Hi Minimi
..ein weiterer Kämpfer hm?
Du bist da nicht allein
Mir geht es ähnlich. Ich habe gelernt damit umzugehen, auch wenn ich mir mittlerweile kaum noch vorstellen kann, ein normales Leben führen zu können, in welchem ich unbesorgt am täglichen Leben da draußen teilnehmen kann. (geregeltes Einkommen, Familiengründung, Feiern, Lebensgenuss)
Ich habe gelernt allein zu sein und Einsamkeit auszuhalten. Das Gefühl der Einsamkeit ist mittlerweile nur noch selten, taucht aber hier und da an besonderen Momenten wieder auf. Manchmal Morgens, wenn ein neuer Tag anbricht und mir schlagartig bewusst wird, wie gefangen ich bin. Manchmal, wenn ich aus dem Fenster rausschaue, an einem sonnigen wundervollen Tag..... wenn eine lachende, singende Clique im Auto vorbeifährt.... wenn ich rausgehe und mir die Freiheit vieler Mitmenschen direkt ins Auge sticht, deren Beziehungen usw...
Ich bin jetzt 32 und nehme diese Gedanken schon ca. 10 Jahre wahr. Derzeit scheinen bestimmte Themen wieder sehr wichtig zu sein, die stimme sagt: "ich bemühe mich nicht genug, du bist schwul, du bist frech, ich ärgere dich, ich lese deine Gedanken, sie wissen alles über dich, usw.. bla bla bla...)
Das ist unglaublich anstrengend und macht mich wütend und traurig zugleich. Es sorgt für Verzweiflung, Isolierung, Einsamkeit, Misstrauen usw..
Weiterhin, erneut, bin ich auf der Suche nach einer Psychotherapeutin. Mittlerweile habe ich mir vorgenommen einfach mal irgendein Medikament zu nehmen, egal wie unpersönlich, unsympathisch die/der therapeut/in ist.. (ja ich weiß... es muss eine Distanz aufrechterhalten bleiben zwischen Patient und Therapeut, das meine ich aber nicht. Es geht mir darum, etwas über mich zu erfahren, meine Erlebnisse kennenlernen zu wollen, anstatt kurzerhand zu entscheiden: nehmen sie Medikamente und fertig. Das reicht mir nicht und sorgt für absolutes Misstrauen!)
Meine Gefangenschaft kann ich so zusammenfassen: Mir begegnen draußen Menschen, wie eine Art Spiegel zu dem was in mir vorgeht. Als wüssten sie über mich, die auftauchenden Gedanken, auch meine bewussten Gedanken bescheid. Denn seid 10 Jahren "äußern sie sich immer wieder dazu, wenn ich raus gehe". Als stehen die auftauchenden, mich ärgernden Gedanken mit den Äußerungen der Menschen in Verbindung.
Dementsprechend fühle ich mich bewacht, gefangen, beobachtet, geärgert.
Wie oft war ich als rational denkender, hinterfragender und intektueller Mensch (also nicht einfach unbewusst oder unreflektiert) an dem Punkt, an welchem ich dachte: "Wie kann das sein?". Wie kann es sein, dass die Äusserungen da draußen von Menschen in meiner Gegenwart, so perfekt auf mich abgeschnitten sind? Und das auch so angreifend? So als wüssten sie exakt, welche knöpfe zu drücken seien. Und das von wildfremdesten Menschen.. Als verfolge mich ein Wesen, welches die Menschen als Sprachrohr nutzt, um mich negativ zu beeinflussen. Von Leuten, die einfach am vorbeilaufen und sind und sich unterhalten und ich nur kurz gewisse Worte aufschnappe.
Ich erinnere mich an eine für mich besondere und entscheidende Situation: Ich war wieder in der Stadt gewesen, habe versucht mich unter die Menschen zu mischen. Wieder habe ich Beschriebenes erlebt. Am Boden zerstört, ohne Energie.. Auf dem Heimweg.. ging ich in mich... Fragte mich.. "was ist an mir so falsch", "was habe ich euch angetan", "hasst ihr mich?,"seid ihr alle rassistisch?"
Und direkt in diesem Moment lief ein Ehepaar an mir vorbei. Aus dem Gespräch heraus, welches die beiden zu halten schienen, sah mich die Frau an und sagte: "Ja!"
Seitdem habe ich für mich, mit dem beschriebenen Phänomen entschieden, mich soweit zu isolieren, dass ich möglichst wenig rausgehe und möglichst wenig Kontakt zu Menschen habe. Sie tun mir absolut nicht gut!
Ich glaube im Grunde schon, dass es gute, liebe Menschen gibt, doch in meiner Welt begegne ich ihnen evtl. nicht oder nur sehr wenig.
Schon jetzt mache ich mir wieder Gedanken darüber, ob sich hierauf jemand meldet, der sich an meinem Geschriebenen auslässt, mich als Zielscheibe nutzt. Aber wie oft hab ich das schon durch? Wie oft habe ich mich angreifbar gemacht und von außen kam es anstrengend zurück.
Ich halte es aus. Ich bin durch Verzweiflung, Angst, Sorge, Trauer, seelischem Schmerz, Einsamkeit, Ausgrenzung durch. Was immer hier geschieht, was das Universum hier verzapft, ich gehe es durch, muss es wohl und glücklicherweise nicht für immer.
Ich glaube dass es besser war dich zu trennen. Du hast auf dich gehört und deine Ressourcen betrachtet/geachtet. Wenn möglich, lass das aber keinen Anlass sein, dich noch mehr zu isolieren. Versuche einer Selbsthilfegruppe, einem Verein.. irgendetwas beizutreten.
So könnte Neues in dein Leben treten.
Ich habe tief gegraben und bin wagemutig weit gesegelt in unbekannte Gewässer, soweit ich konnte...
...aber ich musste enttäuschend feststellen, dass ich da Draußen keinen Schatz finden konnte...
...einen Schatz, welcher mich von meinen Dämonen befreien hätte können. Danach zu suchen kann ich dir trotzdem raten,
solange du noch Kraft dafür findest.
Niedergeschlagen fand ich dann dennoch in mir selbst eine gewisse Lösung. Wenn ich da draußen nichts finden konnte, mir vergeblich Veränderung wünsche, bleibt mir nur... Akzeptanz! Es hinzunehmen, wie es gerade ist... dann stellt sich eine gewisse Ruhe ein, weil ich erstmal nicht unter dem Druck stehe, unbedingt suchen zu müssen und im Moment ankomme. Dann darf ich einfach dasein, ohne einer wünschenswerteren Vorstellung eines "besseren Ichs" zu entsprechen.
Du bist nicht allein und ich wünsche Dir alles Gute und Heilung/Glück