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Ambitionierte Wissenschaftliche Arbeit: Versuch eines revolutionär neuen Verständnisses der Schizophrenie und Aussich...

@DormantMisery

Ich habe keine Zeit deinen Roman ganz zu lesen.

Vielleicht könntest du das etwas Gliedern und Zusammenfassen worauf du überhaupt hinaus möchtest?

Klingt eher so wie wenn du in einer Art akuten Wahnzustand bist und hier mehr oder weniger zusammenhangslose Gedanken von dir gibst.
Vielleicht hilft dir das Ordnen und Zusammenfassen auch deine eigene Gedankenwelt besser zu verstehen oder hinterfragen.
 
Oha, ja, das klingt nach einem Schub. Da kann man auf die Inhalte auch nicht antworten.

Ein Tipp, nicht auflehnen und die Krankheit bekämpfen, sondern annehmen und lernen damit umzugehen.
 
Pille Palle schrieb:
Oha, ja, das klingt nach einem Schub. Da kann man auf die Inhalte auch nicht antworten.

Ein Tipp, nicht auflehnen und die Krankheit bekämpfen, sondern annehmen und lernen damit umzugehen.
Ein bisschen oder ein bisschen mehr "Schub" ist natürlich mit dabei. Bei den Beiträgen handelt es sich um eine Sammlung von Gedanken während meiner letzten akuten Krankheitsphase. Von daher sind bestimmte Muster erkennbar, die ganz klar in das Schema eines megaloman schizophrenen Wahns fallen. Doch auch ein paar klare Gedanken sind darunter. Ich versuche im nächsten Beitrag mal, zusammenzufassen und zu reflektieren, was dort jenseits von wahnhafter Monotheismus-Kritik und Hass auf das Christentum enthalten ist ...
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Wir sind christlich sozialisiert und Glaubensvorstellungen suchen sich im Wahn verstärkt einen Kanal. In einem Moment ist man Gott und im nächsten der Teufel.

Andere sehen Engel oder suchen ihr Heil in Geistführern und anderen Formen der Esoterik.

Fakt ist, wir wissen alle nicht was „danach“ auf uns wartet und ich bin auch kein Atheist. Nach meinem Verständnis ist das Bewusstsein unsterblich und wir haben es selbst in der Hand ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen. Ohne jegliche Beeinflussung von außen, nur dem inneren Antrieb folgend.

Das Thema „Loslassen“ und sein Leben anzunehmen ist entscheidend.

Ob Dinge gut oder schlecht sind ist lediglich eine Interpretation und eine Frage der inneren Haltung

Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg finden wirst
 
Pille Palle schrieb:
Wir sind christlich sozialisiert und Glaubensvorstellungen suchen sich im Wahn verstärkt einen Kanal. In einem Moment ist man Gott und im nächsten der Teufel.

Andere sehen Engel oder suchen ihr Heil in Geistführern und anderen Formen der Esoterik.

Fakt ist, wir wissen alle nicht was „danach“ auf uns wartet und ich bin auch kein Atheist. Nach meinem Verständnis ist das Bewusstsein unsterblich und wir haben es selbst in der Hand ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen. Ohne jegliche Beeinflussung von außen, nur dem inneren Antrieb folgend.

Das Thema „Loslassen“ und sein Leben anzunehmen ist entscheidend.

Ob Dinge gut oder schlecht sind ist lediglich eine Interpretation und eine Frage der inneren Haltung

Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg finden wirst
"Gott" und "Teufel" sind beides konstruierte, semantisch unklare Begrifflichkeiten und ich glaube an weder das eine, noch das andere. Meiner Auffassung nach ergibt sich das Bewusstsein aus dem komplexen Zusammenspiel von chemo-elektrischen Signalen, die unsere Neurone zueinander senden und ist das Kontraprodukt der Entropie, also dem Bestreben alles seienden, den Zustand der größtmöglichen Unordnung anzunehmen, weil dies der Zustand des geringsten energetischen Aufwands in der Aufrechterhaltung ist. Unser Bewusstsein endet spätestens dann, wenn nach unserem biologischen Ableben die letzten Neurone unseres Nervensystems aufgehört haben, miteinander zu kommunizieren und wir allmählich beginnen zu verrotten.

