Sie hatte mal Probleme damit, wenn ein Ast oder Ähnliches an die Fensterscheibe geknallt ist. Aber ansonsten verträgt sie nicht viel Stress und reagiert extrem empfindlich auf vieles wenn man mit ihr spricht, kann aber auch einfach auf Kritikunfähigkeit oder Ähnliches sein
Das allein ist noch keine Psychose. Da gehört an sich mehr dazu. Du hast ja auch eine Schizophrenie, also welche Symptome treten denn genau auf bei ihr?
So etwas mit dem Ast klingt nach Frühwarnsymptomen, wenn man die Antipsychotika abgesetzt hat und sich nahe an einem Rückfall bewegt. Teils tritt die Psychose ja auch in Schüben auf, das es mal gute oder schlechte tage gibt.
Ganz ohne Medikamente ist es eben schwierig, nur Risperdal fand ich auch die Hölle, also damit hätte ich auf Dauer kaum leben können, also bei ausgeprägter Negativsymptomatik ist Arbeit schwer, unter Antipsychotika ist das ähnlich schlimm wie ohne.
Hat sie denn keine wahnhaften Symptome oder anders, hört sie Stimmen (oder keine Stimmen)?
Was für Symptome hattest du und ist es bei euch beiden ähnlich vom Inhalt von euren überzeugungen?
Arbeit ist schön, das sollen jene machen, die arbeiten können. Betroffene müssen erstmal auf die Beine kommen, was keine Frage von Wochen oder Monaten ist, sondern Jahre dauern kann und sie steht eben da am Anfang ihrer Erkrankung.
Du solltest auch verstehen, dass du auch Kritikunfähig wirkst, da du ja sie Praktisch in eine Arbeit bringen willst, ohne dass sie überhaupt in der Nähe davon ist und am Anfang ihrer Erkrankung steht.
Von daher wäre Schritt für Schritt eben wichtig, dass du dich als kein Feind deiner Schwester positionierst und damit das Restvertrauen verspielst, sondern ihr dort hilft, wo es ihr keine zusätzliche Belastung ist, was Arbeit für Schizophrenen ist oder sein kann. Vollzeitjob ist für Betroffene auf Dauer fast unmöglich und sie braucht viel mehr Zeit für sich, um überhaupt eine gute Therapie und Medikamente zu finden, bzw. annehmen zu können. Arbeit als Tagesstruktur kann sie auch in Ehrenämtern leisten ohne Geld dafür zu bekommen, es geht eher darum das deine Schwester abgesichert sein muss ob nun durch Bürgergeld oder EM-Rente. Hat sie gearbeitet vor der Erkrankung? Man muss da auch rechtzeitig Antrag für Rente erstellen, damit sie keinen Rentenanspruch verliert.
Ist für dich sicher schwer, wenn mehrere in der Familie erkrankt sind, aber das narzisstische ist eben bei Schizophrenie auch ein gegenseitiges Problem, da sich Betroffene (ich eingeschlossen) unter starken Erkrankungsdruck wenig sagen lassen und zu sehr glauben das ihre Sichtweisen und Wege die Richtigen sind.
Gibt viele Betroffene bei Schizophrenie oder bipolarer Störung, die bei Ersterkrankung besonders Suizidgefährdet sind und wenn du meinst, mit Druck bezüglich Arbeiten weiterzukommen, solltest du dir bewusst sei das du für keinen Suizidversuch deiner Schwester verantwortlich sein möchtest.
Jeder Betroffene braucht Zeit diese Diagnose anzunehmen.
Die
Medikamente-Empfehlung kann helfen das sie wieder Teil oder später auch Vollzeit arbeiten kann, aber bis man so weit ist und die entsprechende Therapie und Medikamente bekommt das dauert seine Zeit und erfordert das deine Schwester überhaupt eine Therapie richtig annehmen kann.
Schau dir bitte mal die
Nebenwirkungstabelle an. Da siehst du das Risperidon und Clozapin was du hattest, mit die unverträglichsten Wirkstoffe sind. Deine Schwester hat also viele andere Antipsychotika zur Auswahl, die ja als Monotherapie normal eingesetzt werden. Aripiprazol oder das von dir erwähnte Cariprazin wäre erstmal die leichteste und beste Möglichkeit da sie das von den Nebenwirkungen, da sie das dann bestimmt leichter als Risperidon annehmen kann. Da findet sich sicher etwas.
Hier eine etwas ältere Übersicht die du als Foto auch ausdrucken kannst um ihr den Unterschied aufzuzeigen zwischen dem Risperidon (was sie hatte) und dem Cariprazin (Reagila) oder Aripiprazol (Abilify) etwa, die sich als neuere Partialagnoisten anbieten würden. Aripiprazol wäre vorteilhaft für die Intervalltherapie, wenn du sie wirklich in Arbeit bringen möchtest, da ich dich beim Cariprazin schwer sagen kann, ob die gleichen Wechselwirkungen da sind und man beim Aripiprazol eben da ein Gesamtkonzept
Intervalltherapie (Kurzversion 2) hat.
Weitere sehr gut verträgliche wie Brexpiprazol und Lurasidon werden aktuell in Deutschland meines Wissens noch nicht übernommen, aber in Österreich und Schweiz kann das anders sein.
Ziprasidon wäre von daher als üblicher Antagonist (Risperidon wäre auch ein Antagonist an D2) dann von der Verträglichkeit eine gute Alternative zu Cariprazin oder Aripiprazol (Partialagonisten an D2), wenn diese etwa zu starke Akathisie machen würden.
Sorry, ist etwas schnell geschrieben und vielleicht etwas provokativ formuliert. Will dir nur zeigen das sie aktuell besonders ihre Familie und dich als Bruder braucht und zusätzlicher Druck was Arbeit angeht in so eine unbehandelten Erkrankungsphase Gift sein kann. Besser wäre also zu schauen, was der Staat ihr an Leistungen gibt und dann, mit einem Minijob oder Ehrenämter, ihr eine flexible Möglichkeit für Arbeit und Tagesstruktur aufzuzeigen. Sie braucht ja auch Zeit, ihre Erkrankung jetzt erstmal zu verstehen und die richtige Therapie zu finden, damit sie sich wohl in ihrer Haut fühlt trotz aller Probleme.
Welche Hobbys und Beschäftigungen hat sie denn? Bei wahnhaften Themen, vor allem destruktiven Themen muss man aufpassen, da helfen Worte weniger, sondern Medikamente und Therapie um Abstand zum Wahnhaften zu finden. Wenn sie erkennt etwa den Fokus auf ihre Gesundheit zu richten ist das viel wert. Sie könnte etwa auch hier im Forum schreiben, da es helfen kann, dass sie über ihre Symptome mit anderen spricht, die man als solches ja auch erstmal anerkennen muss. Völlig ohne Antipsychotika kennt man keine normale Realität oder andere Wahrnehmung als das psychotische.