Hallo LD98,
ich hatte zwar keine drogeninduzierte Psychose, aber meine Psychose ist jetzt ein halbes Jahr her und ich hab in der Zeit Erfahrung mit Risperidon gesammelt. Ich wurde im Oktober mit 5mg aus der Klinik entlassen, was einfach enorm überdosiert war. Das Medikament hat mich zu einem totalen Zombie gemacht, mit völliger Emotions- und Freudlosigkeit, ich konnte keinen Gesprächen mehr folgen, hatte dementsprechend auch null Interesse an sozialen Kontakten, hatte Schwierigkeiten mit den einfachsten Aufgaben und war allgemein einfach unheimlich eingeschränkt im Denken und Fühlen. Die Psychiater, bei denen ich war, haben das auch als Negativsymptome bezeichnet, teilweise wurde mir auch gesagt das seien Begleiterscheinungen einer sogenannten postschizophrenen Depression und Risperidon wurde erst runterreduziert, als ich davon Bewegungsstörungen bekommen habe. Als ich dann gemerkt habe, dass es mir nach der Reduktion schlagartig besser ging, hab ich zuerst eine Umstellung auf Aripipratzol angestrebt und mich dann, als ich mit jeder weiteren Reduktion wieder psychisch stabiler geworden bin, entschieden es ganz ohne Neuroleptikum zu probieren. Habe das Risperidon also sehr langsam runterreduziert und ungefähr ab 0,5mg keine Nebenwirkungen mehr gespürt.
Ich bin jetzt seit einer Woche komplett vom Risperidon runter und würde schon sagen, dass ich wieder komplett die Alte bin, auch wenn die Psychose, vor allem aber auch wie in der Klinik und danach durch Psychiater und mein Umfeld mit mir umgegangen wurde, natürlich viele Selbstzweifel hinterlassen hat, vor allem was Negativsymptome betrifft. Wenn man von allen Seiten immer wieder gesagt bekommt, dass alles was man erlebt keine Nebenwirkungen sind, sondern zur Krankheit gehört, zweifelt man natürlich an der Eigenwahrnehmung, in meinem Fall war es aber tatsächlich so, dass diese Emotionslosigkeit und die kognitiven Einschränkungen mit Absetzen des Risperidons komplett verschwunden sind und ich meinen Alltag abgesehen von den Folgen der traumatischen Erfahrungen in der Psychose und während der Klinikaufenthalte nun wieder so erlebe, wie vor der Psychose. Ich fühle mich im Großen und Ganzen nicht mehr eingeschränkt und wünsche dir auf jeden Fall, dass es dir durch das Absetzen des Neuroleptikums auch bald besser gehen wird.
Was das Antidepressivum angeht, mir wurde Sertralin verschrieben, auch in relativ hoher Dosis, ich hatte davon aber keine spürbare Besserung und konnte mich erst als die Nebenwirkungen des Risperidons nachgelassen haben aus der Depression befreien und das Sertralin dann auch komplett wieder absetzen. Das ist alles natürlich nur meine individuelle Erfahrung und ich bin kein Psychiater, ich würde dir aber empfehlen wenn du skeptisch bist, noch mehr Medikamente einzunehmen, erst mal abzuwarten, ob sich dein Befinden nicht bessert, wenn du weniger oder gar kein Risperidon mehr nimmst. Da würde ich aber aufpassen, dass du es nicht zu schnell absetzt, weil die Gefahr einer Absetzpsychose dann groß ist, nach allem was ich gelesen und gehört habe machen Psychiater das tatsächlich oft zu schnell. Ich habe das letzte Miligramm über 1 1/2 Monate abgesetzt, erst zwei Wochen auf 0,5mg, dann zwei Wochen auf 0,25mg und dann noch mal zwei Wochen alle zwei Tage 0,25mg um auch wirklich auf Nummer Sicher zu gehen, da ich letztes Jahr schon Absetzpsychosen erlebt habe und damit wirklich nicht zu spaßen ist. Dieses Mal hat es aber sehr gut geklappt und ich wünsche dir, dass es für dich auch gut läuft.
Alles Gute!