Meine Psychose lässt mich nicht glauben, ich sei ein Engel oder Teufel oder tatsächlich göttlichen Ursprungs. Das alles hat sehr stark symbolischen Charakter und ich habe nie an meiner Sterblichkeit als Mensch oder der Begrenztheit meiner Fähigkeiten gezweifelt.
 
Das ist aber eine traurige Sichtweise. An nichts zu glauben, glaube ich allerdings keinem wirklich.

Wenn man sich einmal mit Quantenphysik und Quantenphilosophie beschäftigt, dann fällt einem relativ schnell auf, dass da mehr ist
 
Nicht, dass ich nicht offen für alternative Sichtweisen wäre, aber ich gehe zuerst einmal von dem aus, was ich angesichts von Rene Descartes Leitsatz "cogito ergo sum." und den empirischen Naturwissenschaften "wissen" kann. Transzendental-Philosophie ist ein spannendes und faszinierendes Thema, doch mich tatsächlich zu überzeugen vermag es nicht. Ich glaube, Bewusstsein ist fraktal in sich zusammengesetzt wie diese russischen "Matroschka"-Puppen. Unsere einzelnen Neurone sind sich ihrer bewusst und wir Menschen sind uns unserer bewusst. Genauso glaube ich, dass auch auf einer höheren Ebene ein Bewusstsein existiert. Denn was sind wir Menschen anderes als einzelne Untereinheiten, die miteinander kommunizieren und interagieren in einem globalen System wie die Neurone in unserem Hirn? Doch welche Rolle unser individuelles menschliches Bewusstsein auf der höheren Ebene der Existenz spielt und ob es systemisch erhalten bleibt nach unserem Ableben, das ist mir ein Rätsel und ich maße mich nicht an, dessen Antwort zu wissen ohne jegliche Anhaltspunkte. Du kannst mich also als einen Agnostiker bezeichnen, wenn du so möchtest.
 
Pille Palle schrieb:
Auch eine Form des Glaubens
Mag schon sein. Aber wir schweifen vom eigentlichen Thema ab.

Es geht eigentlich um Kritik am psychiatrisch normativen System und der Art, wie die Ärzte uns Schizophrenen begegnen.

I.: Hypothese:

Ich denke, dass wir schizophrenen und unsere "Erkrankung" eine ganz bestimmte Rolle spielen in der Gesellschaft und der gesamten Biosphäre. Wenn man die Gesamtheit der Biosphäre als einen einzigen Super-Organismus betrachtet, so könnten wir so etwas wie die Botenstoffe für eine Entzündung in krankem Gewebe sein. Schizophrene fassen sich häufig als "Fehler im System" oder "Opfer des Systems" auf. Die Ärzte sprechen von einer "endogenen" Psychose, also einer Psychose, die von innen kommt. Doch ich vermute mal, dass ein jeder Schizophrener eigentlich weiß, dass seine Psychose nicht einfach von innen kommt, sondern systemisch-gesellschaftliche Ursachen hat und primär durch psycho-soziale und sozio-kulturelle wie sozio-ökonomische Umwelteinflüsse geprägt ist. Die Einflussfaktoren sind nur so dermaßen zahlreich, dass der erkrankte sie nicht genau benennen kann oder ihren jeweiligen relativen Einfluss auf das Krankheitsbild einzuschätzen weiß. Die Wahninhalte sind entweder von Paranoia und Vergiftungswahn geprägt, also dass das bestehende System einen schadhaften Einfluss auf den erkrankten ausübt oder eben "megaloman" wie meine eigene Psychose. Man will die Krankheit des Systems überwinden, indem man ein neues etabliert und festgefahrene gesellschaftliche Strukturen umwälzt.

Dass das globale System und unsere Gesellschaft krankhafter Natur sind, das ist gerade nur zu deutlich erkennbar. Wir schlittern auf die drohende Apokalypse zu. Arten sterben wie zuletzt zum Ende der Zeitalter der Dinosaurier und der anthropogene Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Psychische Erkrankungen werden in der gesamten Bevölkerung zum Trend und die metaphysischen Ressourcen der Gesellschaft wie Einfluss oder Wissen sind extrem unausgewogen verteilt zwischen den Teilen der Bevölkerung. Wer ist also "krank"? Wir oder das System oder beide in inter-kausalem Verhältnis? Dass wir nicht einfach "geheilt" sind, wenn man uns Psychopharmaka in den Rachen stopft, das ist doch wohl klar. Es muss sich erst einmal die Gesellschaft verändern, damit wir als Individuen, die die Symptome der Gesellschaft tragen, heilen können.

