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Amisulprid (Solian®)

Maggi

Administrator

Amisulprid (Solian®)

Einleitung

Amisulprid ist ein atypisches Antipsychotikum, das zur Behandlung von Schizophrenie und in einigen Ländern auch bei depressiven Störungen wie Dysthymie eingesetzt wird. Es gehört zur Klasse der Benzamide und zeichnet sich durch seine selektive Wirkung auf dopaminerge Rezeptoren im Gehirn aus. Aufgrund seines günstigen Nebenwirkungsprofils und seiner Wirksamkeit bei sowohl positiven als auch negativen Symptomen hat Amisulprid einen wichtigen Platz in der Psychiatrie eingenommen.


Pharmakologie und Wirkmechanismus

Selektiver Dopamin-D₂/D₃-Rezeptor-Antagonist

Amisulprid wirkt als hochselektiver Antagonist an den Dopamin-D₂- und D₃-Rezeptoren. Seine Wirkung ist dosisabhängig und unterscheidet sich je nach Konzentration:
  • Niedrige Dosen (50–300 mg/Tag):
    • Präsynaptische Blockade der D₂/D₃-Autorezeptoren.
    • Erhöhung der dopaminergen Transmission.
    • Effekt: Verbesserung von negativen Symptomen, wie Antriebslosigkeit, sozialem Rückzug und affektiver Verflachung.
  • Hohe Dosen (>400 mg/Tag):
    • Postsynaptische Blockade der D₂/D₃-Rezeptoren.
    • Reduktion der dopaminergen Überaktivität.
    • Effekt: Verminderung von positiven Symptomen, wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Geringe Affinität zu anderen Rezeptoren

  • Serotoninrezeptoren: Kaum Einfluss, was zu einem spezifischeren Wirkprofil führt.
  • Histamin-H₁-Rezeptoren: Geringe Wirkung, daher selten Sedierung oder Gewichtszunahme.
  • Muskarinische Acetylcholinrezeptoren: Minimaler anticholinerger Effekt, wodurch Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Verstopfung selten sind.

Pharmakokinetik

  • Absorption:
    • Nach oraler Einnahme wird Amisulprid schnell resorbiert.
    • Bioverfügbarkeit liegt bei etwa 48% aufgrund eines First-Pass-Effekts.
  • Verteilung:
    • Geringe Plasmaproteinbindung (~16%).
    • Überwindet die Blut-Hirn-Schranke effektiv.
  • Metabolismus:
    • Wird unverändert ausgeschieden.
    • Lebermetabolismus spielt eine untergeordnete Rolle.
  • Eliminationshalbwertszeit:
    • Etwa 12 Stunden.
    • Ausscheidung hauptsächlich über die Nieren.


Klinische Anwendungen

Schizophrenie

  • Indikation:
    • Behandlung von akuten und chronischen schizophrenen Störungen.
    • Wirksam bei positiven und negativen Symptomen.
  • Wirksamkeit:
    • Positive Symptome:
      • Reduktion von Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Denkstörungen.
    • Negative Symptome:
      • Verbesserung von sozialem Rückzug, Antriebslosigkeit und emotionaler Verflachung.
    • Kognitive Funktionen:
      • Potenzielle Verbesserung durch spezifische dopaminerge Modulation.

Dysthymie und depressive Störungen

  • Indikation:
    • In einigen Ländern (z. B. Deutschland) zugelassen für die Behandlung von Dysthymie.
    • Niedrigdosierte Therapie (50–150 mg/Tag).
  • Wirksamkeit:
    • Linderung von anhaltender depressiver Verstimmung.
    • Verbesserung von Stimmung, Antrieb und Motivation.


Dosierung und Verabreichung

Schizophrenie

  • Akute positive Symptomatik:
    • Empfohlene Dosis: 400–800 mg/Tag, aufgeteilt in zwei Einzeldosen.
    • Maximale Tagesdosis: 1200 mg.
  • Vorherrschende negative Symptome:
    • Empfohlene Dosis: 50–300 mg/Tag, einmal täglich.
  • Anmerkung:
    • Die Dosierung sollte individuell angepasst werden.
    • Langsame Aufdosierung kann Nebenwirkungen minimieren.

Dysthymie und depressive Störungen

  • Empfohlene Dosis:
    • 50–150 mg/Tag, vorzugsweise einmal täglich morgens.
  • Anmerkung:
    • Wirkung kann nach 1–2 Wochen eintreten.
    • Regelmäßige Bewertung der Wirksamkeit ist wichtig.

Verabreichungshinweise

  • Einnahmezeitpunkt:
    • Kann unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden.
    • Bei niedrigen Dosen bevorzugt morgens, um mögliche Schlafstörungen zu vermeiden.
  • Niereninsuffizienz:
    • Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich.


Nebenwirkungen und Sicherheitsprofil

Häufige Nebenwirkungen

  • Extrapyramidale Symptome (EPS):
    • Dosisabhängig; häufiger bei höheren Dosen.
    • Symptome: Muskelsteifigkeit, Tremor, Akathisie (motorische Unruhe).
    • Management: Dosisreduktion oder Gabe von Antiparkinson-Medikamenten.
  • Hyperprolaktinämie:
    • Erhöhung des Prolaktinspiegels im Blut.
    • Symptome:
      • Bei Frauen: Galaktorrhoe (Milchfluss), Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation).
      • Bei Männern: Gynäkomastie (Brustvergrößerung), sexuelle Dysfunktion.
    • Langzeitfolgen: Risiko für Osteoporose.
  • Schlaflosigkeit oder Schläfrigkeit:
    • Abhängig von der individuellen Reaktion.
  • Gewichtszunahme:
    • Geringer als bei anderen Antipsychotika, aber möglich.

