenommen. Und es nicht groß bemerkt.

Ich ergänze nochmal kurz, weshalb ich angefangen habe mit den Medikamenten
-Ich bin in einer Art Wahnstimmung, es ist eine diffuse Angst, wie ein Bedrohungsgefühl, aber ohne konkrete Ängste
-habe manchmal paranoide Gedanken z.B. denke ich manchmal, dass mich jemand vllt über die Kamera meines Handys sehen kann oder mich jemand über mein Handy abhört, weiß aber irgendwie, dass das unwahrscheinlich ist, aber das unsichere Gefühl bleibt
-Auf der neuen Arbeitsstelle denke ich, dass mich keiner mag und mich alle für unfähig halten
-Bin misstrauisch
-ich fühle mich oft so leer und alles um mich herum kann ich zwar visuell wahrnehmen, aber ich fühle es nicht, es ist, als sei ich nicht richtig da, nicht richtig wach (denke es ist ein Depressionssymtom oder Negativsymptom).. Also keine richtige Vorfreude, Freude, Appetit, Geborgenheits oder Genussgefühl
- Ich habe kognitive Einschränkungen, kann nichts neues Lernen
-schlechtes Zeitgefühl, Erinnerungsvermögen
-komme nie zur Ruhe, ich glaube ich bin noch nie in meinem Leben zur Ruhe gekommen, schon im Kindesalter war ich irgendwie immer weg, der Kopf ist immer am arbeiten

Ich denke, ich bin schizophren, so wie mein Vater auch. Bislang hat mich nur eine Ärztin eine schizzoaffektive Störung auf Verdacht diagnostiziert, alle anderen gehen eher in Richtung Depression, Angststörung, Dysthymie, Derealisationssyndrom.. klar, bin noch nie so offensichtlich abgedreht, aber ich bin dem Wahn doch sehr nahe und das fällt ja nicht direkt auf am Anfang. Wenn ich mich mit meinem Vater unterhalte, wir haben genau die gleichen Symptome. Ich bin sicher, dass es bei mir in diese Richtung geht, aber wie gesagt, der Name der Erkrankung ist ja eig egal, Hauptsache ich finde die richtige Mischung mal. Möchte nicht mehr so isoliert sein. Habe alle Freunde verloren und bin seit 10 oder 15 Jahren alleine.

Achso zur Nacht nehme ich 12,5mg Quetiapin, weil ich durch das Sertralin nicht mehr schlafen kann.

Fühle mich insgesamt schlechter mit den Medikamenten als ohne
 
@Apfelschorle
Es klingt so ähnlich wie bei mir. Mir gab man am Anfang die Diagnose "paranoide Psychose", wobei du da auch viele dieser Symptome hast. Später "gemischte schizoaffektive Psychose", wo die "paranoide Psychose" mit eingeschlossen ist.

Wie man es nennt, ist im Grund egal, ich gehe also auch davon aus, dass es eine Psychose ist.

Elontril (Bupropion) ist an sich ein sehr guter Wirkstoff, ich empfehle das auch.

Das Sertalin ist ein SSRI Antidepressivum, ähnlich dem Citalopram was ich auch habe. Diese Medikamente können im Akutfall die Symptomatik verstärken und da würde ich dir erstmal eher raten darauf zu verzichten. Etwa erschwert es, dass man Wichtigen von Unwichtigen trennen kann, Merkfähigkeit und andere Symptome werden da eher verstärkt. Es dämpft die Libido und emotionale Wahrnehmung, was zum Teil bei einer Psychose auch gut sein kann.

Quetiapin hast du ja mit 12,5mg eine Minidosis.
Ich würde dir empfehlen, möglichst bald die 5mg Aripiprazol(morgens) einzunehmen und auf das Quetiapin zu verzichten.
Elontril(Bupropion) weiter einnehmen und später im Verlauf der Therapie auf 300mg steigern.
Erst dann wieder zu etwas Sertalin greifen, um etwa Emotionen etwas zu dämpfen, oder falls du vom Elontril Nebenwirkungen wie Verstopfung oder Miktionsstörungen bekommen solltest.

