Hast du Diagnose bekommen, als du in der Psychiatrie und akut psychotisch warst? Und bei der ersten Psychose?
Das scheint mir wirklich ein bisschen voreilig und ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass Psychiater in Kliniken sehr schnell damit sind, chronische Krankheiten auf dem Schizophrenie-Spektrum zu diagnostizieren, selbst wenn man vor der Psychose keine Symptome hatte und psychotische Episoden ja auch bei anderen psychischen Krankheiten vorkommen könne, wie eben, wie du meintest Depression. Wenn du depressive Symptome hast und keine Symptome die eindeutig für eine Schizophrenie sprechen würden, wie z.B. Halluzinationen oder Denkstörungen (die auch schon vor Medikamenteneinnahme bestanden!) würde ich definitiv mit deinem Psychiater noch einmal darüber sprechen, dass du die Diagnose als voreilig empfindest, dass du das Gefühl hast die Diagnosekriterien für eine Depression mit psychotischer Episode entsprechen deiner Krankheit eher und darum bitten noch einmal ein ausführliches Diagnosegespräch zu machen, jetzt wo du nicht mehr akut psychotisch bist und die entsprechenden Symptome nicht mehr da sind.
Mir wurde in der Klinik auch eine schizoaffektive Störung diagnostiziert, anhand von zwei jeweils etwa 10 Minuten langen Gesprächen, wo mit mir ein paar Fragebögen durchgegangen wurden, während ich noch akut psychotisch war und die Fragen gar nicht richtig verarbeiten, geschweige denn korrekt beantworten konnte. Aus einer Phase, in der ich weniger depressiv war als sonst, vor der Psychose, wurde dann direkt eine Manie gemacht, obwohl ich keine Vorstellungen von Größenwahn oder ähnlichem hatte und meine Sozialphobie wurde als Wahn ausgelegt, obwohl das ein völlig anderes Krankheitsbild ist, dass ich so auch vor der Psychose schon von einer Therapeutin diagnostiziert bekommen habe. Fehldiagnosen kommen definitiv vor und es ist in Ordnung da kritisch zu sein.
Trotzdem empfehle ich dir, dass alles in Absprache mit deinem Psychiater zu klären und auf gar keinen Fall das Neuroleptikum von heute auf morgen abzusetzen, auch wenn du das Gefühl hast, dass du es nicht mehr brauchst. Den Fehler habe ich mehrmals gemacht und davon dann Absetzpsychosen bekommen. Langsam runter reduzieren hat Anfang diesen Jahres jedoch geklappt, also schau vielleicht, ob dein Psychiater offen dafür ist, mit langsamen Reduktionsschritten herauszufinden ob du das Neuroleptikum wirklich dauerhaft brauchst.