Moin @ion
Oh mit dem Jobcenter hatte ich auch meine Schwierigkeiten. Ich kann nur sagen, dass das deutsche Rechtssystem relativ fair ist.
Einmal... ich hatte gerade den Antrag gestellt und seit 2 Wochen kein Geld, der Antrag wurde aber nicht bewilligt, weil ich keine Kontoauszüge in schriftform, nur als PDF aus dem Onlinebanking vorlegen konnte, war ich so sauer, das ich runter in die Vorhalle gegangen bin und in den Eingang, eine Drehtür, des Arbeitsamt gepinkelt hab. Das ganze endete mit Menschenauflauf und Polizeieinsatz. Ich kam in ne Ausnüchterungszelle, obschon ich nüchtern war, durfte am nächsten Tag gehen und Anzeige wurde glücklicherweise nie gestellt. Da hatte ich noch Glück gehabt.
Ein ander Mal, da war es nicht das Jobcenter, sonder das Amt der Stadt, nannte ich die Mitarbeiter Hurensöhne. Naja, eigentlich hab ich die Wand vor dem Gebäude angeschrien. Allerdings hat der Richter die Beileidigung richtig erkannt und ich musste eine Strafe in Höhe von 400,- Euro abzahlen.
Insgesamt hab ich aus den letzten 3 Jahren, die ich keine Medikamente nahm, Strafen in Höhe von über 1500,- Euro offen, die ich noch bis nächstes Jahr abzahlen muss. Ich hab mich mit allem und jedem angelegt. Ich bin jedoch einigermaßen froh, dass ich als "handelsüblich" schuldig erkannt wurde, und nicht meine Erkrankung in den Fokus gerückt wurde. Passiert nämlich das, ist man in Deutschland schneller seine Mündigkeit los, als man gucken kann. Wenn ein Psychotiker einen Menschen schlägt, kommt er schonmal in die Klappse. Bei einem normalen Mensch ist das erstmal eine Anzeige, Verhandlung, evtl. Haft. Und als Psychotiker in der Klappse mit Beschluss, kann man sich seine Medikamente auch nicht wirklich aussuchen. Es hätte auch gut passieren können, dass man mir einen Betreuer bestimmt hätte. Auch das ist glücklicherweise nicht passiert.
Jetzt, wo ich meine Medikamente wieder brav und einsichtig nehme, erkenne ich auch was für einen Unsinn ich getrieben hab in den Jahren. Es ist mir teils peinlich, teils war es einfach nur dämlich. Aber ich bin froh, dass ich mit Geldstrafen rausgekommen bin und dass ich jetzt "die Wahrheit" erkennen kann. Es ist die alte Frage, ob ein Verrückter wirklich erkennen kann, dass er verrückt ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man nicht dazu in der Lage ist seinen Wahnsinn zu erkennen. Gerade das macht Schizophrenie ja so tückisch. Alles mögliche um einen herum geht kaputt und man selbst glaubt, die anderen seien irre einen so abzulehnen, bis man erkennt, dass man doch selbst der Irre ist.
Nebenjobtechnisch setze ich voll auf die Werkstatt. Nächsten Monat ist ein Infotermin, wo man sich auch vorstellen kann. Das ist eine relativ große Werkstatt mit vielen Bereichen und sie ist speziell für Menschen mit psychischer Erkrankung, also keine klassische Behindertenwerkstatt. Ich hoffe da einen Platz für mich zu finden, der meinen Tag ein wenig mehr füllt.
Vor einigen Jahren hab ich mal Vollzeit bei DPD gearbeitet. Das fand ich ziemlich toll. Ich find sowieso Postbote ist ein toller Job. Leider hab ich nicht durchgehalten und wie so oft, endete meine eigene Arbeitserprobung nach ca. einem halbem Jahr in der Psychiatrie. Das war auf dem Weg zur Rente nur eine Station während der wieder alles zerschlagen wurde in meiner Welt.
@Wallo
Wenn du nicht mehr arbeiten kannst, und dies auch selbst so formulierst, dann ist doch alles gesagt. Genauso wird dich das der Gutachter auch fragen, darum geht es ja auch, ob du selbst einschätzt, ob du arbeiten kannst. Das ist nur einer der Punkte, aber wenn dann noch die Klinikberichte, die Stellungnahme deines Psychiaters etc. passen, dann ist doch alles "gut". Zumal es ja nur ein Verlängerungsantrag ist. Ich bleibe dabei Schizophrenie halte ich zwar selbst nicht für eine sehr schlimme Krankheit, da gibt es viel bedrohlicheres im körperlichen Bereich, aber es ist schon das schwerste was die Psychiatrie zu bieten hat. Man wird nicht einfach so wieder gesund geschrieben und deine Weiterbewilligung sollte ziemlich sicher sein.