Bisschen auf die Körperpflege und so achten, weil die Medikamente auch den Schweißgeruch verändern können.

Später könntest du das mit der Intervalltherapie so machen wie im Forum beschrieben, da bräuchtest du das Aripiprazol nur etwa ein bis zwei Wochen am Stück einnehmen, alle 1-3 Monate. Etwa sind so starke Angstsymptome wie du es beschreibst klare Positivsymptome, was mit dem Aripiprazol sehr schnell weggeht. Solche Symptome treten im Akutfall auf, da brauchst du spätestens ein Neuroleptikum, um so etwas abzufangen.
 
Ok danke für deine Einschätzung, Maggi.

Diese akuten Ängste habe ich zum Glück nicht immer, manchmal Wochen oder Monate gar nicht, und oft nur akut z.B. an dem Abend und am nächsten Morgen ist wieder alles gut, aber die negativen Symtome sind immer da. Und diese Anspannung, wenn ich das Haus verlassen und diese latent vorhandene Angst ist immer da.

Bin mit dem Sertralin schon mal runter auf 25mg gegangen und fühle mich wieder klarer im Kopf und kann auch wieder schlafen.

Eine Frage habe ich noch. Meinst du ich kann das Abilify gegen das Quetiapin austauschen oder wird das deiner Meinung nach nicht mehr so gut funktionieren?

Sonst brauche ich noch zusätzlich was zum Schlafen und das wäre dann schon echt viel an Medikamenten.

Liebe Grüße
 
Das Quetiapin solltest du problemlos mit Abilify tauschen können. Abilify muss morgens eingenommen werden.
Bezüglich des Schlafs sollte dieser bei 5mg Abilify sehr gut sein, also das müsste sich einpendeln.
An sich ist 5mg Abilify die kleinste Tablettendosierung, aber sollte von der antipsychotischen Wirkung her völlig ausreichen.
Das Quetiapin hattest du ja in einer zu kleinen Dosis, um antipsychotisch wirksam zu sein.

Das Elontril macht zwar wach und kann Einschlafstörungen machen, was aber unter dem Abilify kein Problem sein sollte. Abilify hat meinen Schlaf immer sehr gut gefördert, also besser als andere Schlafmittel, die man normal abends einnimmt.
Wenn du das Elontril weiterhin und zusammen mit Abilify einnimmst, solltest du eventuell dann auch bei Sertralin bleiben können, da sich das dann positiv auswirken kann. Wegen der Verstoffwechslung würde ich eher zu Citalopram(SSRI) statt Sertralin(SSRI) raten, aber klappt eventuell auch mit dem Sertralin. Citalopram wird etwas anders in der Leber abgebaut, wo Sertralin Auswirkung auf den Abbau anderer Medikamente haben kann und das dann den Medikamentespiegel von Abilify steigern könnte. Von daher würde ich eher zu Citalopram gehen, was von der Wirkung her im Grunde gleich ist.
 
Hallo,

Ich habe bislang noch keine diagnostizierte Schizophrenie, aber ich habe seit mehreren Jahren negative Symtome, Reizüberflutung, eine Art Wahnstimmung, paranoide Gedanken, die ich größtenteils überprüfen kann (also bislang noch keine akute Psychose, die nach außen hin aufgefallen wäre).

