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Autismus und paranoide Schizophrenie ähnlich?

NAW

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Liebes Forum,

Weiß jemand ob man Autismus trotz Schizophrenie diagnostizieren könnte..?
Hab mal gelesen dass durch unbemerkten Autismus auch Schizophrenie enstehen kann und beides Ähnlichkeiten aufweisen wie Reizüberflutung und soziale Probleme..?? Was meint ihr?

Mir wurde gesagt, ich neige stark zu Asperger Autismus, aber man kann mir die Diagnose nicht aushändigen durch meine Schizophrenie.. Weil sich zu vieles ähnelt.
Habe starke Probleme Menschen auszuhalten, vor allem viele und Fremde.

Liebe Grüße, danke im Vorraus!
 
Hallo NAW,
Mein Sohn (35) hat Asperger-Autismus und bekam diese Diagnose erst mit 17 Jahren. Bis dahin musste er im Kindergarten und in der Schule viel Mobbing aushalten, weil er irgendwie "anders" war und keiner verstanden hat, was mit ihm los ist und er deshalb sehr ausgegrenzt wurde. Auch wir wussten nicht, warum er sich so "anders" verhält. Mit der Diagnose wurde vieles klarer. Mit 26 hatte er dann im Rahmen einer sehr stressigen Zeit in einer Reha-Ausbildung eine Episode, in der er anfing Stimmen zu hören, vor denen er furchtbar Angst hatte. Wir haben ihn dann überredet in eine (anthroposophische) psychiatrische Klinik zu gehen. Ich würde das heute nicht mehr machen, denn er bekam dort die Diagnose "paranoide Schizophrenie" verpasst, die er meiner Meinung nach nie hatte. Er war während der ganzen Zeit voll orientiert und ansprechbar, bis auf die Angst vor den Stimmen (welche immer nur morgens nach dem Aufwachen auftraten). Stimmenhören kann auch völlig ohne Schizophrenie auftreten. Jetzt hat er die Diagnose an sich kleben wie einen Kaugummi.

Er hatte schon immer große Probleme mit Reizüberflutung, sozialen Interaktionen und seiner besonderen Art, zu kommunizieren, was alles Symptome von Asperger sind. Das haben wir aber erst nach seiner Diagnose verstanden. Du schreibst, dass du starke Probleme hast, Menschen auszuhalten - vor allem viele und Fremde - ein starker Hinweis auf Asperger. Wie wurde denn deine Diagnose Schizophrenie begründet? Die wird sehr schnell vergeben und stimmt oft überhaupt nicht. Man darf auch nicht vergessen, dass bis zu 30 % aller psychiatrischen Diagnosen Fehldiagnosen sind.

Liebe Grüße,
Nina
 
  • Danke
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Wer Stimmen hört ist automatisch paranoid schizophren. Das steht in den Lehrbüchern der Studierten (Psychiater). Das sind nunmal deren Vorschriften. Aber ich habe ein gutes Buch gelesen von Marius Romme und Sandra Escher "Stimmenhören akzeptieren". Sie sind der Meinung das Stimmenhören nicht unbedingt Schizophrenie sein muss und einen ganz anderen Ursprung hat. Von daher gebe ich dir vollkommen recht @ Nina.

Schönen Abend noch und gute Besserung für deinen Sohn.

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
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Liebe*r NAW,

Bei einer Psychotischen Phase oder auch Plussymptome genannt
handelt es sich streng genommen Biochemisch um einen Überschuss an Dopamin
in einzelnen Hirnregionen.

Trotz möglicher Entwicklungsstörung wie bei der Entwicklung Spektrums Störung ( Autismus)
kann theoretisch eine Komorbidität mit psychotischen Symptomen auftauchen.
Das eine schließt das andere nicht aus.

