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Fall von Schizophrenie in der Familie ohne Krankheitseinsicht

Inflagranti777

New member
Hallo Zusammen,

Erst mal frohe Ostern an alle, ich bin ganz neu hier und habe keine Ahnung von dem Thema, erhoffe mir hier aber einen regen Austausch und auch eventuell praktische Tipps für unser "Überleben".

Ich versuche mich hier in dem Eingangspost so kurz wie möglich zu halten, gehe aber natürlich gerne auf Rückfragen ein, und bin natürlich auch bereit, im Verlauf etwas näher auf unsere Problematik einzugehen.

Ich (50) lebe seit nun 20 Jahren in einer lesbischen Partnerschaft und bin mit meiner Partnerin seit 2019 auch verheiratet. Sie hat seitdem sie mit 16 ihre Mutter verloren hat und vor ein paar Jahren auch ihren Vater, nur noch ihre Schwester und ihren Neffen als Verwandtschaft.

Die Problematik über die ich hier schreibe dreht sich um die Schwester meiner Frau, schon als wir vor 20 Jahren zusammen kamen hat meine Frau mir gesagt das ihre Schwester etwas "seltsam" wäre und wenn sie etwas komisches sagt oder sich komisch verhält das ich es einfach ignorieren soll.

Das ist natürlich bis heute ein sehr langer Zeitraum und ich könnte wirklich Seiten damit füllen, was in dieser Zeit alles vorgefallen ist, aber das würde hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen und ich denke mir auch, dass die Mitglieder hier selber genug solche Storys kennen.

Die Schwester (55) hat bis vor ungefähr einem Jahr ihr Leben zumindest noch halbwegs geregelt bekommen, trotz unfassbar vieler Jobwechsel, einer Zwangsräumung und diverser anderer Geschichten.

Nun hatte sie am Dienstag nach Pfingsten in 2024 eine erneute Zwangsräumung, weil sie einfach einen Teil der Miete nicht gezahlt hat über einen längeren Zeitraum, nicht weil sie das Geld nicht hatte, sondern weil sie mal wieder meinte, es würde im Hintergrund eine Verschwörung gegen sie laufen und es gäbe Mietwucher usw. Alle vorherigen Warnungen des Vermieters hat sie ignoriert und wir wussten auch nichts davon.

Seit diesem Zeitpunkt ist sie Obdachlos und lebt in einer Unterkunft, wo sie die Nächte verbringen kann, die Tage verbringt sie allerdings mit ihrem Rollkoffer, den sie immer mitnehmen muss auf der Strasse. Meine Frau und ihr Neffe (26) leiden sehr darunter, weil sie nicht wissen, wie sie ihr helfen können, eine Aufnahme in unsere jeweiligen Haushalte ist aufgrund der bisherigen Vorfälle nicht möglich.

Die Person, von der hier die Sprache ist, hat Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn. Ständig spricht sie davon das ihr nachgestellt wird, bei ihr eingebrochen wird, dabei werden aber meist gar keine Dinge gestohlen, sondern ausgetauscht, z.b. teurer Amaretto gegen günstigen, Familienfotos an den Wänden werden ausgetauscht, es fehlen Kontoauszüge, Post vom Amt ist Fake, es werden amtliche Siegel angezweifelt usw.

Sie spricht davon, dass jemand hässliche Männer beauftragt, sie zu verfolgen und immer da zu sein, wo sie ist, sie sieht hinter allem eine Verschwörung, ihr Handy und dass jeder Person, mit der sie Kontakt hat, gehackt ist und das sie abgehört wird. Wenn sie mal wieder einen Job verliert, dann liegt es nicht an ihr, sondern daran, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht und sie beim Arbeitgeber schlecht macht.

Ich persönlich habe seit Jahren keinen Kontakt zu ihr, weil sie mich ständig beschimpft hat und ich das danach irgendwann abgelehnt habe, vor einiger Zeit stand sie dann aber mal Sonntags, als ich alleine Zuhause war, einfach vor der Tür. Als ich sie bat zu gehen, kam es sogar zu Handgreiflichkeiten.

Sie hat überhaupt keine Krankheitseinsicht, ganz im Gegenteil, meine Frau, ihr Sohn und ich werden sogar noch von ihr mit diversen Psycho-Diagnosen diagnostiziert. Sie hat auch manchmal solche Allmachtsgefühle, wo sie dann alles besser weiß, besser als Ärzte, als Richter, als die Polizei usw. Sie hätte ja von allem Ahnung und alle anderen nicht.

Seitdem sie auf der Straße lebt ist alles komplett eskaliert, ihr Sohn, der in einem Geschäft im Ortsansässigen Shopping-Center gearbeitet hat, hat sie täglich gestalkt, ist einfach in das Geschäft rein und hat ihn und seine Arbeitskollegen beschimpft und beleidigt. Er hat mittlerweile den Job gewechselt und ihr nicht gesagt wo er jetzt arbeitet.

