@Sanny1990
Bei mir waren die Negativsymptome auch dauerhaft, also die Besserung war wirklich gering. Antiebsarmut und Konzentrationstörungen, Denkstörungen haben mich sehr zu schaffen gemacht und ich hatte auch Restymptome, da die Negativsymptome nur unter kleiner NL-Dosis für mich ertragbar gewesen sind.
Wenn du etwas verändern möchtest zum Besseren, dann solltest du deine Medikamenteeinstellung komplett umstellen lassen, wie ich es hier im Forum empfehle:
Medikamente-Empfehlung
Davon müsstest du praktisch auch erstmal deinen Psychiater überzeugen, aber die Gerüchte, dass man keine Antidepressiva oder kein Bupropion anwenden darf(was man hier manchmal aufschnappt), sind gelogen oder falsch. Selbst Psychiater können auf so subtile Art beeinflusst werden, wenn behauptet wird, dass etwas die Psychose verschlimmern kann.
Hier findest du die offiziellen Leitlinien, die belegen das man Bupropion(SNDRI Antidepressivum) sehr wohl bei Psychosen einsetzen darf und das bei Nikotinabhängigkeit sogar empfohlen wird:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-009l_S3_Schizophrenie_2019-03.pdf
Dort findest du auf S.172 bei der Empfehlung 109 diese Leitlinie und Studien, die das untermauern.
Wäre die Frage, ob du schon mal das Aripiprazol(Abilify) als Neuroleptikum ausprobiert hast oder bereits einnimmst?
Dieses ist relativ gut verträglich und kann Negativsymptome auch so etwas abmildern, es eignet sich dazu es zusammen mit dem Bupropion einzunehmen, wobei man im nächsten Schritt dann auch das Citalopram(SSRI Antidepressivum) ergänzen sollte, weil die Serotoninwirkung dabei bestimmte unangenehme Nebenwirkungen, die Aripiprazol und Bupropion haben können aufhebt.
Bei den Nebenwirkungen geht es vor allem um Miktionsstörungen(Blasenschwäche) oder Verstopfung(bzw. fester Stuhlgang), was Bupropion wegen seiner Noradrenalin-Wirkung machen kann.
Die Noradrenalinwirkung des Bupropions hilft gegen innerer Unruhe, welche Aripiprazol und Citalopram normal eher begünstigen können, von daher ist es auch wichtig erst das Aripiprazol einzunehmen, dann das Bupropion zu ergänzen und erst dann das Citalopram einzunehmen, dass man in dieser Reihenfolge vorgeht.
Vor allem das Bupropion wirkt dabei sehr gut gegen die Negativsymptome und sollte entsprechend auf eine möglichst hohe Dosis mit der Zeit gesteigert werden, ca. 300-450mg wird da normal empfohlen. In der Schweiz sind 450mg zugelassen in Europa 300mg wobei die 300mg auch so die empfohlene Wirkdosierung ist. Anfangs fängt man da normal mit 150mg an und es handelt sich in ein Retardmedikament was sich zeitverzögert freisetzt, da es eine kurze Halbwertszeit im Blut hat. Ab 450 oder 600mg steigt das Risiko für Krampfanfälle weshalb man bei höheren Dosierungen etwas vorsichtig sein sollte, auch wenn dieses Risiko vergleichsweise gering ist aufgrund des Retardmedikaments.
Das Citalopram kann man auf ca. 40mg eventuell auch mehr steigern, was meiner Erfahrung nach in der Kombi mit Bupropion kein Problem ist. Wenn man diese Wirkstoffe einzeln oder anders kombiniert einnimmt, dann können die Dosierungen auch anders ausfallen, das sind also nur grobe Orientierungen, wo du letztendlich selbst sehen musst was dir gut tut.
