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Medikamente machen mich leer – Wie komme ich wieder zu mir selbst?

einfachich

Member
Hallo zusammen,


ich bin 32 Jahre alt und lebe seit vielen Jahren mit einer Psychose-Diagnose. Ich wollte hier mal meine Geschichte teilen, weil ich langsam nicht mehr weiß, wie ich weitermachen soll – vielleicht erkennt sich ja jemand wieder oder hat Erfahrungen.


Meine Vorgeschichte in Kurzform:
  • 2012 hatte ich eine cannabisinduzierte Psychose. Der Auslöser war damals starker Beziehungsstress. Ich habe keine Medikamente genommen, da ich große Ängste vor Vergiftung hatte.
  • Von 2012 bis 2017 lebte ich ein recht normales Leben – bis sich langsam Wahrnehmungsstörungen und Depressionen einschlichen.
  • 2019 bekam ich schließlich die Diagnose paranoide Schizophrenie und ließ mich 2021 in Istanbul behandeln – mit 10 EKT-Sitzungen und Medikamenten.
  • Seitdem nehme ich regelmäßig Neuroleptika, darunter Amisulprid und mittlerweile auch Abilify.
Aktueller Zustand:

Ich nehme zurzeit:
  • Amisulprid 600 mg täglich
  • Abilify 15 mg täglich
  • Fluoxetin 60 mg täglich
Früher hatte ich über zwei Jahre nur 100 mg Amisulprid (abends), was ich gut vertragen habe. Aber seitdem die Dosis schrittweise erhöht wurde, geht es mir gefühlt immer schlechter.

Ich fühle mich emotional leer, innerlich wie betäubt, abgeschnitten von mir selbst. Meine Kreativität, meine Gefühle, meine Lebensfreude – alles ist wie ausgelöscht. Ich merke, dass ich so nicht mehr leben kann, aber jedes Mal, wenn ich die Dosis reduziere oder weglasse, geht es mir psychisch sofort schlechter (Unruhe, Schwitzen, Aufgedrehtheit, Angst).

Heute habe ich zum ersten Mal keine Dosis genommen – und direkt schwitzen meine Hände, sie sind kalt, ich bin innerlich überdreht. Ich spüre, dass mein Nervensystem auf Hochtouren läuft. Ich habe Angst, dass ich in einer Sackgasse stecke.

Meine Frage an euch:
  • Hat jemand von euch Erfahrungen mit Amisulprid-Ausschleichen oder Kombination mit Abilify?
  • Wie habt ihr es geschafft, wieder zu euch selbst zu finden, ohne in eine neue Krise zu rutschen?
  • Gibt es Wege zurück in mehr Lebensqualität, ohne komplett auf Medikamente verzichten zu müssen?
Ich würde mich über eure Gedanken, Erfahrungen und vielleicht einfach ein bisschen Austausch freuen. Gerade fühlt es sich an, als würde ich mich selbst verlieren – aber ich will mich nicht aufgeben.

Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt.

Liebe Grüße
 
Ich versteh dein Problem. Ich bin auch 32, und hatte nach der Akut Phase sogar 3 Neuroleptika. Ich habe eins dann ganz langsam ausgeschlichen, mit der 10 % Methode und unter ärztlicher Aufsicht. Die Entzugssymptomatik hatte ich nur beim abrupten absetzen. Du brauchst echt Geduld und immer ganz kleine Mengen reduzieren. Manchmal kann der Arzt auch die kleine Dosierungen verschreiben und die Stellen sie in der Apotheke langsam her. Mittlerweile führe ich ein normales Leben, Beziehung, Haus Bau, Arbeit. Also Kopf hoch, das wird wieder. Man muss nur akzeptieren, dass man mindestens ein Medikament lebenslang braucht.
 
Dein Post hat meine Anteilnahme geweckt. Es ist echt schwierig wenn man auf viel Medikament sitzt und diese nicht ausschleichen kann. Du könntest höchstens versuchen noch ein anderes Medikament zu bekommen, das dir mehr zusagt. Und immer wieder probieren die Dosis wegzulassen. Vielleicht könntest du üben die Symptome zuzulassen ohne dass etwas Schlimmes passiert. Vielleicht kannst du dich dann mehr auf dich selbst verlassen.
 