Liebe Grüße

Rothenburg
 
  • Danke
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Danke Mutzi.
Es gibt einen separaten ICD 10 Code für akustische Halluzinationen und Stimmenhören: R44.0, der nichts mit paranoider Schizophrenie zu tun hat. Mein Sohn war damals trotz der Stimmen voll orientiert, ganz in der Realität und völlig normal ansprechbar.
Liebe Grüße,
Nina
 
@Rothenburg: Die Dopamin-Hypothese ist eine Hypothese und als vorrangige Ursache von "Schizophrenie" inzwischen sehr umstritten, so wie der Begriff "Schizophrenie" an sich zur Beschreibung eines Krankheitsbildes umstritten ist. In Anbetracht des extremen sozialen Stigmas, mit dem diese Diagnose für die Betroffenen einhergeht, sollte er im Grunde ganz vermieden werden.
Liebe Grüße,
Nina
 
Liebe Nina ,

Vielleicht kannst du mir ja erklären wie du dir unabhängig der Dopamin Hypothese
Halluzinationen jeglicher Art erklären kannst?
Ich verstehe mehr oder weniger die Quintessenz nicht was du mir mitteilen möchtest.
Das Soziale Stigma hat ja nichts mit der Ätiologie des Krankheitsbildes zutun auf Biochemischer Basis.

Und vielleicht kannst du mir sagen von wem diese Dopamin Hypothese umstritten wird denn Sie wird
an Hochschulen gelehrt :)

Liebe Grüße
Rothenburg
 
Hallo NAW,
Mein Sohn (35) hat Asperger-Autismus und bekam diese Diagnose erst mit 17 Jahren. Bis dahin musste er im Kindergarten und in der Schule viel Mobbing aushalten, weil er irgendwie "anders" war und keiner verstanden hat, was mit ihm los ist und er deshalb sehr ausgegrenzt wurde. Auch wir wussten nicht, warum er sich so "anders" verhält. Mit der Diagnose wurde vieles klarer. Mit 26 hatte er dann im Rahmen einer sehr stressigen Zeit in einer Reha-Ausbildung eine Episode, in der er anfing Stimmen zu hören, vor denen er furchtbar Angst hatte. Wir haben ihn dann überredet in eine (anthroposophische) psychiatrische Klinik zu gehen. Ich würde das heute nicht mehr machen, denn er bekam dort die Diagnose "paranoide Schizophrenie" verpasst, die er meiner Meinung nach nie hatte. Er war während der ganzen Zeit voll orientiert und ansprechbar, bis auf die Angst vor den Stimmen (welche immer nur morgens nach dem Aufwachen auftraten). Stimmenhören kann auch völlig ohne Schizophrenie auftreten. Jetzt hat er die Diagnose an sich kleben wie einen Kaugummi.

Er hatte schon immer große Probleme mit Reizüberflutung, sozialen Interaktionen und seiner besonderen Art, zu kommunizieren, was alles Symptome von Asperger sind. Das haben wir aber erst nach seiner Diagnose verstanden. Du schreibst, dass du starke Probleme hast, Menschen auszuhalten - vor allem viele und Fremde - ein starker Hinweis auf Asperger. Wie wurde denn deine Diagnose Schizophrenie begründet? Die wird sehr schnell vergeben und stimmt oft überhaupt nicht. Man darf auch nicht vergessen, dass bis zu 30 % aller psychiatrischen Diagnosen Fehldiagnosen sind.

Liebe Grüße,
Nina
Liebe Nina,

Dankeschön erst mal :)

Ich höre ebenfalls Stimmen, war in einer akuten Psychose mit 16 Jahren. Habe Dinge gesehen und gehört die für andere nicht da waren..
Gemobbt wurde ich leider auch über viele Jahre.

Es klingt so nach mir was du geschrieben hast..

Meine Mutter wurde interviewt aufgrund des Verdachts auf Asperger Autismus..
Es sprach eigentlich alles dafür, aber die wollten mir den Stempel nicht geben. Weil ich es angeblich dann schwerer hätte eine Arbeit zu finden..
Aber auch weil ich Schizophrenie vorher schon diagnostiziert bekam.

Die Interviews mit meiner Mutter waren aber über meine ganze Kindheit, bevor ich mit 16 Jahren die Diagnose Schizophrenie bekam...

Man versucht mich halt zu zwingen mich zu überwinden soziale Situationen auszuhalten obwohl ich irgendwie spüre dass ich das nicht erworben habe diese Angst, sondern einfach so bin..

Man sagte mir dass Schizophrenie und Autismus ähnlich sind. Deshalb kann man mir nicht Autismus als Diagnose geben.