Sie steht trotzdem manchmal bei ihm vor der Haustür und klingelt Sturm, macht Telefonterror. Der arme Junge kann nicht mehr, aber es ist ja am Ende des Tages seine Mutter und er findet es schon unerträglich, dass sie quasi auf der Straße lebt.

Wir waren schon beim sozialpsychiatrischen Dienst, aber sie haben uns jegliche Illusion genommen, dass wir da etwas machen können. Man sagt uns durch die Blume, dass es in Deutschland nicht verboten ist psychisch krank zu sein, wenn man sich nicht selbst oder andere gefährdet. Außerdem wurde sie von dem Dienst als organisiert eingestuft, das würde ich jetzt persönlich mal in Frage stellen, wenn man seine Wohnung schon zum zweiten Mal verliert, aber da war kein Durchkommen.

Nach einem ganz schlimmen Anfall kurz vor Weihnachten vor ein paar Jahren haben wir sie sogar mal in die psychische Notaufnahme gebracht, aber nach einer Nacht unter Beruhigungsmitteln wurde sie wieder entlassen.

Sie lehnt übrigens alle Hilfsangebote unserer Seite ab, dass sie in ein betreutes Wohnen geht, darum hatten wir uns sogar schon gekümmert, ihr Argument war, da sitzen nur Ausländer und Drogensüchtige. Das ist übrigens auch ein Lieblingsthema von ihr, alle Leute sind entweder von der AFD, oder Ausländer oder Drogensüchtige.

Wenn mal zu Geburtstagen oder Feiertagen ein Treffen zwischen meiner Frau ihrem Neffen und seiner Mutter stattfindet endet das meist in einer Katastrophe, alles wird schlecht gemacht, es wird lautstark in der Lokalität rumgepöbelt und die beiden werden bis aufs tiefste von ihr beleidigt, nur um am nächsten Tag so zu tun als wäre gar nichts vorgefallen.

Mittlerweile ist die Situation in unserer Familie wirklich unerträglich geworden, meine Frau und ihr Neffe haben Schuldgefühle und fühlen sich natürlich auch verantwortlich, es ist offensichtlich, dass sie krank ist, die einzige, die das so nicht sieht, ist sie.

Das belastet uns alle sehr und wir wissen einfach nicht mehr weiter, ich persönlich und auch ihr Sohn wären eigentlich mittlerweile soweit, den Kontakt komplett abzubrechen, aber das kommt für meine Frau nicht in Frage.

Vielleicht gibt es ja hier Menschen, die dasselbe auch schon durchgemacht haben, und eventuell weiter wissen. Ich bin zumindest mit meinem Latein und auch mit meinen Nerven am Ende.

Noch zur Info, es gibt keine Diagnose und keine Medikation. Sie weigert sich, einen entsprechenden Arzt aufzusuchen, weil ja mit ihr laut ihrer Aussage alles in Ordnung ist, wir wären ja die verrückten.

Vielen Dank fürs Lesen bis hierhin und danke für jede Antwort.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Inflagranti777,
das ist schwierig, so ganz ohne Krankheitseinsicht und Behandlung ist die Schwester eigentlich verloren. Sie tut in der Hinsicht niemandem was oder gefährdet sich selber, so dass Zwangseinweisung nicht in Frage kommt. Was mir noch einfällt wäre ob man sie bei einem Träger der ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP) einbinden könnte. Da gibt es offene Angebote und Gruppen an denen sie teilnehmen könnte. Aber wahrscheinlich wird sie das ablehnen so wie ich es verstanden habe. Echt schwer.
 
Hallo Inflagranti777,
das ist schwierig, so ganz ohne Krankheitseinsicht und Behandlung ist die Schwester eigentlich verloren. Sie tut in der Hinsicht niemandem was oder gefährdet sich selber, so dass Zwangseinweisung nicht in Frage kommt. Was mir noch einfällt wäre ob man sie bei einem Träger der ambulanten Sozialpsychiatrie (ASP) einbinden könnte. Da gibt es offene Angebote und Gruppen an denen sie teilnehmen könnte. Aber wahrscheinlich wird sie das ablehnen so wie ich es verstanden habe. Echt schwer.
Meine Frau hat eine Freundin die in einer Einrichtung für obdachlose Frauen arbeitet, die hat uns sogar angeboten sie in ihrer Einrichtung aufzunehmen, das ist allerdings in einer Stadt die ca. 40 Autominuten von uns entfernt ist. Dort könnte sie den ganzen Tag bleiben, hätte ihr eigenes Zimmer und würde sogar psychologisch betreut.

Zusätzlich würde man sie dabei unterstützen wieder eine Wohnung zu finden, aber das wird leider auch komplett abgeblockt, mit dem Argument, man möchte die Stadt in der sie aktuell lebt nicht verlassen.

