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Ohne Jesus geht es nicht

LordHabicht

Member
Registriert
9 Mai 2022
Beiträge
28
Hallo Forumsgemeinde,

lasst mich gleich zu Beginn sagen dass ich hier niemandem etwas aufzwingen will. Ich bin zwar Christ, ich bin es gerne, aber ich respektiere andere Lebensentwürfe, Religionen und Überzeugungen. Mir ist auch bewusst dass unter Umständen Spiritualität kontraaroduktiv sein kann wenn man sich als Schizophrener in dieses Thema reinsteigert. Dennoch möchte ich meine Geschichte mit euch teilen, weil ich glaube das Glaube für die geistige Gesundheit relevant ist und eine Hilfe sein kann.


Weitere Tipps, Tricks, Gedanken und meine Lebensgeschichte findet ihr auf meinem Blog https://die-seele-will-gesund-werden.de

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Lange Zeit in meinem Leben habe ich das Thema Gott und Bibel komplett abgelehnt. Ich hörte seit meiner Jugend düstere Metalmusik und liebäugelte sogar mit dem Thema Satanismus. Wie naiv ich doch war.

Später als ich mal wieder im Krankenhaus war wendete sich das Blatt. Es ging mir sehr schlecht und ich war einsam und verzweifelt. Mühsam schleppte ich mich durch den Klinikalltag: Schlafen, Therapien, essen, rauchen.

Doch es gab einen Lichtblick: Einmal die Woche kam ein katholischer Pfarrer mit seiner Gitarre auf die Station und wir haben mit jedem der wollte eine halbe Stunde christliche Lieder gesungen. Mein Lieblingslied war dieses hier:

Deine Hand ist über mir
Deine Hand ist über mir
Und ich stehe unter deinem Schutz
Deine Hand ist über mir
Deine Hand ist unter mir
Und ich berge mich darin
Deine Hand ist unter mir
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Deine Hand ist hinter mir
Und du gibst mir deine Kraft
Deine Hand ist hinter mir
Deine Hand ist vor mir
Und du ebnest mir den Weg
Deine Hand ist vor mir
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Diese eine halbe Stunde die Woche war für mich eine Insel im elenden Klinikalltag. Ich singe sehr gerne und der Pfarrer hat mich immer für meine Stimme gelobt, das gefiel mir.

Ich kam mit dem Pfarrer ins Gespräch und ich erzählte von meinen düsteren Gedanken. Er sagte, ja, dass seien die gottesfernen Kräfte. Er erzählte mir von Gott, er strahle die Liebe aus so wie die Sonne scheint – er kann nicht anders. Das fand ich interessant. Wir haben zusammen gebetet und er hat mir ein Andachtsbuch geschenkt, welches ich allerdings nicht gelesen habe. Ich ging zum Klinikgottesdienst wo der Pfarrer predigte und ich fand es interessant, fühlte mich allerdings noch etwas fehl am Platz. Ich hatte danach noch weitere spirituelle Bücher gelesen aber ich konnte nicht viel damit anfangen. Da wurde immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt wie herrlich Jesus ist und wie toll das Wort Gottes ist und wie super Gebet hilft. Ich konnte das damals nicht verstehen, weil ich Jesus noch nicht kannte.

Nach dem Krankenhaus habe ich eine Weile gearbeitet und kam danach wieder ins Krankenhaus. Danach wollte ich eine Reha machen und bin auf die de’ignis Fachklinik gestoßen welche christliche Grundelemente haben soll, so las ich es auf der Homepage. Ich war neugierig und da ich so viel Spaß am Lobpreis hatte habe ich mich entschieden da hinzugehen. Die Reha dauerte 4 Wochen. Es wurde viel gebetet und gesungen. Ich habe weitere Lobpreis Lieder kennengelernt, die mir sehr gut gefallen haben.


Ich fing an mich an das Beten zu gewöhnen und es fing an mir gut zu tun. An einem Abend hat meine Gruppe ein Abendprogramm für die ganze Klinik gestaltet. Wir haben Lobpreis gesungen und es hat mir große Freude gemacht.


Im Anschluss an das Konzert waren wir in der Gruppe und haben gebetet. Es war eine geheiligte Atmosphäre die mich sehr berührt hat. Es fühlte sich richtig und voller Energie an und so habe ich das Gebet kennengelernt.

