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Arbeiten mit Schizophrenie

Gilio

New member
Hallo ich grüße Euch,

mich würde es interessieren wer es noch schafft trotz der Schizophrenie arbeiten zu gehen und wie geht ihr mit der Nagativsymptomatik um?

Ich habe die Diagnose mit 19 Jahren bekommen und bin jetzt 41. Ich hatte schon sehr viele verschiedene Jobs, war oft befristet oder habe die Probezeit nicht bestanden.

Das verrückteste was ich gemacht habe war nach meiner ersten Psychose zur Bundeswehr zu gehen und den Grundwehrdienst zu Vollrichten, meine Diagnose habe ich verschwiegen und die Medikamente hat mir meine Mutter aus dem Ausland besorgt.

Dort war ich Panzergrenadier und habe zwar einige Schwierigkeiten gehabt, aber ich war am Ende froh es geschafft zu haben. Unteranderem habe ich in den Niederlanden an einem 4x 40 km Marsch teilgenommen und war Übersetzer für unseren tschechischen Kameraden.

Danach machte ich bei meiner Mutter eine Ausbildung zum Arzthelfer und bin wieder zur Bundeswehr, wieder hatte ich kurz vorher eine Psychose, habe unter einer akuten Psychose irgendwie den Einstellungstest bestanden (Feldwebel Laufbahn), jedoch die Probezeit nicht bestanden. Dann war ich noch 3 Jahre als Mannschaftssoldat im Sanitätsdienst tätig.

Danach hatte ich viele verschiedene Jobs, ich denen in nicht so lange tätig war. Als ich zwei Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet habe, dachte ich ich muss mich weiterqualfizieren und habe 3,5 Jahre ein Abendstudium (Betriebswirt VWA) gemacht, habe es zwar abgeschlossen, aber keinen passenden Job dafür gefunden, so habe ich weiter als Studienassistent und Arzthelfer weitergearbeitet.

Aktuell bin ich im Krankenhaus als Arzthelfer tätig seit 3,5 Jahren tätig, quäle mich dort aber sehr aus verschiedenen Gründen.

Ich würde mich freuen über Eure Erfahrungen auf Arbeit zu hören.

Viele Dank.
 
Hallo,

erstmal Wow, ich bin total baff über das, was du alles geleistest hast! Das ist ja selbst ohne Psychose nicht leicht. Darf ich fragen, wie sich deine Psychose geäußert hat?
 
Ich bin auch lange Zeit als Soldat tätig gewesen.

Erst in Afghanistan, später Mali.

Als Infanterist entdeckte ich dann meine Leidenschaft zum Kochen.

Als Smutje auf der Gorch Fock zauberte ich dann mehrere Jahre die Gaumenfreuden für unzählige Jungmatrosen.

Später leitete ich spezielle Einsätze in mehreren Ländern.

Zur Zeit übe ich den Beruf des Barista in Thailand aus, habe eine kleinere Bar hier in Phuket.
 
Gilio schrieb:
Aktuell bin ich im Krankenhaus als Arzthelfer tätig seit 3,5 Jahren tätig, quäle mich dort aber sehr aus verschiedenen Gründen.

Ich weiß nicht ob das förderlich ist für deine Gesundheit, einen Job auszuüben was dir eigentlich kein Spaß macht.

Sich durchzuquälen bedeutet Stress und das macht auf Dauer krank.

Welcher Beruf würde dir denn sonst so Spaß machen, mal daran gedacht den Job zu wechseln?
 
Hallo Mero,

danke für Deine Antwort ich suche aktuell nach Alternativen. Meinem Chef habe ich bereits mitgeteilt, dass ich vorhabe zu gehen.

Ich möchte versuchen in den öffentlichen Dienst rein zu kommen, Krankenkassen, Reha Einrichtung oder Gesundheitsamt.

Am liebsten würde ich ganz aus dem Gesundheitsberuf aber mir fehlen die Alternativen und eine Umschulung kann ich mir aus finanzieller Sicht nicht leisten.

Ich habe Mal im Fahrdienst und im Winterdienst gearbeitet, dort verdient man leider sehr schlecht und das ging nur zur Überbrückung.
 
