Hallo @Maja,
das mit der Psychose und Krankheitseinsicht ist so eine Sache. Die Therapien und Medikamente können schon sehr in die Substanz gehen und das dauert auch erstmal bis die Wirkung soweit da ist, damit man von diesen Wahngedanken runterkommt. Das ist auch für deine Schwester eine ganz neue Situation, da man mit den Medikamenten im Vergleich zu vorher sehr verändert ist und man erstmal schauen muss wie man damit klarkommt. Da die Symptome an sich in der Akutphase sehr realistisch wirken, sollte man als Außenstehende das als Teil der Erkrankung verstehen und annehmen, ohne direkt Druck anzuwenden, das deine Schwester sich jetzt von einen Tag auf den Anderen um 180Grad wenden soll.
So etwas bis man diese Symptome als Erkrankte/r besser einordnen kann braucht erstmal Zeit, was bei einer richtigen Psychose sich auch über Jahre hinziehen kann. Bei einer drogeninduzierten Psychose sind glaube ich die Heilungschancen insgesamt besser, aber es kann sich trotzdem um eine chronische Verlaufsform handeln wenn das später wiederkommt.
In der Klinik bekommt man Neuroleptika/Antipsychotika welche das Dopamin senken/blockieren, damit werden diese Positivsymptome wie Halluzinationen besser und das Akute ist relativ schnell weg oder zumindest abgeschwächt. Dabei bekommt man normal auch als Betroffene/r so eine Psychoedukation(Kurs) wo man das mit den Medikamenten besser erklärt bekommt um zumindest ungefähr zu wissen was da auf biochemischer Ebene mit einen abgeht.
Da deine Schwester jetzt so 2 Wochen in geschlossener Behandlung ist, wird man wenn die notwendige Krankheitseinsicht da ist eben wieder auf die offene Station verlegt. Das Wort "Krankheitseinsicht" würde ich da wörtlich nehmen, also man hat durch die Veränderungen welche die Medikamente auslösen ein völlig anderes Selbstbild und Wahrnehmung als vorher, auch wenn das andersherum ein Extrem darstellt, sieht man mit der Zeit ein das diese Symptomatik von der Psychose oder von den veränderten Botenstoffen kommt. Es kann trotzdem schwer fallen das abzulegen aber mit den Medikamenten fällt das leichter. Wenn man etwa als chronisch Betroffener die Medikamente absetzt, dann treten wieder Symptome auf und diese Krankheitseinsicht lässt nach, weil man dann auch stärker an so Hokuspokus glaubt.
Die Medikamente schaffen da zu beginn der Behandlung das gegenteilige Extrem zur Psychose und von daher kann man sich selbst so kaum akzeptieren, weil das auch mit großen Einschränkungen durch die Medikamente verbunden ist. Gerade die Negativsymptome der Erkrankung schränken einen da ein, was Teils von den Medikamenten noch begünstigt wird.
Positivsymptome wie Halluzinationen sind dagegen mit Neuroleptika sehr gut behandelbar, Negativsymptome sind im Grunde die einschränkenden Symptome wie Konzentrationsstörungen.
Es wäre vielleicht gut wenn du ihr da Mut machst, dass sich ihre Situation mit der Zeit wieder bessern und normalisieren wird, aber sie das erstmal so annehmen muss als gesundheitliche Einschränkung wo man eben erstmal auf diese Medikamente angewiesen ist, was später und im Verlauf der Klinikaufenthalts dann normal auf eine geringere Erhaltungsdosis reduziert wird. Das wird meistens erst reduziert wenn man die notwendige Krankheitseinsicht hat, damit man diese Medikamente dann auch freiwillig auf offener Station einnimmt. Das kann also 6-8 Wochen dauern bis man dann ganz nach Hause kann.
In der Situation kannst du erstmal wenig machen und solltest schauen wo du ihr helfen kannst. Das mit dem Hund hört sich nach einen Wahn an, wenn sie da so fordernd ist, es ist ja auch ein sehr schlechter Zeitpunkt dafür. Wäre die Frage wie sie darauf kommt? Ein Hund bedeutet ja auch Verantwortung zu tragen, vielleicht solltest du das ihr auf dieser Art erklären, das sie erstmal schauen muss wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen kann bevor sie über die Anschaffung eines Hundes nachdenkt. Sie muss da vermutlich erstmal sehen wo sie selbst bleibt und ob ein Hund überhaupt das richtige für sie ist. Vielleicht glaubt sie ja das der Hund ihr therapeutisch helfen kann und ist deshalb so fordernd.
Wenn das eine Schwierigkeit darstellt und ihr glaubt, dass es von ihr eine krankhafte unüberlegte Forderung darstellt, dann wäre es vielleicht gut wenn ihr die Situation mit einem Psychiater in der Klinik besprecht ob ein Hund in der jetzigen Situation das Richtige für sie ist, meist nehmen Betroffene da eher einen Expertenrat an, von daher würde sich vielleicht so die Situation etwas entschärfen.
Falls das mit den Medikamenten auch später nach der Klinik unangenehm ist, findest du hier im Forum auch eine
Medikamenteempfehlung von mir, welche ihr eventuell später etwas weiterhilft. Das wären aber mehr so meine Erfahrungswerte als selbst Betroffener welche ich da gerne weitergebe. Letztendlich kann das mit den Medikamenten ja auch eine individuelle Sache sein, was auch mit Verlauf und Diagnose zu tun hat, aber es ist zumindest gut zu wissen das es solch eine gut verträgliche Möglichkeit gibt.