Hallo einfachich, du hast geschrieben, dass du früher nur 100 mg Amisulprid bekommen hast und das gut vertragen hast. Warum wurde das denn so stark erhöht und warum wurden noch zwei Medikamente dazu gegeben? Das sind schon sehr hohe Dosen, die du da bekommst (vielleicht gibt es auch unerwünschte Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten?) Das hört sich für mich wie eine heftige Überdosierung an. Vielleicht könntest du ja in Absprache mit deinem Arzt nach und nach etwas reduzieren und vielleicht brauchst du auch nicht wirklich 3 Medikamente. Ich glaube, jede Reduzierung kann schon etwas bringen. Nur abrupt Absetzen ist nicht gut, dann ist klar, dass es dir schlecht geht. Wenn dein Psychiater nicht mitmachen will beim Reduzieren, würde ich mal versuchen, einen anderen zu finden. Du schreibst, "jedes Mal, wenn ich die Dosis reduziere oder weglasse, geht es mir psychisch sofort schlechter ...". Einfach weglassen ist tatsächlich keine gute Idee und reduzieren muss man auch in kleineren Schritten, dann kann es klappen. Und je mehr du (langsam) reduzieren kannst desto besser wird es dir wieder gehen.
Liebe Grüße, Nina
 
Hallo einfachich, du hast geschrieben, dass du früher nur 100 mg Amisulprid bekommen hast und das gut vertragen hast. Warum wurde das denn so stark erhöht und warum wurden noch zwei Medikamente dazu gegeben? Das sind schon sehr hohe Dosen, die du da bekommst (vielleicht gibt es auch unerwünschte Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten?) Das hört sich für mich wie eine heftige Überdosierung an. Vielleicht könntest du ja in Absprache mit deinem Arzt nach und nach etwas reduzieren und vielleicht brauchst du auch nicht wirklich 3 Medikamente. Ich glaube, jede Reduzierung kann schon etwas bringen. Nur abrupt Absetzen ist nicht gut, dann ist klar, dass es dir schlecht geht. Wenn dein Psychiater nicht mitmachen will beim Reduzieren, würde ich mal versuchen, einen anderen zu finden. Du schreibst, "jedes Mal, wenn ich die Dosis reduziere oder weglasse, geht es mir psychisch sofort schlechter ...". Einfach weglassen ist tatsächlich keine gute Idee und reduzieren muss man auch in kleineren Schritten, dann kann es klappen. Und je mehr du (langsam) reduzieren kannst desto besser wird es dir wieder gehen.
Liebe Grüße, Nina
Hey Nina,

danke für deine liebe Nachricht.
Bei mir war das alles ein bisschen komplizierter.

Eigentlich hätte ich Amisulprid schon 2012 nehmen sollen, aber wegen starker Vergiftungsängste habe ich es damals nicht gemacht. 2017 wurde mir nach einer ambulanten Behandlung dann zum ersten Mal Abilify vorgeschlagen. Die Einnahme habe ich allerdings nie länger als drei Wochen durchgehalten – danach war es mir immer zu viel.

Die Ärzt:innen kamen nie auf die Idee, dass ich vielleicht eine Depression habe – stattdessen bekam ich recht schnell die Diagnose paranoide Schizophrenie. Dabei war ich eher dauerhaft sehr traurig, konnte meine Gedanken nicht richtig ordnen und war insgesamt sehr niedergeschlagen.

Irgendwann ging es mir psychisch so schlecht, dass mein Vater mir vorschlug, mich in der Türkei behandeln zu lassen – dem habe ich dann zugestimmt. Dort bekam ich 10 Sitzungen EKT (Elektrokonvulsionstherapie). Diese haben die negativen Gedanken stark reduziert und mich überhaupt erst wieder in die Lage gebracht, eine medikamentöse Behandlung durchzuhalten – bis heute.