Finde ich doof.. Weil genau das mit den sozialen Ängsten davon kommen könnte...

Liebe Grüße,
NAW
 
Liebe*r NAW,

Bei einer Psychotischen Phase oder auch Plussymptome genannt
handelt es sich streng genommen Biochemisch um einen Überschuss an Dopamin
in einzelnen Hirnregionen.

Trotz möglicher Entwicklungsstörung wie bei der Entwicklung Spektrums Störung ( Autismus)
kann theoretisch eine Komorbidität mit psychotischen Symptomen auftauchen.
Das eine schließt das andere nicht aus.

Liebe Grüße

Rothenburg
Huhu Rothenburg,

Vielen Dank!

:)

Liebe Grüße
 
Lieber Rothenburg,

Ob alles, was an Hochschulen gelehrt wird, der Forschung und Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt.
Die Dopamin-Hypothese ist, wie der Name schon sagt, eine Hypothese:

"Eine Hypothese im wissenschaftlichen Sinne ist eine auf dem Stand der Wissenschaft gründende Annahme, die zwar geeignet ist, bestimmte Erscheinungen zu erklären, deren Gültigkeit aber nicht oder noch nicht bewiesen bzw. verifiziert ist."

Die simple biochemische Erklärung für "Schizophrenie" ist mir eben dies: zu simpel.
Wer weiß schon, was zuerst da war: das biochemische Ungleichgewicht im Gehirn (einfach so, aus dem Nichts?) oder vielleicht Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen oder soziale oder Umweltfaktoren (oder alles zusammen), die dann zu einem biochemischen Ungleichgewicht im Gehirn geführt haben?
Es gibt inzwischen neben der Dopamin-Hypothese noch eine Serotonin-Hypothese und eine Glutamat-Hypothese. Schön, da haben wir schon drei Hypothesen.

Liebe Grüße,
Nina
 
Meiner Meinung haben die Psychosen und Autismus durchaus Parallelen. Das dachte ich übrigens schon vor über 20 Jahren.

Zur Dopamin-Hypothese ist, meiner Meinung nach, zu sagen, dass die Annahme einer dauerhaften Störung bei Psychosen beim Dopaminstoffwechsel falsch ist.
Es gibt diverse auslösende Faktoren. Bei mir kann man durchaus von Episoden sprechen die immer zu hundert Prozent zurückgegangen sind - immerhin etwas Glück dabei.
 
  • Danke
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@Nina

Vielen Dank für deinen Kommentar, aber ich bin mir nicht sicher, ob du die grundlegende Funktion von Hypothesen in der Wissenschaft korrekt erfasst hast. Natürlich ist die Dopamin-Hypothese, wie der Name schon sagt, eine Hypothese – das bedeutet jedoch nicht, dass sie aus der Luft gegriffen ist. Sie basiert auf Jahrzehnten sorgfältiger Forschung, klinischer Beobachtungen und empirischer Daten.

Dass eine Hypothese nicht "der Weisheit letzter Schluss" ist, liegt in der Natur der Wissenschaft. Fortschritt entsteht, indem bestehende Modelle geprüft, ergänzt oder auch korrigiert werden. Genau deshalb gibt es auch die von dir erwähnten Serotonin- und Glutamat-Hypothesen – sie sind keine Konkurrenz, sondern Ergänzungen, die das Bild komplexer Erkrankungen wie Schizophrenie verfeinern.

Dein Einwand, dass Umweltfaktoren, Traumata und soziale Einflüsse möglicherweise eine Rolle spielen, ist nicht falsch, aber auch nichts Neues. Der aktuelle Forschungsstand berücksichtigt längst solche multifaktoriellen Ursachen und untersucht das Wechselspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Es ist also nicht so, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier "zu simpel" denken – die Realität ist einfach komplexer, als es sich in einem Kommentar zusammenfassen lässt.

Liebe Grüße zurück!
 
@Rothenberg
Umweltfaktoren, Traumata und soziale Einflüsse spielen nicht möglicherweise eine Rolle, sondern definitiv eine Rolle. Aber wir müssen uns jetzt hier auch nicht streiten, wer Recht hat oder irgendwas besser weiß.
Lassen wir es einfach mal so stehen.

Liebe Grüße,
Nina
 
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