Ich bin schon seit ca. 15 Jahre krank. Mit 15 Jahren hat alles angefangen. Da hatte ich eine soziale Phobie, die mit Psychotherapie und dem Antidepressiva Sertralin behandelt wurde. Das Medikament hat mir damals sehr gut geholfen. Ich habe es 3 Jahre lang eingenommen und dann langsam abgesetzt. Die darauffolgenden 15 Jahre nahm ich immer wieder phasenweise mal das Sertralin ein, weil die Phobie zwar weg war, aber ich immer noch Probleme im zwischenmenschlichen Bereich hatte. Die habe ich seitdem ich denken kann. Am liebsten hätte ich mich damals in der Schule und auch heute noch auf der Arbeit unsichtbar gemacht. Die phobische Angst (die Angst vor der Angst), ist zwar weg, aber immer noch bin ich total gehemmt, ängstlich und zurückhaltend im Umgang mit Anderen, insbesondere, wenn die Personen mir nicht so vertraut sind. Ich habe Angst negativ aufzufallen oder nicht gemocht zu werden. Also verging in den 15 Jahren, glaube ich, kein einziges Jahr, wo ich das Sertralin nicht mal eingenommen habe. Habe es aber immer nur für ein paar Wochen genommen und in einer ziemlich niedrigen Dosierung, sodass ich eigentlich nur die Nebenwirkungen abbekommen habe, die sich in einer Art Betrunkenheitszustand und Aufgedrehtsein geäußert haben, wodurch meine Angst nicht mehr so spürbar war. Ich wusste garnicht mehr, wer ich eigentlich wirklich bin durch die ständige Einnahme. Manchmal hatte ich auch paranoide Gedanken, wenn ich mit dem Sertralin gestartet habe, so habe ich z.B. hinter den Vorgängen und unterm Bett nachsehen müssen, ob sich dort jemand versteckt, obwohl ich aber eigentlich wusste, dass da niemand sein konnte. Da mir das Sertralin aber, als ich 15 Jahre alt war, so gut geholfen hat, war ich einfach der Überzeugung, dass mir das Mittel helfen muss und dass es sich um eine Erstverschlimmerung meiner Angststörung handelt. Im Nachhinein denke ich, dass es mir mehr geschadet als geholfen hat.

In den 15 Jahren war ich immer wieder beim Psychiater, sogar bei mehreren, und es wurden Diagnosen gestellt, mit denen ich mich nie zu 100% identifizieren konnte, Angststörung, Dysthymie, ängstlich-vermeidente Persönlichkeitsanteile, Derealisationssyndrom, Depression. Jeder Arzt sagte was anderes.

Da ich wie gesagt, nicht mehr wusste, wer ich bin und was das Medikament mit mir macht, habe ich es vor 4,5 Jahren weggelassen. Okay, es nicht mehr einzunehmen lag auch daran, dass mir da erstmals die Verdachtsdiagnose schizzoaffektive Störung gestellt worden ist.

Die schizzoaffektive Störung wurde von meiner festen Psychiaterin nie anerkannt. Auch die anderen Psychiater, die ich danach aufsuchte, konnten die Diagnose nicht nachvollziehen.

Nun, jetzt mal zu meinen Symptomen.
Ich habe ein total schlechtes Gedächtnis und Zeitgefühl, wenn ich an Ereignisse aus der Vergangenheit zurück denke, fehlt mir das Gefühl dafür, es ist, als hätte ich das garnicht selbst erlebt. Außerdem vergesse ich Dinge, die ich eigentlich wissen müsste. Es ist möglich, dass ich sie immer noch weiß, aber einfach nicht mehr abrufen kann.
Meine Umgebung wirkt oft leblos und fast durchgehend sehe ich alles so, als sei ich betrunken, dadurch kann ich auch nicht ganz klar denken, ich habe keinen roten Faden mehr, alles fließt ineinander über. Manchmal habe ich das Gefühl keine Kontrolle mehr darüber zu haben, was ich erzähle, erzähle dann manchmal in meinem Redefluss etwas, dass ich hinterher bereue. Es ist alles so ungeordnet in meinem Kopf.
Ich habe oft Denkschwierigkeiten, als sei das Denken blockiert. Auch das flüssige Sprechen fällt mir dann schwer. Manchmal habe ich das Gefühl, nicht auf den Punkt kommen zu können und drumherum zu reden.
Ich kann Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden.
Ich kann keine Entscheidungen mehr treffen.
Ich habe keinen Appetit.
Ich kann nicht Lernen.
Ich habe Konzentrationsstörungen.
Ich leide an Reizüberflutung.