Die Klinikzeit ging zu Ende und ich wandte mich (wenig erfolgreich) wieder dem Beruf zu. Ich arbeitete als Programmierer und wurschtelte mich irgendwie durch. Dann begann die Pandemiezeit und ich war viel zuhause und trank Alkohol um mich zu entspannen. Aber mein Glaube hatte sich vertieft und ich besuchte einige Gottesdienste. Irgendwann hat mich meine Nachbarin gefragt ob ich nicht in die Liebenzeller Gemeinde in Oßweil mitkommen will. Das ist 3 Jahre her. Dort wurde ich herzlich aufgenommen und ich ging regelmäßig hin.

Ich ging auf die Veranstaltung „Life on Stage“, das war ein Musical mit christlicher Botschaft wo man am Ende vor zum Kreuz gehen und sich zum Christsein bekennen konnte. Das habe ich gemacht und für mich die Entscheidung getroffen dass ich an Gott und Jesus Christus glauben will. Ich betete dass ich mein Leben Jesus Christus übergeben will.

Seitdem ist Jesus ein Teil meines Lebens und ich kann nicht mehr ohne ihn. Ich glaube daran, dass er sich in meiner Seele tummelt, das er der Sohn Gottes ist und das er für meine Sünden gestorben ist. Ich bete jeden morgen und schreibe viel über Jesus und Gott in mein Tagebuch.

Für mich steht fest: Gott meint es gut mit uns Menschen und will nur das Beste für uns. Jesus war auf der Erde und hat Wunder gewirkt. Er hat Kranke geheilt. Ich will ihm nachfolgen. Ich stelle mir manchmal die Frage: „Was würde Jesus in dieser Situation tun?“.

Jesus ist für mich eine Quelle der Freude geworden und ich bete regelmäßig zu ihm. Ich bedanke mich für alles was ich habe und was mir gelingt und ich bete für neue Kraft jeden Tag. Was schwierig ist und mir Angst macht werfe ich aufs Kreuz und vertraue darauf das ER sich um alles kümmert was nicht innerhalb meiner Kontrolle liegt. Ich vertraue darauf dass Gott mich Schritt für Schritt und durch alles Elend hindurchführt. Irgendwann werde ich an mein Ziel gelangen. Ich will bei Gott sein wenn ich einmal sterbe.

Psalm 23 (Lutherbibel 2017):
1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Ich habe mir viele Gedanken über meine Sterblichkeit gemacht und dass meine Zeit auf der Erde begrenzt ist. Was kommt danach? Das weiß niemand so ganz genau und Philosophen durch alle Zeitalter hindurch haben sich schon den Kopf darüber zerbrochen. Mein Glaube gibt mir Trost und Hoffnung. Ich weiß dass ich einmal im Himmel sein werde und Gemeinschaft mit meinem Gott haben werde. Ich bin jetzt schon erlöst und gerettet und das macht mir Mut.

Wir können Gottes Liebe und sein Königreich jetzt schon in Anspruch nehmen wenn wir glauben. Warum sollten wir dieses kostbare Geschenk ablehnen? Ich bin sicher Gott meint es gut mit uns. Er will in Beziehung zu uns sein. Er will dass unser Leben gelingt. Warum sollte ich diese unendliche Liebe die mir geschenkt wird ignorieren? Auf Jesus können wir uns immer verlassen. Er hilft uns, er sieht uns, auch in unserem Leiden und er leidet mit uns.

Mittlerweile gehe ich sehr gerne in die Kirche. Das Singen macht mir Spaß. Ich genieße die Gemeinschaft. Es ist ein Hunger in meiner Seele, der gestillt werden will. Ich bin auf dem Weg in die Kirche und denke „Ok, jetzt will ich etwas über Jesus erfahren“. Ich bin gut in die Gemeinschaft eingebunden und als ich letztes Jahr wieder im Krankenhaus war haben die Gemeindemitglieder für mich gebetet und haben mich oft besucht und Obst und Zigaretten vorbeigebracht. Zudem bin ich seit einer Weile im Junge Erwachsene Treff meiner Gemeinde. Wir machen Spieleabende, beten zusammen und gehen was Essen. Die Leute sind nett und die Abende gelingen mir.

