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Maxim39

New member
Hallo,
Ich habe einen Verwandten (17), der gerade an einer Psychose leidet. Er wurde zwangseingewiesen für 4 Wochen und kam danach raus, da es ihm wieder besser ging. Die ersten Tage nach seiner Entlassung ging es ihm gut, doch jetzt, ca. 10 Tage später meinte er, dass er uns und die Ärzte nur verarscht hat, um dort rauszukommen und dass er weiterhin an seine Wahnvorstellungen glaubt.
Er nimmt allerdings seine Medis weiterhin ein (400mg Amisulprid, davor noch zusätzlich Haloperidol), doch er zeigt immernoch keine krankheitseinsicht und sagt, dass wenn er 18 wird, die Tabletten nicht mehr nehmen wird.

Wie lange dauert es bis die antipsychotische Wirkung eintritt und zeigt er dann krankheitseinsicht, also sieht er ein dass das alles nur eine Wahnvorstellung war, wenn die Medikamente Wirkung zeigen?

Wie war es bei euch: Wie kam eure krankheitseinsicht?

Kommt die krankheitseinsicht von alleine, wenn das Antipsychotikum ihre Wirkung entfaltet?

Ich danke euch im Voraus für eure Antworten. Wir alle sind derzeit in einer verzweifelten Situation. Ich bitte um Rückmeldung. Danke
 
Diese Einsicht lässt sich mit diesen Medikamenten kaum erreichen, weil die Nebenwirkungen ähnlich schlimm wie die Erkrankung ist.
Es braucht auch so Zeit bis man klarer unterscheiden kann, was Einbildung ist und was normal, weil die Grenzen häufig fließend sind. Was bei Gesunden als Glaube durchgeht, ist bei Betroffenen meist eher psychotisch.

Wahnvorstellungen gehen auch so über die Einnahme von derartigen Medikamenten hinaus, weil zum Teil an manchen Wahnvorstellungen auch etwas Wahres ist, was für den gesunden Menschenverstand eben absurd sich darstellt. Das sollte man finde ich akzeptieren und den Betroffenen eher helfen Argumente zu finden, die seinen Wahn abschwächen oder relativieren. Dinge, die ihn im Geiste beschäftigen, können auch mit einer Konfrontation gelöst werden, indem man sich bei Streitthemen eine Expertenmeinung einholt, was helfen kann, dass der Wahn wieder ein gesundes Fundament bekommt.
Wahn ist eher ein Erfühlen von Wahrheiten, wie wenn man blind für vieles Andere einzelnen Überzeugungen nachrennt. Diese Überzeugungen gilt es zu verarbeiten oder abzuschwächen.
Es kann auch nützlich sein, dass man als Betroffene/r diesen Wahngedanken irgendwo auf den Zahn fühlt, weil manchmal auch reale Problem, ob gesellschaftliche oder im eigenen Familienleben dahinterstecken. Dinge, die gesunde Menschen automatisiert machen und als Thema wegrationalisieren.
Eine gewisse Privatsphäre sollte man den Betroffenen auch geben und die Zeit das für sich aufzuarbeiten, auch wenn es von außen hin als Schwachsinn erscheint, können manche dieser Erfahrungen Wahrnehmung später auch wieder nützlich sein. Man muss seine Symptomatik kennen, um später im Akutfall auch freiwillig und selbstständig medikamentös entgegensteuern zu können. Auch so helfen diese Erfahrungen, die man im irrealen macht (also normal keinen schadet), daraus etwas zu lernen, weil man eben aus Fehlern lernt und in der Psychose (Mit und ohne Medikamente) zu begreifen, bekommt, wozu der Verstand überhaupt fähig ist und dass es immer unterschiedliche Wahrnehmungen gibt je, nachdem wie die Hirnchemie ist.

Wahn entsteht auch zum Teil aus Ängsten heraus, da gilt es gewisse Ängste zu nehmen. Ich finde auch die Andersartigkeit sollte man akzeptieren, weil die Erkrankung einen eben etwas sagt und Veränderungen im Leben erzwingt.

Welche Wahnsymptomatik hat er genau, um welche Themen und so gehts?
Meiner Meinung nach ist Wahn ein Teil einer Selbstfindung, wenn man vielleicht auch mit dem bisherigen Leben unzufrieden war. Diese Bestätigung, dass man Jemand ist und kein Niemand, braucht es in so einer psychischen Ausnahmesituation auch, da der Wahn auch für einen etwas Sinngebendes haben kann und zur Selbstbestätigung einen aufbaut.

