Ja, ich verstehe absolut, was du meinst – und ich sehe das ähnlich. Ich glaube tatsächlich, dass Menschen mit psychischen Krisenerfahrungen (wie einer Psychose) oft eine sehr feine Wahrnehmung für zwischenmenschliche Dynamiken entwickeln. Gerade weil man selbst erlebt hat, wie verletzlich die eigene Psyche sein kann, ist einem häufig viel bewusster, was im Umgang mit anderen gut oder schlecht läuft.
Man kennt diese Grenzen, weil man sie selbst überschritten gesehen hat – sei es durch andere oder auch durch die eigenen inneren Zustände während einer Psychose. Deshalb hinterfragt man oft viel stärker: „Was ist eigentlich gesunder Umgang? Was verletzt jemanden? Wo beginnt Manipulation? Wo fehlt Respekt?“
Ich erlebe auch oft, dass gerade Menschen ohne solche Krisenerfahrungen manchmal unreflektiert und unsensibel in ihren Beziehungen agieren. Sie hinterfragen ihre eigenen Muster nicht unbedingt, weil sie nie gezwungen waren, so tief in ihre Psyche zu schauen. Manchen fehlt schlicht das Bewusstsein dafür, wie mächtig Worte, Gesten und Verhalten sein können – im Positiven wie im Negativen.
Ich finde es auch eine wichtige Erkenntnis, dass gerade diese Erfahrungen einen sensibler, achtsamer und manchmal sogar mitfühlender machen können. Man ist sich der eigenen Verletzlichkeit bewusster – und damit auch der Verletzlichkeit anderer. Das ist etwas Wertvolles, das man in Beziehungen einbringen kann.
Kurz gesagt: Ja, ich glaube auch, dass einem als Psychose-Erfahrenem oft klarer ist, wo krankhafte Dynamiken beginnen und wie ein gesunder Umgang aussehen könnte.