Gilio schrieb:
Am liebsten würde ich ganz aus dem Gesundheitsberuf aber mir fehlen die Alternativen und eine Umschulung kann ich mir aus finanzieller Sicht nicht leisten.

Eine Umschulung kannst du dir von der Agentur für Arbeit bezahlen lassen!

Sobald du deinen Job gekündigt hast, am besten deinem Chef sagen er soll dir eine Kündigung schreiben und erwähnen das er dich entlässt um Personal zu sparen dann bist du nicht verschuldet arbeitslos wegen Sperre ect. und dann deinem Sachbearbeiter sagen das du eine Umschulung machen möchtest. Mein Bruder und meine Schwester machen auch über die Agentur eine Umschulung, da werden alle Kosten übernommen.
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Hallo Mero,

Ich kann nicht so einfach eine Umschulung machen, auch wenn interessant wäre, da ich zwei kleine Kinder habe, die auf mein Einkommen angewiesen sind. Bei einer Umschulung hätte ich mit erheblichen Einbußen zu rechnen.

Viele Grüße

Gilio
 
Erstaunlich was ihr alles schafft,

für mich wäre das zuviel Stress, denn ich vorausschauend scheue, da ich die Hektik nicht ertrage und es gesundheitlich sofort merken würde. lange hatte ich angst dadurch eine psychose zu bekommen, was aber nie eingetreten ist, die psychischen probleme sind auch so da.

So lebe ich gerne von sozialhilfe, das bedeutet viel entspannung, man muss sich nur durchmogeln.

umschulung bekomme ich dafür leider nicht, obwohl es einem laut gesetz zustünde.

da du leider auf dein einkommen angewiesen bist, würde ich dir von leistungen des staates dringend abraten, das schafft in deinem fall für euch alles vermutlich schrecklichen ärger.

du könntest auch einen behindertengrad beantragen zwecks subventionierung und entspannteren Job etc., aber das kann auch probleme bereiten für deine familie.

du hast so viel gemacht, scheinst in der Hinsicht flexibel, schau dich um nach stellen, und frage dich was du machen möchtest.
 
Mero schrieb:
Eine Umschulung kannst du dir von der Agentur für Arbeit bezahlen lassen!

Sobald du deinen Job gekündigt hast, am besten deinem Chef sagen er soll dir eine Kündigung schreiben und erwähnen das er dich entlässt um Personal zu sparen dann bist du nicht verschuldet arbeitslos wegen Sperre ect. und dann deinem Sachbearbeiter sagen das du eine Umschulung machen möchtest. Mein Bruder und meine Schwester machen auch über die Agentur eine Umschulung, da werden alle Kosten übernommen.
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ja, kündigung schreiben lassen, alle unterlagen dann sofort bei der arbeitsagentur (euphemismus) abgeben, und so bekommst du je nach dem lange geld und anfangs sind die berater meist okay, vor allem weil du viel vorzuweisen hast.

und hättest zeit nach etwas neuem zu schauen.
 
Hallo Melancholia,

ich danke Dir für Deine Nachricht. Ich sehe es genauso, da ich zwei Kinder zu versorgen habe und meine Frau nur 20 h bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitet, kann ich es mir nicht leisten über EM Rente oder ähnliches nachzudenken. Durch meine Reduzierung meiner Stunden von Vollzeit auf 30 h habe ich bereits erhebliche finanzielle Einbußen.

Ich bin bereis auf der Suche nach einem alternativen Job, in dem der Stresslevel nicht so hoch ist. Ich hoffe bald fündig zu werden.

Meine Reha wurde bereits genehmigt, ich will schauen was diese mir bringt.

Allerdings sehe ich viele Vorteile darin nur noch Teilzeit zu arbeiten, man hat zwar weniger Geld aber mehr Lebensqualität und außerdem bin ich efektiver als meine Vollzeit-Kollegen.

Teilweise ist es schwierig 6 Stunden am Stück zu arbeiten, aber dadurch kann ich früher nach Hause.