Gerade so eine Behandlung mit zum Teil harten Medikamenten wie Haldol, stellt die vorherige Wirklichkeit auf den Kopf, da die Wahrnehmung in ein anderes gesünderes Extrem rückt, wobei man mit den Medikamenten auch eher in einem Extrem landet und diese eben keine Lösung darstellen.

Einem 17-Jährigen über längere Zeit Haloperidol zu geben finde ich extrem bedenklich, da diese Medikamente aufgrund problematischer Langzeitnebenwirkungen normal nur in der Akutbehandlung also in Kliniken selbst eingesetzt werden.
Für einen Monat mag das Haldol anfangs ok sein, später sollte man aber eine Monotherapie eines atypischen Neuroleptikums wie dem Amisulprid als Monotherapie(maximal ein Neuroleptikum) bekommen. 400mg Amisulprid ist immer noch einiges!

Später könnte er dann vom Amisulprid auf das verträgliche Aripiprazol umgestellt werden. Indem man mehrere unterschiedliche Neuroleptika hatte, kann man auch einfacher zwischen Symptomen und Realität unterscheiden. Anfangs, die Wirkstoffe sind meistens etwas unverträglicher. Später da mehr auf Verträglichkeit zu achten hilft den Betroffenen mehr Akzeptanz für seine Erkrankung zu bekommen. Krankheitseinsicht sollte sich auf die Irren beschränken, die man darin hat, wobei diese Erkrankung/Andersartigkeit auch Teil von einem sein kann. Wichtig ist medikamentös in einem halbwegs gesunden Bereich zu bleiben und Extreme zu vermeiden, wenn man etwa für sich oder andere eine Gefahr darstellt und extrem akut ist.

Restsymptome wie derartigen Wahn ist schwer zu behandeln, weil Betroffene diese Dinge irgendwo für sich selbst verarbeiten und einordnen müssen, was Schwachsinn ist und was eben reales dran ist, manchmal sind es simple Erklärungen welche den Wahn auflösen. Es hilft, glaube ich, die wahren Hintergründe zu verstehen und zu hinterfragen, das persönliche Unwissen, was man in dem Alter hat, mit Wissen zu füllen und sich so mit der Zeit ein tragfähiges Fundament aufzubauen, was real ist und was man sich im Zweifel nur einbildet.

Ist ein schwieriges Thema.

Welche Wahnsymptome hat er noch und welche anderen Symptome sind im Akutfall aufgetreten? Hat er Stimmen gehört oder keine Stimmen?

Im Grunde muss man als Betroffener erstmal selbst die Erkrankung verstehen, um einen gesunden Umgang mit den Symptomen zu finden. Er könnte auch hier im Forum teilnehmen, um einen gesunden Umgang mit den Symptomen zu finden.

Später, je verträglicher man medikamentös eingestellt ist und normaler sich fühlt, umso eher kann man die Erkrankung als Einschränkung/Krankheit akzeptieren. Wenn die Lösung des Problems als Endresultat diese Medikamente, die er jetzt hat auf Dauer bedeutet, dann ist es gesund, wenn er keine Einsicht zeigt, denn da wäre die Lösung und die Folgen dieser Medikamente (über Jahre eingenommen) gravierender als die Erkrankung selbst.
Es gilt also den Betroffenen bei allem auch noch zu helfen.

Hier im Forum findet sich eine Medikamente-Empfehlung, zu der ich auf längere Sicht rate.
Haldol für einen 17-Jährigen ist keine Dauerlösung (höchstens 1-3 Monate würde ich als Betroffener sagen). Das sollte er möglichst bald absetzen und später würde ich empfehlen das Amisulprid durch Aripiprazol zu tauschen, welches verträglicher ist und diese Unterschiede zwischen den Medikamenten helfen können aus der Wahnspirale herauszukommen, zumal die Akzeptanz der Therapie und Erkrankungseinsicht meist auch von den Nebenwirkungen abhängt.
 
meine krankheitseinsicht wenn du es so nennen möchtest entstand dadurch dass ich nach der 4. Psychose extreme Angstzustände bekam und ich somit die Medikamente die ich in der Klinik zum Teil zwangsmedikiert bekommen habe , nicht mehr absetzen konnte.
 
Danke für eure Antowrten.