Nochmal zu meiner Wahrnehnung. Ich denke ich habe eine Art Wahnstimmung. Also irgendwie kommt mir alles so bedrohlich vor, ohne jedoch eine konkrete Angst vor etwas zu haben. Manchmal habe ich paranoide Gedanken, wie zB dass jemand in meine Wohnung eingebrochen sein könnte, ich liege dann in meinem Bett und habe eine Riesenangst, aber ich bin nicht überzeugt davon, dass es so ist, denn sonst würde ich ja die Polizei anrufen. Einmal, als es gewittert hat, hatte ich auch Todesangst, da ich Angst hatte, es nicht zu überleben (ich war zu Hause). Einmal habe ich eine Feldkakerlake in meiner Küche gesehen und habe sie mit einer Lebensmittelkakerlake verwechselt und danach sehr extreme Angst gehabt, dass hinter der Kücheneinrichtung eine Millionen von Kakerlaken sein könnten. Wenn ein Insekt oder gar eine Wespe in meine Wohnung fliegt, verlasse ich die Wohnung vor Angst und muss meine Eltern anrufen. Manchmal, wenn ich im Gespräch mit jemandem bin, bekomme ich plötzlich Angst. Alles wirkt bedrohlich, auch die Person. Ich weiß aber eigentlich, dass von der Person keine Gefahr ausgeht. Meistens passiert das, wenn ich eine Person als unauthentisch erlebe, z.B. wenn jemand gekünstelt nett zu mir ist. Das hat alles mit dieser Wahnstimmung zu tun, mit diesem durchgehenden Bedrohungsgefühl. Ich bin ohnehin schon durchgehend in einem Bedrohungszustand, da reicht dann eine Kleinigkeit aus, und ich bekomme fürchterliche Angst. So schlimm ist das jetzt glaube ich seit 5 Jahren. Ich denke, ich muss nur in eine Situation kommen, die mir wirklich extreme Angst macht, dann drehe ich durch und werde wahnhaft.

Ich habe eine neue Arbeitsstelle. Dort habe ich das Gefühl, dass meine Arbeitskollegen mich nicht mögen und mich für unfähig halten. Auf der alten Arbeitsstelle hatte ich das nicht mit den mir anvertrauten Kollegen, naja, da fing es eigentlich schon an, nach einer akuten Stressphase. Mit meiner Arbeit bin ich nicht mehr klar gekommen und seit nun einem halben Jahr arbeitsunfähig. Mir wurde alles zu viel. Ich konnte mich schlecht konzentrieren und habe mich zu sehr in Nebensächliches vertieft, habe zu akribisch gearbeitet und bin dann nicht mehr hinterher gekommen. Außerdem konnte ich garnicht mehr selbstbewusst Auftreten und das war mir total peinlich. Und dieses Gefühl, alle sind gegen mich, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich mir das nur einbilde. Aber ich hatte so Angst, dass die anderen mir das haben ansehen können, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich war immer total angespannt und habe meine Antennen ausgefahren, die nach Hinweisen gesucht haben, dass man mich für eigenartig oder unfähig hält.

Als mein damaliger Freund bei mir geschlafen hat, mit dem ich noch nicht so lange zusammen war und ich ihm scheinbar noch nicht vertraut habe, hatte ich Angst, er könnte mich im Schlaf erwürgen oder mich beklauen, während ich schlafe. Aber ich wusste, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass das passiert. Also habe ich versucht einzuschlafen.

Generell bin ich sehr misstrauisch geworden und habe oft paranoide Gedanken. Ich stelle sie kognitiv dann nach einem Realitätscheck immer richtig, aber das Angstgefühl bleibt trotzdem oft zurück.

Meine Symtome werden schlimmer, wenn es dunkel wird. Dann wird dieses diffuse Bedrohungsgefühl stärker, ist ja klar, in der Dunkelheit wird die visuelle Wahrnehmung beeinträchtigt, man könnte also in einer Gefahrensituation nicht mehr so schnell reagieren, so erkläre ich mir das jedenfalls mit der verstärkten Angst in der Dunkelheit. Das haben viele Kinder. Ich habe das heute noch.