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen

  • Malignes Neuroleptisches Syndrom:
    • Seltene, potenziell lebensbedrohliche Reaktion.
    • Symptome: Hohes Fieber, Muskelsteifheit, Bewusstseinsveränderungen.
  • Herzrhythmusstörungen:
    • Verlängerung des QT-Intervalls im EKG.
    • Vorsicht bei Patienten mit bestehenden Herzproblemen oder bei Einnahme anderer Medikamente, die das QT-Intervall verlängern.

Metabolische Effekte

  • Geringes Risiko für metabolisches Syndrom im Vergleich zu anderen atypischen Antipsychotika.
  • Überwachung der metabolischen Parameter dennoch empfohlen.


Wechselwirkungen

Pharmakokinetische Interaktionen

  • Zentrale dämpfende Substanzen:
    • Kombination mit Alkohol, Sedativa oder Hypnotika kann die sedierende Wirkung verstärken.
  • Levodopa und Dopaminagonisten:
    • Gegenseitige Wirkungsabschwächung.
    • Empfehlung: Kombination vermeiden.

Pharmakodynamische Interaktionen

  • Antihypertensiva:
    • Verstärkte blutdrucksenkende Wirkung möglich.
  • Medikamente, die das QT-Intervall verlängern:
    • Erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen.
    • Beispiele: Einige Antibiotika, Antiarrhythmika.


Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Amisulprid oder Bestandteile des Präparats.
  • Phäochromozytom:
    • Aufgrund der dopaminergen Wirkung kontraindiziert.
  • Prolaktinabhängige Tumoren:
    • Hypophysenprolaktinom oder Brustkrebs.
  • Schwere Niereninsuffizienz

Vorsichtsmaßnahmen

  • Ältere Patienten:
    • Erhöhtes Risiko für orthostatische Hypotonie und Sedierung.
    • Dosisanpassung kann erforderlich sein.
  • Epilepsie und Krampfanfälle:
    • Niedrige Krampfschwelle; engmaschige Überwachung.
  • Diabetes mellitus:
    • Überwachung des Blutzuckers, da antipsychotische Medikamente den Glukosestoffwechsel beeinflussen können.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
    • EKG-Kontrollen bei Risikopatienten empfohlen.

Schwangerschaft und Stillzeit

  • Schwangerschaft:
    • Anwendung nur, wenn der Nutzen das potenzielle Risiko überwiegt.
    • Neugeborene können Absetzsymptome oder extrapyramidale Symptome entwickeln.
  • Stillzeit:
    • Amisulprid tritt in die Muttermilch über.
    • Empfehlung: Stillen während der Therapie vermeiden.


Patientenaufklärung und Management

Therapieadhärenz

  • Bedeutung:
    • Kontinuierliche Einnahme ist entscheidend für den therapeutischen Erfolg.
    • Nicht abrupt absetzen, um Absetzsymptome zu vermeiden.

Nebenwirkungsmanagement

  • Frühzeitige Erkennung:
    • Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen informiert sein.
    • Selbstbeobachtung und Meldung von Symptomen an den Arzt.

Lebensstil und Unterstützung

  • Ernährung:
    • Ausgewogene Ernährung zur Vermeidung von Gewichtszunahme.
  • Bewegung:
    • Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Wohlbefinden steigern.
  • Soziale Unterstützung:
    • Einbindung von Familie und Freunden.
    • Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder therapeutischen Gemeinschaften.


Aktuelle Forschung und Entwicklungen

Erweiterte Indikationen

  • Angststörungen und Zwangsstörungen:
    • Untersuchungen zur Wirksamkeit von Amisulprid in niedrigen Dosen.
  • Negativsymptomatik bei anderen psychischen Erkrankungen:
    • Potenzial für den Einsatz bei Depressionen mit starkem Antriebsmangel.

Pharmakogenetik

  • Personalisierte Medizin:
    • Forschung zu genetischen Faktoren, die das Ansprechen auf Amisulprid beeinflussen.
    • Ziel: Individuelle Therapieoptimierung.

Neue Darreichungsformen

  • Retardformulierungen:
    • Verbesserte Compliance durch einmal tägliche Einnahme.


Fazit

Amisulprid ist ein wirksames und spezifisches Antipsychotikum, das aufgrund seiner selektiven Wirkung auf Dopamin-D₂/D₃-Rezeptoren sowohl positive als auch negative Symptome der Schizophrenie behandeln kann. Sein günstiges Nebenwirkungsprofil, insbesondere das geringe metabolische Risiko, macht es zu einer wertvollen Behandlungsoption. Individuelle Dosierungsanpassungen und ein ganzheitliches Behandlungskonzept sind entscheidend für den Therapieerfolg. Patienten sollten engmaschig überwacht und aktiv in die Behandlung einbezogen werden.



Wussten Sie schon?

Amisulprid wurde in den 1990er Jahren entwickelt und ist in vielen europäischen Ländern zugelassen. Aufgrund seiner geringen Affinität zu Nicht-Dopamin-Rezeptoren verursacht es weniger sedierende und anticholinerge Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen Antipsychotika. Darüber hinaus zeigt es bei niedrigen Dosen antidepressivähnliche Effekte, was es in einigen Ländern für die Behandlung von Dysthymie interessant macht.
 
Danke @,Maggi !

War mal interessant wieder zu lesen, da ich das Amisulprid schon seit 20 Jahren einnehme.
 
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