Die Ärzt:innen in Istanbul sagten damals, dass die medikamentöse Therapie höchstens zwei Jahre dauern müsse. Leider hatte ich hier in Deutschland nie wirklich kompetente Ärzt:innen, die das aufgenommen oder überprüft hätten. Stattdessen hieß es immer nur:
"Sie müssen die Medikamente mindestens fünf Jahre nehmen."

Wenn Ärzt:innen schon von Anfang an so denken, hat man als Patient kaum eine Chance, die Medikamente irgendwann absetzen zu können – egal wie oft ich darüber gesprochen habe. Entzugssymptome wurden leider nie ernst genommen oder behandelt.

Es hat lange gedauert, bis ich einen richtigen Ansatz für mich gefunden habe.
Deine Nachricht hat mich da wirklich ermutigt – danke nochmal!

Ich nehme die Medikamente inzwischen seit über 3,5 Jahren.
Von der 10%-Methode hatte ich schon früher gehört, aber ich hatte nie den Mut, es wirklich anzugehen.
Dieses Mal – seit dem 1. April 2025 (kein Aprilscherz 😄) – habe ich einfach eine 5 mg Abilify-Tablette halbiert, um eine 2,5 mg Dosis zu bekommen.
Ich war sonst auf 15 mg Abilify, und bin jetzt seit 8 Tagen auf 12,5 mg.

Die ersten Tage hatte ich durchaus Entzugssymptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Gehirnnebel... aber heute war ein richtig schöner Tag – ich war draußen im Park spazieren und dachte nur: Wahnsinn. Was so eine kleine Reduktion auslösen kann, wenn man durchhält.

Eine Psychiaterin, mit der ich auf JustAnswer gesprochen habe, meinte, Psychose sei die schwerwiegendere Erkrankung – und daher müsse ich erst Abilify oder Amisulprid ausschleichen, nicht alles gleichzeitig. Fluoxetin soll ich als Letztes ausschleichen, weil eine Depression „weniger kritisch“ sei als eine Psychose – wobei man darüber natürlich streiten kann.

Ich war auch mal stationär in München, und da wurde versucht, von 15 mg Abilify direkt auf 7,5 mg zu gehen, ohne Ausschleichen, ohne Vorsicht. Das war eine Katastrophe. Mir ging es danach psychisch extrem schlecht – aber keiner der Ärzt:innen sprach über Absetzsymptome oder hat das ernst genommen.

Ich werde jetzt auf jeden Fall versuchen, Abilify komplett auszuschleichen – selbst wenn es ein halbes bis ein ganzes Jahr dauert. Schritt für Schritt.

Wenn du magst, können wir gerne im Austausch bleiben. Tut gut, zu wissen, dass man mit dem Weg nicht allein ist.

Liebe Grüße
einfachich
 
Hast oder hattest du seither immer denselben Arzt oder Ärztin? Wenn ja, würde ich mich tatsächlich mal nach einem anderen umschauen. Du hast geschrieben, dass du in München stationär warst. Wohnst du in München oder Umgebung? Dann könntest du vielleicht mal Dr. Gerke oder Dr. Hock konsultieren, das sind beides einerseits Schulmediziner (Psychiater) in München, die das Ganze aber gleichzeitig homöopathisch begleiten (habe ich hier schon öfter geschrieben). Sie können dadurch nach eigenen Angaben (und Fallbeispielen) die Dosen sehr reduzieren, ohne Rückfälle oder zu starke Absetzsymptome zu riskieren. (Die beiden Ärzte arbeiten allerdings in Privatpraxis). Falls du das Gefühl hast, dass das nix für dich ist, würde ich mich trotzdem mal auf die Suche nach einem anderen Arzt (Ärztin) machen, denn wenn deiner einfach ignoriert, dass es dir schlecht geht, ist das meiner Meinung nach nicht der Richtige. Reduzieren kann schon lange dauern, vor allem von so hohen Dosen, aber ich denke, da lohnt es sich, Geduld zu haben. (Vielleicht kann es auch ein bisschen zügiger gehen als mit der 10% Regel). Auch wenn ein komplettes Absetzen vielleicht nicht möglich sein sollte, kann eine geringere Dosis einen Riesenunterschied machen.
Liebe Grüße, Nina
 
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