Also ich empfinde es so, als lebe ich in einer Zwischenwelt. Ich bin zwar nicht akut psychotisch, aber ganz in der Realität befinde ich mich auch nicht mehr.

Ich habe auch schon mal 5mg Abilify eingenommen. Das hat mich ziemlich gefühlstot gemacht, zumindest dachte ich das damals. Ich habe nicht mehr so viel gelacht und hatte keine Lust mehr zum Reden, wenn ich mich nicht täusche. Quetiapin 75 mg unretardiert, habe ich auch mal eingenommen, davon habe ich aber beim Einschlafen ziemlich starke Zuckungen in den Beinen bekommen und in meinem Kopf war es aufeinmal mucksmäuschenstill, was mir Angst gemacht hatte. Ich höre mich eigentlich schon immer selbst denken, immer höre ich mich im Kopf brabbeln, das war aufeinmal weg. Ich dachte ich würde wie ein Zombie herumlaufen, was mir aber nicht von Dritten nicht bestätigt wurde. Ingesamt schien es aber etwas Ordnung in meinem Kopf herzustellen. Ich glaube ich konnte mich besser konzentrieren. Auch war das Bedrohungsgefühl besser, glaube ich. Aber während des Tages habe ich bemerkt, wie die Wirkung vom Quetiapin nachlässt, denn aufeinmal war ich wieder wie betrunken im Kopf und beim Einschlafen habe ich eine Stimme gehört, die mir sagte: guck mal hier. Das hat mir eine solche Angst gemacht, dass ich das direkt wieder abgesetzt habe. Beim Absetzen hatte ich tagelang schlimmste Derealisationen. Ich dachte, jetzt ist es so weit. Ich musste mich extrem zurückziehen und mich keinen Reizen aussetzen.

Nun.. nehme ich wieder, seitdem ich in der Klinik war, das Sertralin und ich fühle mich wieder so schlecht wie die Jahre zuvor. Ich kann mich überhaupt nicht mehr konzentrieren, bin wie betrunken, mein Bedrohungsgefühl ist stärker geworden, ich kann nicht mehr schlafen.

Einmal habe ich innerhalb kürzester Zeit folgende Medikamente in der Klinik erhalten:
-Ca. 2 Wochen Abilfy, wegen o.g. Nebenwirkungen abgesetzt
-3 Tage Elontril, wegen Geschmacklosigkeit beim Essen abgesetzt
-Quetiapin eingeschlichen
-zusammen mit Quetiapin auch Duloxetin eingeschlichen, aber Duloxetin nach 2 Wochen abgesetzt und zu Sertralin gewechselt
-Und dann habe ich quetiapin und sertralin zusammen eingenommen, es aber ausgeschlichen nach kurzer Zeit

Es gab eine Phase, in der ging es mir im Nachhinein betrachtet, sehr gut. Ich glaube das war, als ich mit dem Quetiapin und dem Duloxetin angefangen habe. Diese Kombi habe ich vor kurzem wieder ausprobiert, aber es hat nicht geholfen. Nun denke ich, dass die vorherige Einnahme von Abilfy und Elontril mein Gehirn ja auch verändert haben könnte und dies wahrscheinlich auch dazu beigetragen hat, dass es mir besser ging.

Nun versuche ich herauszufinden, was mir, in welcher Kombination, in welcher Dosierung von den oben genannten Medikamenten geholfen hat. Maggi, du kennst dich doch so gut aus mit der Wirkungsweise von Medikamenten, hast du eine Idee??

Kennt ihr diese Wahnstimmung?

Achso, mein Vater hat die gleichen Symptome wie ich. Er hatte vor 15 Jahren eine einjährige Psychose mit Verfolgungswahn und hat eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert bekommen. Seitdem hatte er nie wieder eine akute Psychose, aber die Symptome, die mich einschränken, hat er auch.

Viele Grüße
Vieles davon klingt für mich nach Derealisation/Depersonalisation, sprich Dissoziation.
 
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