Es ist einfach so unglaublich frustrierend und ermüdend zu wissen, dass es eigentlich Möglichkeiten gäbe ihr zu helfen, man sie aber natürlich nicht dazu zwingen kann. Sie denkt ja wir hätten ein Problem, nicht sie
 
Und noch einmal kurz zur Info , da ich es noch nicht erwähhnt habe und ich nicht weiß ob es wichtig ist. Sie trinkt nicht und nimmt auch keine Drogen
 
Das wäre ja wie auf sie zugeschnitten mit der Obdachlosen Einrichtung. Ja schade, man kann eben nur Menschen helfen die das auch zulassen. Eigentlich sogar für die Schwester schade, dass sie gerade so ihre Lücke findet, wo man sie nicht erreichen kann.
 
Vielleicht sollte sie mal einen Joint rauchen. Nein o.k. darüber sollte man keine Scherze machen. Ja, mehr als die ausgestreckte Hand kannst du ihr nicht geben. Es ist ganz traurig dass sie sich nicht helfen lässt. Das reißt ja auch an den Familienbanden, wenn jemand nicht zu integrieren ist.
 
Ja das ist es ja gerade, das genau das so frustrierend ist, es gäbe ja Möglichkeiten, man bekommt sie nur nicht dahin.

Wir haben gerade heute beim Osteressen wieder darüber gesprochen ob es nicht wirklich besser wären den Kontakt komplett abzubrechen, mit blockieren der Nummer usw. Denn sie sucht ja immer wieder aktiv den Kontakt zu ihrem Sohn und ihrer Schwester und es macht sie auch unglaublich wütend, wenn die sich nicht zurück melden.

Ich denke das es zumindest der einzige Hebel ist bei ihr etwas zu bewirken, zu sagen, wir können gerne Kontakt wieder aufnehmen, aber nur wenn dur dir helfen lässt.

Leider ist meine Frau da wirklich schwer zu überzeugen. Sie sagt, was mache ich wenn sie sich was antut oder jemand ihr was antut, wenn die Polizei anruft und sagt das sie nicht mehr lebt. Damit würde sie nicht klar kommen. Wobei ich hier erwähnen muss das sie nie geäussert hat das sie sich etwas antun möchte.

Es ist gerade ein sehr schwieriges Thema bei uns, aber zumindest sprechen wir sehr frei und offen darüber. Ich denke immer für uns ist es schwieriger als für sie, denn sie denkt ja wir sind das Problem und bei ihr läuft alles rund
 
Vielleicht sollte sie mal einen Joint rauchen. Nein o.k. darüber sollte man keine Scherze machen. Ja, mehr als die ausgestreckte Hand kannst du ihr nicht geben. Es ist ganz traurig dass sie sich nicht helfen lässt. Das reißt ja auch an den Familienbanden, wenn jemand nicht zu integrieren ist.
Ja vielleicht würde das sogar was für sie tun, aber auf der anderen Seite bin ich froh das wir die Probleme mit Drogen und Alkohol bei ihr nicht noch zusätzlich haben
 
Hm, aber ihr seid die Stärkeren, ihr habt euch und die Schwester hat nur ihre Krankheit. Natürlich ist es belastend und ein Kontaktabbruch wäre verständlich. Vielleicht wäre es sogar gut um ihr Daumenschrauben anzulegen. Wenn du dir helfen lässt sind wir wieder für dich da finde ich eigentlich gut. Aber deine Frau stürzt das in Nöte. Nicht so einfach.
 
@Inflagranti777

Man kann nicht jedem helfen, wenn jemand sich in einen Wahn hineinsteigert, den Bezug zu Realität verliert und es rechtlich keine Möglichkeiten für ein Einweisung gibt, dann kann man nur warten bis sich diese Person wieder besinnt.

Alternativ kann ich nur vorschlagen was ich früher auch schon mal empfohlen habe:
Audio und Video Aufnahmen von den gemeinsamen Gesprächen und sozialen Situationen aufnehmen. Wenn diese Situation wieder eskalieren kann man der betroffenen Person diese Aufnahmen vorspielen oder als Audio / Video Kassette mitgeben, wenn sie sich wieder in einem halbwegs rationalen mentalen Zustand befindet. Ich würde auch Video Aufnahmen von den Lebensumständen der Schwester machen (nur um Ihr die Videos in einem geeigneten Moment vorzuspielen).
Damit kann man vielleicht erreichen dass die Schwester erkennt dass sie die Kontrolle über ihr Leben verloren hat und Hilfe benötigt, vielleicht kann sie dann sogar einer medizinischen Versorgung oder betreutes Wohnen zustimmen.

Personen im Wahn haben meistens keine Erinnerung oder nur ein sehr kurzes Gedächtnis an Dinge die im Wahn passiert sind. Außerdem sind sie nicht in der Lage die soziale Situation und die Gespräche so wahrzunehmen wie sie gesunde Menschen wahrnehmen. Dass liegt unter anderem darin dass die eigene Wahrnehmung (akkustische, visuelle Wahrnehmung, und / oder die eigenen Gedanken) so stark verzerrt sein können, dass eine objektive Beurteilung gar nicht mehr möglich ist.
 
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