II.: Kritikpunkt I - Der "Kraepelin'sche Dogmatismus

Seit Emil Kraepelin und Eugen Bleuler die Symptomgruppen der "Dementia Praecox" oder der "Schizophrenie" zusammenfassten und ihre Behandlung begründeten, hat sich in unserer Gesellschaft viel getan. Politik ist anders; Kultur ist anders; die informationelle Revolution fand statt und wir bekamen das Internet. Doch seit die beiden anderen Ärzten davon abrieten, das Phänomen "Wahn" näher zu betrachten und zu erforschen, hat das auch niemand mehr getan. Wir werden mit Pillen behandelt, die in die dopaminergen Systeme unseres ZNS eingreifen, wodurch Wahn und Halluzinationen nachlassen. Danach werden wir für gewöhnlich obdachlos oder landen in sozialpsychiatrischen Wohneinrichtungen und auf dem "2. Arbeitsmarkt" in Behindertenwerkstätten. Eine konsequente Vermittlung in kompetente psychotherapeutische Hände findet in den Psychiatrien einfach nicht statt. Dabei beweisen neuere Studien, dass geeignete Psychotherapie ohne Medikation mindestens genauso wirksam ist wie rein medikamentöse Behandlung. Hier scheint sich das System zu sträuben, eine von ihm abhängige Profit-Quelle aufzugeben, denn die Pharma-Konzerne verdienen ja an unserem Leid und die Ärzte wie Professoren stehen auf den Gehaltslisten eben jener Hersteller von Medikamenten.

III.: Kritikpunkt II - Die "Dopamin-Hypothese"

Als "Ursache" der Erkrankung wird ein dopaminerger Transmitter-Überschuss in verschiedenen funktionellen Arealen des Cortex (Großhirnrinde) betrachtet. Die Ursachen dafür wiederum sollen in unserem Neuro-Genom liegen. Die Genom-Abschnitte und einzelnen Gen-Varianten mit Link zur Schizophrenie sind mittlerweile auf über 100 gezählt. Auf den ersten Blick ergibt das noch Sinn. Symptome folgen aus dem Dopamin-Überschuss. Doch ist die Psychiatrie etwas anderes als beispielsweise die Kardiologie etc.. Sie betrachtet die Krankheit nicht bloß aus dem einen Paradigma, dem organisch-biologischen, sondern auch aus dem psychologisch-geistlichen Aspekt. Das Ursache des Symptoms Wahn/Halluzinationen sind somit nicht die dopaminergen Entgleisungen der jeweiligen Nervenverbindungen. Nein, es handelt sich bloß um zwei Seiten der Medaille ein und des selben Symptoms, einmal aus dem neurobiologischen auf molekularbiologischer Ebene und einmal aus der Psychologie. Sind so viele Mediziner und Psychiater einfach nur dämlich oder sind sie vom System korrumpiert, an dem sie reich werden?
 
Es bräuchte von der Psychiatrie eben Maßnahmen medikamentöser Art sich von alten Denkstrukturen zu lösen.

Dazu zählt die Neuroleptikabehandlung die eben nur eine Seite der Medaille behandelt, was vor allem zur Linderung von Symptomen beiträgt.

Auf der anderen Seite sehe ich den Dopaminmangel den man im frontalen Bereich des Gehirns bei einer Psychose verortet als eines der Hauptprobleme die in der Regel unbehandelt bleiben weil Neuroleptika darauf kaum oder keine positive Auswirkung haben.

