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Die vergessene Generation

Baronet

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Mein Vater wurde im Sommer 1938 geboren, wir waren eine Offiziersfamilie und letztlich trugen wir "des Kaisers Rock" an die 100 Jahre. Der WW2 war das lebenslange Haupthema meines Vaters und letztlich ging er mit 70 Jahren daran zu Grunde. Sein ganzes Leben trank er gerne Wein, doch dies endete in einer Alkoholkrankheit bei der er mich mit in den Untergang riss. Mein Vater hatte sein ganzes Leben eine endogene Depression, welche er nicht behandeln lies. (Anbei eine Zeichnung von meinem Vater vom Jänner 45; mein Vater und meine Tante beim Auto meines Großvaters vom Fronturlaub)

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Mein Vater kämpfte an der russischen Front und war Oberfeldwebel im 2. Weltkrieg. Huhu.
Zu Weihnachten wurde an die Soldaten 1 Tafel Schokolade und 1 Päckchen Zigaretten ausgeteilt.
Als ich Kind war erzählte er noch vom Krieg. Später verdrängte er alles und redete nicht mehr darüber.
Er wurde 1915 in Ostpreußen geboren und starb mit 81 Jahren im Jahre 1996. Da war ich gerade mal 37 Jahre alt. Mit 35 brach meine paranoide Schizophrenie aus. Er bekam davon nicht mehr viel mit. Er hatte keine Depressionen aber er wurde später zum Choleriker.
 
In unserer Familie waren diese Themen sehr lebendig, manchmal denke ich, fast zu lebendig😵‍💫
Meine Großeltern steckten allesamt auf eine Art fest in ihrer Vergangenheit.
Meist in der Zeit vor den Fluchten.
Meine Oma, die vor kurzem mit 103 Jahren verstorben ist, war schwer traumatisiert von Ereignissen im Zusammenhang mit den Fluchten.
In ihren Köpfen herrschte nie wirklich Frieden.
Mich haben diese Themen einen Großteil meines Lebens begleitet und hatten natürlich eine Wirkung.
Im Sinne unserer Kinder habe ich dann versucht, da irgendwie mehr Abstand zu gewinnen, ich wollte nicht, daß sie auch noch so stark davon beeinflusst würden.

Die beiden haben ihre Urgrosseltern noch erlebt, und haben, als ihr politisches und geschichtliches Interesse lebendig wurde, viele hochinteressante Gespräche führen dürfen.
Also in unserem Fall -bestimmt nicht nur in unserem- kann von einer vergessenen Generation nicht die Rede sein.
Im Gegenteil, lagen die Traumata stets wie eine dunkle Wolke über allem.
 
Mein Großvater mütterlicherseits beging Suizid, weil er Probleme mit den Nazis bekam und wohl massiv bedroht wurde, weil er deren Linie nicht folgen wollte.
Mein Großvater väterlicherseits war in Stalingrad dabei.
Irgendein Grosscosin war im KZ.
Es wurde nie darüber geredet- alle wollten vergessen.
Und im Endeffekt wurden alle Traumata über die Generationen hinweg weiter gereicht.
Es gibt nicht nur eine "vergessene Generation"- solche Erlebnisse betreffen alle folgenden Menschen, wenn es nicht gelingt, diese Dynamik zu durchbrechen.
 
@Baronet

Dieses " Weiterreichen" betrifft alle Traumata- nicht "nur" Kriegserlebnisse.
Generationsüberfreifende Traumata werden quasi schon mit der Muttermilch- nach Theorie auch schon im Mutterleib- weiter gereicht. Und dann eben auch durch die Familie/Umgebung/Gesellschaft.
Deswegen gibt es ja auch soviel Hass zwischen Menschen/Völkern, wo eigentlich niemand mehr so wirklich weiss, um was es eigentlich geht.

Meiner Meinung geht es dann nicht mehr um die Lösung des Konfliktes im Aussen- sondern um die Frage: Was macht die Geschichte meiner Familie mit mir?

Vater 1945 geboren, kam ins Heim weil seine Eltern ihn nicht ernähren konnten, damaliger Umgang mit Heimkindern durchaus bekannt, mit 7/8 kam er zurück zu den Eltern und sein Vater schwer von Stalingrad gezeichnet...
In diesem Milieu ist eine gesunde Entwicklung kaum möglich- irgendwelche Hilfen hat er nie erhalten.
Bei meiner Mutter ähnlich.
Dann kam meine Generation: durch die geschädigten Eltern eine furchtbare Kindheit erlebt.
Der Unterschied war: ich habe mir Hilfe gesucht und mich mit den Dämonen beschäftigt- mein Bruder nicht. Und er gibt seine Dämonen an seine Kinder weiter- und die dann auch. Oder auch nicht.
Unabhängig davon, was passiert ist- es liegt an jedem selbst, ob er sein Trauma weiter gibt oder den Lauf der Geschichte ändern möchte.

Das Tragische ist im o.a. Fall, dass es leider eine ganze Generation betrifft- die eigentlich dringend Hilfe gebraucht hätte.
 
Bis zum WW2 kannte Europa nur den Weg der Gewalt, heute wo sich das gebessert hat sind wir kurz vor unserem Untergang !

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Zuletzt bearbeitet:
Hier besteht in meinen Augen die einzige ERBSÜNDE, wenn man das so nennen will ! Jahrhunderttausende war es die Ausname, dass Mensch Mensch tötet, seit Anbeginn unserer Zivilisationen wendete sich das Blatt und das grausame Morden begann. Wenn dieses Morden genetisch in unserer DNA abgespeichert wurde, ist dieses Wissen in jedem von uns enthalten ?

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