Wie stehen Sie zum Thema Gott? Ich kenne die Zweifel und den Unglauben sehr gut, ich war selbst lange Zeit in der Gottesferne gefangen und habe mich durchs Leben geschlagen, alleine und hilflos. Doch ich bin nicht alleine. Ich habe Familie, Freunde und Gemeinde und ich habe eine ewige Kraft in meinem Leben, die es gut mit mir meint und auf die ich nicht verzichten will. Vielleicht denken Sie „Das ist doch alles Quatsch. Das brauch ich nicht“. Und dennoch, ich ermutige jeden dazu sich einmal Gedanken um die Ewigkeit zu machen und darüber was uns in diesen turbulenten Zeiten durch unser Leben tragen kann. Worauf wir hoffen können.

Vielleicht kommen Sie irgendwann auf den Geschmack, spätestens wenn es nicht mehr weitergeht und sie am Ende der Fahnenstange sind und ganz am Boden zerstört sind und es einfach nicht mehr weitergeht, wenn alles Aus scheint und die Dunkelheit Sie zu ersticken droht – dann tritt Gott auf den Plan und Sie können ihn darum bitten dass er Sie rettet. Und das wird er. Ganz sicher.

Wo die Not am größten ist, da ist Gott am Nächsten.

Für mich steht fest: Ohne Jesus geht es nicht.

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Danke dass ihr bis hier hin gelesen habt. Ich freue mich über (respektvolle) Kommentare und Feedback.

Weitere Artikel und Gedanken findet ihr hier:
https://die-seele-will-gesund-werden.de

Niko
 
Er macht es so wie es sein soll und ich vertraue ihm dass er es gut mit mir meint.
 
@LordHabicht schön dass dir dein Glaube an Jesus hilft.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man ohne Jesus oder die Bibel sogar noch erfolgreicher sein kann, allerdings ist dass dann auch schwieriger und arbeitsintensiver.

Ich war auch ein "ungläubiger Atheist" - vor meiner Psychosezeit.
Durch meine Eltern wurde ich evangelisch getauft und habe mich in der Grundschule auch zur Konfirmation entschieden (nur wegen des Konfirmationsgeldes / den Geschenken):LOL:. Allerdings war ich nie wirklich gläubig, bzw. habe nie gebetet, bin auch nie in die Kirche gegangen und habe mich auch nicht mit dem christlichen Glauben auseinandergesetzt.

Das erste mal seit meiner Grundschulzeit (Konfirmation) - hat Jesus / das Christentum erst wieder eine Rolle während meiner Psychose - (in meiner Arbeitszeit) gespielt.

Ironisch aber wahr:
Im Gegensatz zu dir hat die christliche Symbolik (Gott, Teufel - Fantasien) - während meiner ersten Psychose dazu geführt, dass ich zum Rathaus gelaufen bin um offiziell aus der Kirche auszutreten. Danach hatte ich weniger Wahnvorstellungen mehr von Gott, aber dafür zu anderen Themen.
Ich bereue diese Entscheidung bis heute nicht - weil ich deswegen einen eigenen spirituellen Weg gefunden habe, der für mich besser funktioniert und der mir mehr Freiheiten gewährt.
 
Geht's denn im Glauben oder in seinem eigenen spirituellen Weg darum, mehr Freiheiten gewährt zu bekommen, die einem gefallen?

Ich finde der Glaube bzw. ein spiritueller Weg ist auch nur ein Mittel zum Zweck - ich würde dass als Nebenjob für die psychische Gesundheit bezeichnen. Freiheit spielt hier eine große Rolle, denn wenn man mehr für den eigenen Glauben opfert als man zurückbekommt - dann ist dass meiner Meinung nach ein toxisches Verhältnis.

Freiheit ist hier natürlich ein sehr allgemeiner Begriff - vielleicht trifft es Handlungsfreiheit und Gedankenfreiheit schon eher. Es gibt natürlich noch viele weitere Freiheiten, die man sich vielleicht erarbeiten kann. Dass muss jeder selbst rausfinden, was für einen funktioniert und welche Freiheiten einem persönlich wichtig sind.
 
Hallo Supertrooper,

welchen spirituellen Weg hast du gefunden? Das würde mich sehr interessieren.

LG, Nina
 
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