Wirksam würde ich das Bupropion also spezielle SNDRI Antidepressiva und eventuell auch ADHS Medikamente bezeichnen, wobei es dazu vernünftige Studien geben muss.
Diese Art von Medikamenten verbessern den Mangel und zielen damit auch eher auf eine Ursache der Erkrankung ab.
Das bedeutet dann auch das man weniger Neuroleptika braucht um die Positivsymptome abzumildern und da wäre dann auch der finanzielle Aspekt der zu Tragen kommt da die Pharmaindustrie und Ärzte die daran profitieren wohl lieber diese Wirkstoffe in Mengen verordnen als in niedrigen Dosierungen welche nahe an einen Placeboeffekt heranragen.
Das bedeutet im Grunde das in dieser Theorie / persönliche Erfahrung von mir Antidepressiva eine wichtigere Rolle als Neuroleptika zukommt und die Psychiatrie insofern die Erkrankung und Ursachen neu bewerten müsste.

Änderungen sind in bestehenden Systemen auch oft ungewollt, also vielleicht auch ein Grund warum die Wissenschaft so skeptisch mit anderen Sichtweisen oder Therapien umgeht.
 
Meiner Meinung nach ist das gesamte Konzept der modernen Psychiatrie sowieso längst hinfällig und bedarf weit gehender Reformierung, wenn nicht gar einer gänzlichen Revolution.

Das deutsche Gesundheitssystem hat in der Psychiatrie ja auch den Gipfel jeglicher Absurdität erreicht. Da trimmt das Schulsystem und die Universitätslandschaft die Leute darauf, den ganzen Tag auswendig zu lernen, um den erforderlichen 1,0-Abi-Schnitt für ein Medizin-Studium zu erreichen, wodurch es Ärzten an psychosozialem Erfahrungs-Pool mangelt, der erforderlich für die Ausübung eines psychologischen oder psychiatrischen Berufes wäre; sie lernen noch eben schnell zu diversen organischen Erkrankungen, die absolut gar nichts mit ihrem Fach zu tun haben zwei größtenteils von Lobby-Maffia und Pharma-Industrie geprägte Diagnose-Handbücher (ICD-X & DSM-X) und die entsprechenden Statistiken auswendig und dann werden diese Leute auf Menschen losgelassen, die ernsthafte psychische Probleme haben. Einfach nur behindert.

Wenn es nach mir ginge, wäre die Psychiatrie ein eigenständiger Studiengang weit abseits der organischen Medizin mit weit mehr Aspekten in Richtung Psychologie und Soziale Arbeit mit Erfordernissen von Praktika und dergleichen in Berufsfeldern, wo man eben auf menschen mit schweren psychischen Erkrankungen trifft. Diese Behandlung von oben herab hat sich in meinen Augen als fatal falsch erwiesen. Wer einmal in seinem Leben einen GAF-Score von unter 70 hatte, studiert nicht Medizin, egal wie intelligent er ist. Ärztlich studierten Psychiatern fehlt einfach das nötige Einfühlungsvermögen für ihren eigenen Beruf.

Dann schreiben sie ihre Promotions-Arbeiten auch noch über Ätiologische Neuro-Genetik, obwohl sie nie zuvor ein Labor von innen gesehen haben und es auch nie wieder danach jemals müssen ...
 
Na ja, ich wollte nur so schnell wie möglich aus der Klinik raus und in aller Regel war ich nie länger als zwei Wochen drin.

Mein Zuhause und meine Familie gaben und geben mir den Halt und die Ruhe die ich brauche. Allerdings bei meinem eigentlichen Thema konnten sie mir auch nicht helfen.

Aus Stuhlkreisen oder Gesprächstherapien habe ich mich auch immer rausgehalten und mit einer Ärztin- die meine Tochter hätte sein können- wollte ich meine innersten Gedanken auch nicht teilen.

Also habe ich mich quasi die letzten drei Jahre selbst therapiert. Viel gelesen und reflektiert. So habe ich eine Haltung und Sichtweise entwickelt, die mich gut klarkommen lässt
 
@DormantMisery ,

das mit den 1er Abitur wäre auch für andere medizinische Bereiche etwas was man aufweichen sollte. Wenn jemand etwa Gehirnchirurg oder andere Operationen durchführen muss, dann müssen auch gewisse handwerkliche Begabungen vorhanden sein.
Da gibt es so einige Dinge die ein 1er Abschluss fürs "auswendiglernen" schwer erfassen können.

Also andere Bewertungssysteme um Studieren zu können . Im beruflichen gibt es etwa Einstellungstests die unterschiedliche Begabungen abfragen welche man sich zum Vorbild nehmen könnte.

