Maggi
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Inhalt
Medikamente-Empfehlung bei Psychose – Langfassung
Therapieüberblick
Umstellung & Reihenfolge
Medikamentenplan – Dosierungen & Wirkstoffe
Intervallstrategie
Risiken bei zu spätem Wiedereinsatz
Begleittherapien bei aktivierender Wirkung
Wirkung von SSRI
Wechselwirkungen & CYP2D6-Hemmung
Studien zur Evidenzlage
Ergänzende Hinweise zur Anwendung
Alltagstauglichkeit & Sicherheit
Hinweise zur Eigenanwendung
Fazit
Medikamente-Empfehlung bei Psychose – Langfassung
Intervalltherapie mit Aripiprazol & Bupropion Bearbeitungsstand: 16.07.2025
Therapieüberblick
Ziel dieser medikamentösen Empfehlung ist die dauerhafte Stabilisierung von Positivsymptomen, Negativsymptomen und kognitiven Beeinträchtigungen, die für viele Betroffene besonders einschränkend sind. Grundlage ist ein intermittierender Einsatz von Aripiprazol bei Frühwarnsymptomen, gestützt durch eine kontinuierliche Einnahme von Bupropion. Ergänzende Wirkstoffe wie Citalopram, Trimipramin und Nahrungsergänzungsmittel helfen, begleitende Symptome wie Schlafstörungen, innere Unruhe oder Suchttendenzen zu regulieren.Der Ansatz basiert auf mehr als 10 Jahren persönlicher Erfahrung sowie ersten positiven Rückmeldungen aus dem Forum. Er stellt eine patientengeleitete Perspektive dar, die auf individuellen Symptommustern und pharmakologischer Logik beruht.
Umstellung & Reihenfolge
- Aripiprazol täglich → Stabilisierung und vorliegende Basistherapie
- Bupropion einschleichen (Start: 150 mg → 300–450 mg)
- Bei Bedarf: Citalopram ergänzen (zur emotionalen Dämpfung & Prophylaxe)
- Bei Schlafstörungen oder Suchtrisiken: Trimipramin oder Trazodon ergänzen
- Nach erfolgreicher Einstellung: Aripiprazol absetzen (2-8 Monate) & anschließend Intervalle (1-3 Wochen) beginnen
- Einnahme von Aripiprazol anhand von Frühwarnsymptomen (starke Denkbeschleunigung, Schlafstörung, Reizbarkeit, Misstrauen etc.)→ Einnahme für 1–3 Wochen bis Symptome stabilisiert sind, anschließend erneut für 2-8 Monate absetzen.
- Antidepressiva wirken nach der Intervalleinnahme von Aripiprazol wieder vollständig, da die Wirkung (auch antidepressive Wirkung) im Verlauf der 2-8 Monate Absetzphase bis zur relativen Wirkungslosigkeit abnimmt – die neue Intervallphase mit Aripiprazol frischt die Wirkung der Antidepressiva wieder vollständig auf, wobei die Antidepressiva in den ersten Absetzmonaten des Aripiprazols am besten wirken.
Bupropion kann schlafstörend wirken – Trimipramin reguliert zuverlässig, sollte aber so dosiert werden, dass kein morgendlicher Überhang entsteht
Medikamentenplan – Dosierungen & Wirkstoffe
Wirkstoff | Anwendung & Dosierung | Hauptwirkung |
---|---|---|
Aripiprazol | 5–10 mg für 1–3 Wochen bei Frühwarnsymptomen | Positivsymptome, Re-Stabilisierung, Schlaf, Depression |
Bupropion | 300–450 mg täglich (Start mit 150 mg), ggf. bis 600 mg | temporär (je 2-8 Monate) auf Positivsymptome, Kognition, Negativsymptomen, innere Unruhe, Reizbarkeit, Rauchstopp |
Citalopram | 10–40 mg täglich (auch prophylaktisch), Escitalopram: ½ Dosis | Regulation von Libido, Emotionen, wirkt bei Miktionsstörungen und Verstopfung |
Trimipramin | Tropfen: 10–20 abends (40 mg/ml), optional | Schlafstörungen, Sedierung, Suchtprophylaxe |
Vitamin B6, B-Komplex & Magnesium | z. B. B6: 50–200 mg/Tag – bei Bedarf auch höher | Innere Unruhe, Akathisie, Stimmungsschwankungen, vegetative Stabilität |
Intervallstrategie
- Aripiprazol wird nicht dauerhaft, sondern bei Frühwarnsymptomen für 1–3 Wochen eingesetzt
- Danach folgen Absetzphasen über 2–8 Monate, gestützt durch Bupropion
- Bupropion und die anderen Antidepressiva sind besonders wirksam in den ersten Monaten nach Absetzen – später nimmt die Wirkung ab
- Bei beginnender Frühwarnsymptomatik erfolgt erneute Aripiprazol-Gabe
CYP2D6-Hinweis: Bupropion hemmt CYP2D6 – dies erhöht den Aripiprazol-Spiegel um ca. 20–40 %. TDM-Messung empfohlen.
Tipp: Anfangs kann zur raschen Spiegelbildung eine etwas höhere Aripiprazol-Dosis (für wenige Tage) sinnvoll sein, vor allem wenn man das Einnahmeintervall etwas zu spät erwischt und schnelle Wirkung gewünscht ist. Grund: Aripiprazol hat eine lange Halbwertszeit.
