Hallo,
Ich hatte im September 2022 meine erste Psychose mit 28 Jahren. Damals war meine höchste Medikation 4,5mg Risperidon. Heute, 1,5 Jahre später nehme ich nur noch 1mg Risperidon täglich. Letztens hat mich eine Ärztin darauf angesprochen, ob ich schon einmal einen Absetzversuch unternommen habe.
Jetzt meine Frage an euch:
Hat jemand von euch seine Medikamente absetzen können und lebt seitdem ohne Rückfall bzw. mit aushaltbaren Symptomen, sodass er eine höhere Lebensqualität als mit Medikamenten hat?
LG
Ich habe es häufig probiert mit dem kompletten Absetzen und bin immer wieder daran gescheitert. Die Symptome waren bei mir unerträglich und der erste Absetzversuch endete in der Psychiatrie, da ich es zu weit hinausgezögert habe.
Da du relativ spät eine Psychose hattest, ist das vom Verlauf und den Heilungschancen eher positiv zu werten, bei mir ist die Erkrankung schon mit 23 aufgetreten.
Wenn du es so in Absprache mit deinem Psychiater absetzen willst, kann es, wenn es wie bei mir läuft, zwar kurzfristig für ein paar Wochen oder Monate in gewissen Bereichen besser werden, aber das kann auch dazu führen, dass sich schleichend die Psychose entwickelt und auch die Negativsymptome verstärkt auftreten. Risiken sind auch da, weil alles übersteigert ist und man sich eben überschätzt.
Ich kann dir empfehlen es mit einer Umstellung zu probieren und einer Kompromisslösung wie ich es hier im Forum mit der Intervalltherapie empfehle:
https://schizophrenie-forum.com/psychose/beitraege/behandlung-von-psychose-details.569/
Dabei werden spezielle Antidepressiva wie vor allem das Bupropion (SNDRI Antidepressivum) täglich eingenommen, um in der Absetzphase deutlich zu stabilisieren und damit die Negativsymptome und Lebensqualität gerade beim Absetzen stark zunimmt. Die Antidepressiva gleichen dabei auch Stimmungsschwankungen/Reizbarkeit/Unruhe (durchs Bupropion) und emotionale Schwankungen/Libido (durchs Citalopram) aus, was durchs Absetzen des Antipsychotikums sich deutlich steigern kann.
Du kannst dir den Link ja anschauen und den Artikel auch für deine Ärztin ausdrucken, um eine Gesprächsgrundlage dazu zu haben. Risperidon würde in dem Fall durch das Aripiprazol ersetzt, da die Antidepressiva mit dem Aripiprazol funktionieren und ich dir da beim Risperidon, welches ich auch mal hatte eben im Fall von Wechselwirkungen kaum helfen kann. Aripiprazol eignet sich für diese Intervalleinnahme, da die Wirkung relativ schnell eintritt und es auch so vergleichsweise gut verträglich ist. Beim Risperidon kann ich dir bezüglich des zusätzlichen Bupropion's keine Erfahrungswerte geben, da je nach Antipsychotikum, die im Grunde austauschbar sind eben andere Wechsel- und Nebenwirkungen beim Risperidon auftreten.
Statt das Antipsychotikum abzusetzen, was Risikoreich ist und meistens scheitert bzw. Lebensqualität Gleichbleiben oder abnehmen kann, wird das Antipsychotikum in Einnahmeintervallen je nach Frühwarnsymptomatik und Stresslage im Idealfall nur für 2-3 Wochen am Stück im Vierteljahr eingenommen, die Antidepressiva werden dafür täglich und durchgehend eingenommen die an sich kaum Nebenwirkungen haben und die Lebensqualität so eingenommen sehr steigern, die Antidepressiva stabilisieren auch, damit es längere Zeit also Monate lang ohne Antipsychotikum funktioniert und sich in der Zeit die Negativsymptome bessern sollten statt verschlechtern. Erst kurz vor der Einnahme des Aripiprazol's sollten sich auch Negativsymptome verschlechter, Frühwarnsymptome, wie Schlafstörungen oder auch depressive Verstimmungen, oder Misstrauen, Wahn, Manie auftreten. Wichtig ist zu beachten, dass Antidepressiva bei einer Psychose keine verlässlichen Antipsychotische und Antidepressive Wirkung bieten, also Antipsychotika auch bei depressiven Verstimmungen eher stabilisieren und die Antidepressiva eher als stabilisierend statt Antidepressiv gesehen werden sollten.
Ob vom Begriff Antipsychotikum oder Antidepressivum, so sind das nur Medikamentengruppen wofür diese ganz grob eingesetzt werden können, also Antidepressiva sind zwar im Akutfall bei einer Psychose eher unwirksam, können aber trotzdem einen erheblichen Nutzen darstellen, da eben im Kopf viele Neurotransmitter durcheinander sind oder sein können und man eben nur weis das es bei Psychosen einen klaren Zusammenhang mit dem Dopamin gibt. Bupropion wirkt auch aufs Dopamin, aber eher als Wiederaufnahmehemmer gegenteilig, wobei ich der Meinung bin, dass es den Dopaminmangel im vorderen Gehirnbereich verkleinert und damit insgesamt die antipsychotischen Wirkstoffe, die das Dopamin blockieren, besser wirken können.
Eine Erklärung wäre, dass im vorderen Gehirnbereich eine Unterfunktion von Dopamin stattfindet und deshalb bei uns Erkrankten mehr Dopamin angeregt wird, was zu einem Überschuss im hinteren Gehirnbereich führt, wo eine Überaktivität bei Schizophrenie auftritt, welche durch die Antipsychotika abgemildert wird, die das Dopamin ja blockieren, also einen herunterfahren.
Ist etwas lang geworden. Ich hoffe sehr, es hilft dir weiter! Wenn du es probierst, kannst du gerne auch regelmäßig Rückmeldung dazu im Forum geben, was auch andere Betroffene motivieren würde, die sich unsicher sind, auch weil die Erfahrungsberichte dazu bisher nur wenige sind.
@Jule probiert es auch aus und ist, denke ich damit sehr zufrieden:
https://schizophrenie-forum.com/psychose/beitraege/wie-auf-intervaltherapie-umstellen.2839/
Da Jule es auch fast genauso einnimmt, kannst du dich daran auch orientieren. Cipralex oder Escitalopram ist praktisch das gleiche wie Citalopram, nur eben die halbe Dosis, da es eine neue Auflage dieses Wirkstoffs ist.
@Jule, vielleicht möchtest du etwas über deine bisherige Erfahrung schreiben, was bisher besser wurde oder wo noch etwas Schwierigkeiten bei der Umstellung da sind? Würdest du es
@hwb2023 empfehlen auszuprobieren, oder wie siehst du die Unterschiede zu deiner vorherigen Einnahme?