Wenn es nach mir ginge würde das ganze von Abitur abkoppeln oder so das man auch über andere berufliche Wege Medizin studieren könnte.

ICD und DSM sind ja im Grunde nur eine Einordnung in bestimmte Schubladen, damit der Mediziner danach Medikamente geben kann, von daher wohl auch die Nähe zur Pharmaindustrie. Selbst die Psychopharmaka sind in Schubladen geordnet nach denen man sich starr richtet. Etwa können Antidepressiva auch bei Stimmungsschwankungen / Reizbarkeit helfen, statt sich darüber Gedanken zu machen verordnen die Psychiater meist Phasenprophylaptika oder auch genannt Antiepilepsiemittel. Wobei die Antidepressiva eben sehr unterschiedlich wirken. Da fehlt es an Forschung. Ganz interessant dazu:
https://www.heise.de/tp/features/Medikamente-und-Gewalt-3388254.html

Es müsste finde ich bei der Diagnose mehr Augenmerk auf dem Verlauf der Erkrankung gelegt werden eine Psychose vielleicht auch eher als ein persönlicher Entwicklungsprozess oder Traumata aufgefasst werden das man auch mit psychologischen Dingen unterstützen kann. Vielleicht gehört ja gerade die Auseinandersetzung mit den Symptomen dazu, da irgendwie dann doch etwas an den Erleben dran ist. Also ich hab ja eine Psychose und denke das man auch mithilfe der Medikamente sich gedanklich und vom Leben her neu ordnen muss.

 
https://www.spektrum.de/news/schizophrenie-gibt-es-nicht/1682902

Ganz interessanter Artikel

@DormantMisery vielleicht siehst du da gewisse Überschneidungen mit deiner Meinung.

Für eine patientenzentrierte Psychiatrie

2016 beauftragte die belgische Regierung eine Expertengruppe aus Forschung und Praxis, die psychiatrische Diagnostik zu prüfen. Deren Fazit 2019: Die kategoriale Diagnostik habe sich weder als zuverlässig noch als valide oder prognostisch aussagekräftig erwiesen. Die Störungskategorien seien nicht naturgegeben, Symptome und Leiden vielmehr vor dem Hintergrund der Biografie und existenzieller oder sozialer Probleme zu verstehen. Sie fordern, bei Diagnose und Behandlung zu berücksichtigen, wie die Betroffenen ihre Symptome wahrnehmen und welchen Sinn sie ihnen zuschreiben.
 
Es handelt sich dabei ja auch nicht bloß um eine neue Studie zum Thema Schizophrenie, sondern um ein Interview mit jemandem, der durch seine Mitarbeit am DSM-V wesentliche Anteile an der Grundsteinlegung des Fundaments psychiatrischer Diagnostik zum Thema Psychosen geleistet hat und seit Jahren eben jene Diagnostik scharf kritisiert und sich mit aller Kraft für uns erkrankte engagiert. Wir haben zur Zeit das DSM-XI, wenn ich mich nicht täusche, und das ist bloß eine Aktualisierung dessen, was im DSM-V und den Versionen zuvor festgelegt wurde. Nur weil die Zeitschrift 'Spektrum Psychologie' diesen Diskurs erst jetzt in einem ihrer Artikel aufgreift, heißt das ja nicht, dass es ihn erst seit gestern gibt. In der deutschen Psychiatrie-Landschaft bekommt man vom Wandel des medizinischen Fachs in unseren europäischen Nachbarländern als Patient so gut wie gar nichts oder eben tatsächlich gar nichts mit, wenn man nicht selbst recherchiert. Was hilft mir zum Beispiel die Diagnose "Paranoide Schizophrenie", wenn meine Wahn-Symptomatik absolut kein einziges paranoides Charakteristikum aufweist und ich abseits meiner Wahnvorstellungen und -Ideen auch keine der anderen gelisteten Positiv-Symptome zeige in meinen Schüben? Klar, den synthetisch-chemischen Neuroleptika ist es egal, wie genau die individuelle Wahn-Symptomatik des Patienten geartet ist und die Psychiater interessiert es mit ihrer "von oben herab"-Behandlung auch nicht groß, aber weiterführend in einer etwaigen Psychotherapie kann diese in meinen Augen grob fahrlässige Einheitsdiagnose "Paranoide Schizophrenie" für alle chronischen und periodischen Psychotiker wie uns beide zum Beispiel dann doch zu groben Missverständnissen und Fehlbehandlungen führen seitens der Therapeuten, vor allem, wenn man sich mit der psychiatrischen Theorie und den relevanten Fächern weniger differenziert auseinandergesetzt hat als Patient als ich. Die Frage, die dann aufkommt und mich beschäftigt, lautet: Wenn es in den Niederlanden, Norwegen und -wenn ich mich nicht täusche- auch Dänemark diesen Fortschritt und dieses Umdenken in den Behandlungs-Dogmen der Psychiatrie gibt, wieso fehlt er bei uns in Deutschland, einem eindeutig nicht weniger wohlhabenden und fortschrittlichen Land gar gänzlich? Könnte es vielleicht mit der maßgeblich großen Beteiligung der Pharma-Riesen an der deutschen Markt-Landschaft und unserem BiP zusammenhängen? Eine Korrelation beider Tatsachen ist jedenfalls evident und das ist keine Verschwörungstheorie. Dort kausale Zusammenhänge zu vermuten ist jedoch Spekulation, aber diese Mutmaßung erlaube ich mir bei einem derart infamen Pharma-Riesen wie BAYER/Monsanto und ihrem Lobby-Netzwerk einfach mal ...
 