Risiken bei zu spätem Wiedereinsatz
- Nach zu langer Pause ohne Aripiprazol können depressive Symptome, Positivsymptome, Reizbarkeit und Schlafstörungen erneut auftreten
- Frühwarnsymptome: zunehmende Unruhe, Denkbeschleunigung, Stimmungsschwankungen
- Risiko: Wahn, Manie, Sucht, Reizbarkeit, im Extremfall Katatonie
- Die Intervallstrategie ist kein vollständiges Absetzen, sondern bedarfsgesteuert
Begleittherapien bei aktivierender Wirkung
- Trimipramin oder Trazodon helfen bei Schlafstörungen und mindern Suchtgefahr
- In aktivierten Phasen („Neugeborenen-Gefühl“) steigt die Gefahr von Verhaltenssüchten (Alkohol, Kauf, Glücksspiel) → frühzeitig mit Sedativa gegensteuern
- Optional: Naltrexon bei ausgeprägter Suchtdynamik
Wirkung von SSRI
- Citalopram / Sertralin helfen gegen emotionale Übererregung, Libidoanstieg und depressive Schwankungen
- Mildern auch Miktionsstörungen und Verstopfung, die unter Bupropion auftreten können
- Escitalopram wirkt in halber Dosierung und ist ebenfalls geeignet
Die emotionale Dämpfung verbessert die Wirkung auf depressive Symptome – sollte aber erst nach stabiler Bupropion-Einnahme ergänzt werden
Wechselwirkungen & CYP2D6-Hemmung
CYP2D6-Abbaupfad:- Aripiprazol wird über CYP2D6 & CYP3A4 abgebaut
- Bupropion hemmt CYP2D6 → erhöhte Aripiprazol-AUC um ca. 20–40 %
- Keine Goldstandard-Studie zur exakten Wechselwirkung – TDM empfohlen
Wirkstoff | Anstieg der Aripiprazol-AUC |
---|---|
Quinidin | +50–60 % |
Paroxetin | +40–60 % |
Bupropion | geschätzt: +20–40 % |

- Therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) zur Dosisanpassung
- Andere Wirkstoffe, die über CYP2D6 verstoffwechselt werden, sind ebenfalls betroffen
- Genetische Polymorphismen wie CYP2D6-Status sollten berücksichtigt werden
Quelle: Lenhart S., Interaktionen mit Antipsychotika, Pharmazeutische Zeitung 09/2016
Studien zur Evidenzlage
- Bupropion gegen Negativsymptome bei Schizophrenie
- Bupropion bei Rauchentwöhnung
- Trimipramin als antidepressiv wirksames Neuroleptikum
- Kombinationsstrategien in der Versorgung psychiatrischer Patienten
Zitat aus der Literatur: „Das Risiko für Bupropion-induzierte Psychosen scheint vernachlässigbar. Die kombinierte Noradrenalin- und Dopaminwirkung ist biologisch plausibel. Weitere Studien sollten sich auf Negativsymptome und Kognition konzentrieren.“
Ergänzende Hinweise zur Anwendung
- Maschinen & Autofahren: Konzentration kann unter Aripiprazol eingeschränkt sein – Vorsicht bei Müdigkeit. Bupropion fördert Wachheit und kann Aufmerksamkeit verbessern.
- Wirkungsdynamik: Antidepressiva wirken am stärksten nach Absetzen von Aripiprazol – Effekt lässt nach Monaten nach → erneute Gabe nötig
- Frühwarnzeichen: Reizbarkeit, Misstrauen, Schlafstörung, emotionale Überflutung – diese weisen auf nötige Stabilisierung hin
Alltagstauglichkeit & Sicherheit
- Während Aripiprazol-Gabe kann Konzentration eingeschränkt sein – Vorsicht beim Autofahren und Maschinenbedienung
- Bupropion verbessert Wachheit und Aufmerksamkeit – wirkt sich positiv auf Fahrtauglichkeit aus
- Die Wirkung der Medikamente kann sich mit der Zeit verändern – regelmäßige Selbstbeobachtung & ärztliche Rückkopplung empfohlen
Hinweise zur Eigenanwendung
- Dieses Konzept stellt eine strukturierte patientengeleitete Empfehlung dar – keine ärztliche Therapieanleitung
- Individuelle medizinische Entscheidungen sollten in Rücksprache mit Fachärzt:innen getroffen werden
- Bei Komedikation, starken Dosierungsabweichungen oder zusätzlichen Erkrankungen ist besondere Vorsicht geboten
Fazit
Dieser patientengeleitete Therapieansatz eröffnet eine individuell anpassbare Strategie zur Reduktion medikamentöser Dauerbelastung, zur gezielten Behandlung von Negativsymptomen und zur Kontrolle psychotischer Episoden auf Basis von Frühwarnsymptomen.Die Kombination aus:
- punktueller Aripiprazol-Einnahme,
- kontinuierlicher Bupropion-Therapie
- und individuell abgestimmter Begleitmedikation
… ermöglicht eine differenzierte, alltagstaugliche Behandlung von Psychose mit reduzierter medikamentöser Belastung – bei gleichzeitig hoher Wirkung auf Negativsymptome und Kognition sowie Positivsymptomen. Frühwarnsymptome dienen als Leitlinie für die Intervallsteuerung und machen das Konzept persönlich anschlussfähig.