Viele Grüße

Gilio
 
Hallo Gilio, seit dem Beginn meiner Schizophrenie vor zwei Jahren kann ich nicht mehr arbeiten gehen. Während meiner akuten psychotischen Schübe bin ich auf einem anderen Stern und sonst ziemlich antriebslos. Mir fällt es schon schwer, regelmäßig mit meiner Hündin rauszugehen und mich mit anderen zu verabreden. Ich möchte trotzdem gerne langsam wieder in das Arbeitsleben, um nicht zu versauern. Mit einem Einstieg in eine Arbeitstherapie für drei Monate möchte ich dann in einem Minijob arbeiten und nach zwei Jahren Rente mit Minijob möchte ich wieder in meinem Beruf arbeiten können oder umschulen. Durch die psychotischen Schübe in den letzten zwei Jahren bin ich ziemlich in mich gekehrt und mir fällt es schwer, Gespräche am Laufen zu halten. Das muss ich erst wieder üben.
 
Hallo Radiohoererin,

ich wünsche Dir viel Erfolg und hoffe Du wirst es schaffen.

Als ich meinen psychotischen Schub hatte, musste ich mich auch lange krank schreiben lassen und hatte auch sehr geringen Antrieb, mir hat es auch sehr geholfen mich zum Sport zu uberwinden, ich bin dann häufiger laufen gegangen, bin auf den Crosstrainer gegangen oder habe Tennis gespielt. Gott hilft mir ebenfalls durch diese Krisen, ich habe die Krankheit dazu benutzt mehr in der Bibel zu lesen, bin zu Gottesdiensten gegangen und habe mir ein Buch gekauft, wo von Menschen berichtet wird, die Wunder mit Gott erleben durften.

Zusätzlich habe ich mit Studien beschäftigt, die sich mit Vitaminmangel bei Schizophrenie befassen. Seitdem nehme ich Vitamin B Loges, besteht aus verschiedenen Vitamin B hochdosiert. Außerdem nehme ich noch Vitamin D und C.

Vielleicht hilft Dir das eine oder andere.

Viele Grüße

Gilio
 
Hallo Gilio,

so langsam zieht es mich auch zum Thema Religion und Gemeinde. In den letzten Wochen bin ich sonntags zu Gottesdiensten gegangen, auch wenn ich keine Konfession habe.

Mit Vitaminmangel sollte ich mich mal auseinandersetzen. Meine Ernährung ist insgesamt nicht die Beste. Ich möchte schon lange regelmäßig schwimmen gehen, doch jetzt habe ich mich für November zum reiten angemeldet. Das ist mein Highlight.

Hast Du nach Deinen langen Krankschreibungen gut wieder in den Job und den Kontakt mit anderen gefunden?
 
@Gilio
Normal hat man bei einer Schizophrenie einen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente:
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Allgemeine-Informationen/Rentenarten-und-Leistungen/Erwerbsminderungsrente/erwerbsminderungsrente_node.html

Damit könntest du kürzer treten und kannst zur Rente noch 525 € dazuverdienen ohne Abzüge.

Meine dringende Empfehlung an dich wäre eine grundsätzliche Umstellung der Medikamente:
Medikamenteempfehlung Psychose

Es gibt spezielle Antidepressiva wie Bupropion die die Wirkung der Neuroleptika verbessern und gleichzeitig wach, konzentriert machen und die Negativsymptome wie Motivationslosigkeit verkleinern. Zudem hilft dieses Medikament auch gegen Nickotinsucht ein gutes Stück.

Die Kombination die ich dir da empfehle im Link wäre als Neuroleptikum das Aripiprazol was ein relativ modernes Neuroleptikum ist und so mithilfe der Antidepressiva minimal Dosiert eingenommen werden kann. Antidepressiva zusätzlich wären Bupropion, Citalopram(Gegen Nebenwirkungen und damit die Libido leicht gedämpft ist) und Trimipramin-Tropfen zum besseren schlafen.

So kann man auf längere Sicht das Neuroleptikum (Aripiprazol) minimal einnehmen Bedarfsweise und wenn alles gut läuft über die Jahre sogar komplett absetzen.
 
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