Möglich wäre eben auch das etwas vom 3. Reich hängengeblieben ist. Hitler machte ja auch Experimente an psychisch Kranken, hat Bündnisse von Staaten geschlossen um Eugenik zu betreiben, Zwangssterilisation etc.
Ich glaube es gib das bis heute nur in etwas angenehmerer Form, Geld ist vermutlich nur Nebenprodukt dieser Ideologie.

Oder glaubst du das Psychiater nix von Medikamenten wie Bupropion wissen welche gegen Negativsymptome etwas bringen oder besser gesagt die Entscheidungsträger?
Indem die Betroffenen mit Neuroleptika ruhiggestellt werden wird auch deren Zukunft ruiniert. Heilung ist für diese Leute die damals Gaskammern betrieben haben wohl auch nur Nebensache. Damals hat man ja von "Vollidioten" gesprochen, also Schizophrenie zu haben war der geistige Tod.

Von daher also auch kein Wunder das es keine Reformierbarkeit gibt. Hitler hat man damals ja auch mit keinen netten Worten abhalten können.

Psychiatrie ist in meinen Augen dieses Prinzip, die müssen doch wissen was los ist.
 
Hallo @Sinfonie! ,
vielleicht helfen dir diese Beiträge etwas das Wesen von Schizophrenie besser zu verstehen, auch was die kapitalistischen Kräfte der Pharma angeht.
Ich hatte selbst nur begrenzt Zeit mir das von Dormantmystery alles anzusehen und werde das gegebenenfalls nachholen.

Als Letztes habe ich den Beitrag »Schizophrenie gibt es nicht« verlinkt, ich stehe da also schon auf deiner Seite
 
Nur weil ein Jim van Os plädiert, dass es keine Schizophrenie gibt muss das noch lange nicht stimmen.

Jeder hat seine eigene Meinung dazu.

Ich habe mal ein Buch gelesen "Stimmenhören akzeptieren" von Marius Romme und Sandra Escher die behaupten, das Stimmenhören keine Schizophrenie darstellt, die aus Holland stammen, ist das noch lange nicht nachgewiesen.

Durch die Diagnose Schizophrenie hat man viele amtliche Vorteile. Man bekommt EM-Rente weil man nicht mehr arbeiten gehen kann u.s.w.

Da bin ich vorsichtig mit solchen Thesen.

Schizophrenie ist eine anerkannte Krankheit genauso wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen.
 
Wenn @Sinfonie mit ihrer Diagnose nicht klar kommt ist das ihr Problem. Deshalb sollten nicht 2 % der Bevölkerung die an Schizophrenie leiden nicht zusätzlich darunter leiden, dass ihre Diagnose womöglich falsch ist.

Man sollte es einfach akzeptieren das es so ist. Irgendwie muss man ja diese psychische Erkrankung benennen. Vielleicht wird in 20 Jahren die Diagnose umbenannt. Mal abwarten.
 
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