Wenn du diese beiden Antidepressiva zusammen mit dem Aripiprazol(Abilify) als Neuroleptikum einnimmst, kann es sein, dass die Wirkung bezüglich der Negativsymptome immer noch relativ mild ausfällt. Im späteren Verlauf, wenn du die Kombi gut verträgst, bietet es sich dann an, das Aripiprazol gering dosiert in Intervallen einzunehmen, was aufgrund dieser Antidepressiva deutlich einfacher funktioniert als ohne. Das bedeutet Aripiprazol für 3-6 Wochen oder nach Eigenempfinden komplett abzusetzen, aber die Antidepressiva weiterhin durchgehend einzunehmen. Sobald Frühwarnsymptome oder stärkere Schlafstörungen auftreten müsste dann das Aripiprazol für 1-2 Wochen am Stück eingenommen werden, bis die Symptome wieder möglichst komplett abgeklungen sind.
In dieser Intervallphase wo das Aripiprazol abgesetzt wird, können auch depressive Verstimmungen auftreten, nach einer gewissen Zeit, auch das wäre ein Frühwarnsymptom, wo man dann zum Aripiprazol greifen sollte, was in dem Fall auch effektiv antidepressiv wirkt. Also die Antidepressiva sind da normal vergleichsweise schwach, was depressive Verstimmungen bei einer Psychose angeht.
Zuerst wenn das Aripiprazol abgesetzt wird, wird die Negativsymptome und Stimmung deutlich besser, der Antrieb und Konzentration sollte wirklich sich sehr stark bessern, trotzdem kommt eben nach Wochen oder Monaten dann ein Kipppunkt, wo Negativsymptome wieder stärker werden und auch Depressionen, Schlafstörungen und andere Frühwarnsymptome auftreten, da ist es dann an der Zeit mit dem Aripiprazol gegenzusteuern, was normal auch sehr schnell wirksam ist, von daher eignet es sich auch besonders gut dafür.
Die Erfahrungslage mit solchen Medikamente-Kombis ist im Allgemeinen sehr gering, von daher kannst du, falls du es probierst und dein Psychiater dich da unterstützt, gerne hier im Forum Rücksprache halten, falls Nebenwirkungen oder sonst etwas auftritt könnte wir dann schauen, woran es liegt, ohne dass du zwingend komplett den Versuch abbrechen musst.
Bei mir etwa gab es anfangs eine Unverträglichkeit (leichte Allergie) auf den Wirkstoff Bupropion oder das Medikament, diese Allergie war zwar beim Bluttest nur minimal, aber ich hatte am ganzen Körper wie eine Nesselsucht, was schon relativ schlimm ausgesehen hat. Damals hab ich das Bupropion dann für einen Monat etwa abgesetzt und nochmal ausprobiert, da der Allergiewert nur gering war. Diese Nebenwirkung kommt beim Bupropion relativ häufig vor, also manche Dinge, die normal zum Therapieabbruch führen würden, kann man eventuell auch so in den Griff bekommen. Seitdem habe ich keine Probleme mehr und hätte ich damals das aufgegeben, würde ich heute noch mit starken Negativsymtomen kämpfen.
Bin wieder sehr aktiv im Leben, mache auch öfters etwas mit Freunden und die Psychose ist nur noch sehr unterschwellig da, also ich fühle mich gesund und wirke auf Andere normal, habe mehr Lebensfreude und kann wieder so gut wie alles machen, was mir Spaß macht, auch Arbeiten, Putzen und solche Dinge fallen mir wieder leicht, wo vorher die Negativsymptome diese ganzen Dinge zur Qual gemacht haben. Mit arbeiten meine ich so im Privat- Hausbereich, weil ich Erwerbsminderungsrente bekomme was für mich auch eine deutliche Entlastung ist.
Man muss bei dieser Erkrankung insgesamt sehen, wo man bleibt und Ärzte/Psychiater sind da auch häufig mit ihrem Latein am Ende, insofern ist auch etwas Eigenverantwortung wichtig, ohne sich blind auf die Erfahrung der Psychiater verlassen zu müssen.
LG