Ich persönlich musste leider auch schon ähnlich Vorurteile hören, zum Glück noch nicht über mich - weil ich die Krankheit verschweige, aber über einen Kollegen der eingewiesen werden musste. Dabei vielen Worte wie unzuverlässig, unberechenbar, impulsiv, der ist durchgedreht, gefährlich, nicht belastbar.
Zum Teil stimmt es schon, dass diese Sachen ein Wesenszug der Erkrankung sind, wo man Vieles erstmal hinbekommen muss. Heißt einerseits an sich arbeiten, auch wenn einem alles deutlich schwerer als jemanden Gesunden fällt und andererseits hängen diese Probleme sehr mit den Medikamenten zusammen.
Unberechenbar, impulsiv, durchgedreht, gefährlich, wären eher Akutsymptome, wenn man gar keine Medikamente einnimmt und die Erkrankung voll durchbrechen lässt. Diese Symptome können außenstehenden Angst machen und haben wenig mit den persönlichen Charakterzügen zu tun, es ist eben die Erkrankung, welche im krasseren Akutfall (wenn man etwa viel zu lange (Wochen/Monate/Jahre) gar keine Medikamente einnimmt eben in einen problematischen Bereich kommen kann und für uns selbst eine individuelle Herausforderung ist, mit diesen Symptomen umzugehen, eigene Gefühle besser steuern zu können und zu lernen von gesunder und krankhafter Wahrnehmung klarer unterscheiden zu können. Man muss sich und die Erkrankung erstmal selbst verstehen, um Lösungen, ob psychologische oder eben medikamentöse zu finden, um in einen möglichst gesunden Bereich zu kommen.
Mit und ohne Medikamente können Unzuverlässigkeit und keine Belastbarkeit ein Problem darstellen, zumal auch kognitive Einschränkungen, also eine breite Palette an Negativsymptomen dazukommen. Diese sind schwer behandelbar und erfordern umso mehr Aufmerksamkeit und Verständnis von Außen, um da klarzukommen.
Vor der Psychose war ich etwa sehr fleißig und zuverlässig auf der Arbeit, mit medikamentöser Behandlung und mit dem Ausbruch der Erkrankung sind diese Dinge einem schier unmöglich geworden, da die üblichen Medikamente und Therapien einen geistig sehr einschränken und diese Dopaminblockade Negativsymptome der Erkrankung nochmal schlimmer macht oder machen kann.
Letztendlich braucht es gute Medikamente und die Zeit, einen Umgang mit der Erkrankung zu finden, was mir erst mit meiner im Forum empfohlenen
Medikamente-Kombi möglich geworden ist! Erst mit zusätzlichen Antidepressiva wie etwa das Bupropion und der damit möglichen Intervalleinnahme des Neuroleptikums wurde es bei mir deutlich besser. Vorher war das Leben für mich und mein Umfeld eben schwer. Auch wenn ich vor der Erkrankung beruflich vom Können, Wissen und Fleiß zu den allerbesten gehört habe, sind diese Dinge nach Krankheitsausbruch alles andere als realistisch, da die Erkrankung viel Platz/Zeit im Leben einnehmen kann und die Dinge einem eben wegen fehlender Motivation viel schwerer fallen können.
Meiner Meinung nach ist die Erkrankung wie eine Art pubertärer Lernprozess, den Gesunde intuitiv richtig machen und sich häufig anpassen können, wir aber uns vieles härter erarbeiten müssen, die Erkrankung zwingt einen dazu eben das eigene Leben zu verändern, was sehr viele positive Aspekte mit sich bringt, wenn der Verlauf stimmt und man eben an der Erkrankung wächst, anstatt daran zu zerbrechen.
Wären wir alle richtig medikamentiert, was nur selten der Fall ist und hätten wir alle einen positiven Verlauf, dann würde sich das Image der Erkrankung auch verbessern. So ist es eben für Betroffene und Außenstehende schwierig, was man aber ändern könnte, wenn eben eine Bereitschaft auch von Wissenschaftlern und Ärzten/Psychiatern da wäre, etwas dazuzulernen und an den Verschreibungspraktiken der Medikamente etwas zu ändern. Eben bessere Leitlinien, welche auch auf so eine Einnahmeform wie ich es empfehle, hinarbeitet, statt immer nur Profitgier oder Ausreden zu finden, warum alles so bleiben muss wie es ist.
Für mich sind deswegen die Psychiater / Ärzte die Täter, weil diese normal keine derartig schwere psychische Erkrankung haben und dazulernen könnten. Dieses fehlende dazulernen wollen ist eben kindlich und primitiv oder selbst Schizophren, da wird auch das Machtgefälle zwischen Behandler und Erkrankten deutlich.
Ich bin selbst erkrankt und musste mein eigener Arzt werden, um da überhaupt eine Chance zu haben, ein relativ glückliches Leben wie heute heben zu können, was mir mit den üblichen Therapieformen (die es durch die Bank gibt) nie möglich geworden wäre.
Schizophrenie hat womöglich auch viel mit Machtgefällen zu tun, welche sich in unserer Gesellschaft auch im negativen Sinne etablieren, da kann Schizophrenie vom Wesen her etwas sehr Befreiendes sein.