Nochmal an dich Maggi:
Als er für 4 Wochen in der Klinik war gab man ihm über diesen Zeitraum Haloperidol. Die ersten 2 Wochen die volle Dosis und danach wurde es Stück für Stück abgesetzt. Gestern nahm er das letzte mal Haloperidol. Nun soll er nur noch Amisulprid 400mg nehmen.

Seine Wahnsymptomatik ist folgende:
Er hat bzw. "hatte" Verfolgungswahn. Er denkt dass jemand nachts in sein Zimmer kommt und sich an ihm vergreift. Auch dass dieser gewisse Mann ihn überall sehen kann weil er reich und einflussreich ist und überall Kameras hat. Zudem würde er manche Nachbarn bezahlt haben ihm mit Strahlungen durch sein Fenster zu schaden. Zudem würde dieser Mann seine Klamotten und Bettbezüge verseuchen und Alkohol in die Waschmaschine geben, wodurch er Schmerzen erleidet....
Er hat sich als Schutz Metallrollos gekauft gehabt, seinen Schrank vor sein Bett gestellt, neue Klamotten gekauft, ist mit dem Zug in andere Städte gefahren und das nur um dem besagtem Mann zu entkommen.
Er hört aber keine Stimmen. Er hat nur Wahnvorstellungen.

Das war die Symptomatik in der akuten Phase

Jetzt wissen wir nicht so genau an was er gerade noch alles glaubt. Sein Verhalten ist jedoch nicht auffällig.
Er meinte jedoch, dass er in der Psychiatrie nur gesagt hat, dass er an das alles nicht mehr glaubt und dass das aufgrund seiner Krankheit war, um dort schnellstmöglich rauszukommen, weil er wusste, dass die Ärzte das von ihm hören wollten.
Wir dachten die ersten Tage dass es ihm wieder viel besser geht und er nun endlich nach dem 4 Wöchigen Stationören Aufenthalt krankheitseinsicht bekommen hat, doch nun meint er dass er immernoch daran glaubt und das anfangs nur so gesagt hat, damit er rauskommt.
Er meint dass die Medikamente nichts nützen, sondern nur Nebenwirkungen haben und ist deshalb sauer. Er meint, dass er auch wieder sein Schrank vor sein Bett schieben würde, weil er an das alles glaubt, dass es passiert ist, es jedoch nicht tut, weil er nicht wieder in der Psychiatrie landen will.
Ob er immernoch denkt, dass nachts der Mann in sein Zimmer kommt und dass er bestrahlt wird usw. kann ich nicht so genau sagen.
Aber dieses vorherige Verhalten mit dem ummer aus dem Fenster gucken oder Schrank vors Bett stellen oder Kameras installieren hat er aktuell nicht.

Er ist gerade hauptsächlich genervt von den Nebenwirkungen und sagt deshalb dass wenn er 18 wird die Medis nicht mehr einnehmen wird. Denn dann kann man ihn nicht mehr zwingen.

Er wird in 7 und halb Monaten 18 und bis dahin muss er irgendwie hoffentlich krankheitseinsicht zeigen, damit er auch nach seinem 18. Lebensjahr seine Therapie fortsetzt.
Was denkt Ihr? Ist das in dem Zeitraum möglich mit Psychoherapie und Arztgesprächen und Medikamten und das alles halt???
 
ich hab schon jemanden gelesen der/die obdachlos wurde und mehrere Jahre dahinsiechten bis sie dann irgendwann doch krankheitseinsichtig wurden
 
Krankheitseinsicht ist auch so ein schwammiger Begriff, meiner Meinung nach. Ich glaube, ich selbst bin nie zu hundert Prozent wieder der "Alte" geworden...Ich sag mal so, ich erkenne an, dass ich eine Veranlagung habe die mich in ein psychotisches Erleben führen kann aus der ich von alleine nicht mehr herauskomme.
Wenn du es so willst ist das meine "Krankheitseinsicht".
Für manche Menschen sind gewisse Ansichten die Normalität und wir sind ja auch nicht alle gleich.
Ich finde das allerwichtigste ist, soweit charakterlich und im Umgang mit anderen eine Ebene zu finden bei der man miteinander auskommt bzw. klarkommt. Ich hatte z.B. mal Schallwellen gesehen, die aus dem Telefon gekommen sind, als es geklingelt hat. Das ist vielleicht gar nicht so krankhaft, nur können es die meisten Menschen auf der "normalen" Ebene nicht wahrnehmen.
 
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