Diese Einsicht lässt sich mit diesen Medikamenten kaum erreichen, weil die Nebenwirkungen ähnlich schlimm wie die Erkrankung ist.
Es braucht auch so Zeit bis man klarer unterscheiden kann, was Einbildung ist und was normal, weil die Grenzen häufig fließend sind. Was bei Gesunden als Glaube durchgeht, ist bei Betroffenen meist eher psychotisch.
Wahnvorstellungen gehen auch so über die Einnahme von derartigen Medikamenten hinaus, weil zum Teil an manchen Wahnvorstellungen auch etwas Wahres ist, was für den gesunden Menschenverstand eben absurd sich darstellt. Das sollte man finde ich akzeptieren und den Betroffenen eher helfen Argumente zu finden, die seinen Wahn abschwächen oder relativieren. Dinge, die ihn im Geiste beschäftigen, können auch mit einer Konfrontation gelöst werden, indem man sich bei Streitthemen eine Expertenmeinung einholt, was helfen kann, dass der Wahn wieder ein gesundes Fundament bekommt.
Wahn ist eher ein Erfühlen von Wahrheiten, wie wenn man blind für vieles Andere einzelnen Überzeugungen nachrennt. Diese Überzeugungen gilt es zu verarbeiten oder abzuschwächen.
Es kann auch nützlich sein, dass man als Betroffene/r diesen Wahngedanken irgendwo auf den Zahn fühlt, weil manchmal auch reale Problem, ob gesellschaftliche oder im eigenen Familienleben dahinterstecken. Dinge, die gesunde Menschen automatisiert machen und als Thema wegrationalisieren.
Eine gewisse Privatsphäre sollte man den Betroffenen auch geben und die Zeit das für sich aufzuarbeiten, auch wenn es von außen hin als Schwachsinn erscheint, können manche dieser Erfahrungen Wahrnehmung später auch wieder nützlich sein. Man muss seine Symptomatik kennen, um später im Akutfall auch freiwillig und selbstständig medikamentös entgegensteuern zu können. Auch so helfen diese Erfahrungen, die man im irrealen macht (also normal keinen schadet), daraus etwas zu lernen, weil man eben aus Fehlern lernt und in der Psychose (Mit und ohne Medikamente) zu begreifen, bekommt, wozu der Verstand überhaupt fähig ist und dass es immer unterschiedliche Wahrnehmungen gibt je, nachdem wie die Hirnchemie ist.
Wahn entsteht auch zum Teil aus Ängsten heraus, da gilt es gewisse Ängste zu nehmen. Ich finde auch die Andersartigkeit sollte man akzeptieren, weil die Erkrankung einen eben etwas sagt und Veränderungen im Leben erzwingt.
Welche Wahnsymptomatik hat er genau, um welche Themen und so gehts?
Meiner Meinung nach ist Wahn ein Teil einer Selbstfindung, wenn man vielleicht auch mit dem bisherigen Leben unzufrieden war. Diese Bestätigung, dass man Jemand ist und kein Niemand, braucht es in so einer psychischen Ausnahmesituation auch, da der Wahn auch für einen etwas Sinngebendes haben kann und zur Selbstbestätigung einen aufbaut.
Gerade so eine Behandlung mit zum Teil harten Medikamenten wie Haldol, stellt die vorherige Wirklichkeit auf den Kopf, da die Wahrnehmung in ein anderes gesünderes Extrem rückt, wobei man mit den Medikamenten auch eher in einem Extrem landet und diese eben keine Lösung darstellen.
Einem 17-Jährigen über längere Zeit Haloperidol zu geben finde ich extrem bedenklich, da diese Medikamente aufgrund problematischer Langzeitnebenwirkungen normal nur in der Akutbehandlung also in Kliniken selbst eingesetzt werden.
Für einen Monat mag das Haldol anfangs ok sein, später sollte man aber eine Monotherapie eines atypischen Neuroleptikums wie dem Amisulprid als Monotherapie(maximal ein Neuroleptikum) bekommen. 400mg Amisulprid ist immer noch einiges!
Später könnte er dann vom Amisulprid auf das verträgliche Aripiprazol umgestellt werden. Indem man mehrere unterschiedliche Neuroleptika hatte, kann man auch einfacher zwischen Symptomen und Realität unterscheiden. Anfangs, die Wirkstoffe sind meistens etwas unverträglicher. Später da mehr auf Verträglichkeit zu achten hilft den Betroffenen mehr Akzeptanz für seine Erkrankung zu bekommen. Krankheitseinsicht sollte sich auf die Irren beschränken, die man darin hat, wobei diese Erkrankung/Andersartigkeit auch Teil von einem sein kann. Wichtig ist medikamentös in einem halbwegs gesunden Bereich zu bleiben und Extreme zu vermeiden, wenn man etwa für sich oder andere eine Gefahr darstellt und extrem akut ist.
Restsymptome wie derartigen Wahn ist schwer zu behandeln, weil Betroffene diese Dinge irgendwo für sich selbst verarbeiten und einordnen müssen, was Schwachsinn ist und was eben reales dran ist, manchmal sind es simple Erklärungen welche den Wahn auflösen. Es hilft, glaube ich, die wahren Hintergründe zu verstehen und zu hinterfragen, das persönliche Unwissen, was man in dem Alter hat, mit Wissen zu füllen und sich so mit der Zeit ein tragfähiges Fundament aufzubauen, was real ist und was man sich im Zweifel nur einbildet.
Ist ein schwieriges Thema.
Welche Wahnsymptome hat er noch und welche anderen Symptome sind im Akutfall aufgetreten? Hat er Stimmen gehört oder keine Stimmen?
Im Grunde muss man als Betroffener erstmal selbst die Erkrankung verstehen, um einen gesunden Umgang mit den Symptomen zu finden. Er könnte auch hier im Forum teilnehmen, um einen gesunden Umgang mit den Symptomen zu finden.
Später, je verträglicher man medikamentös eingestellt ist und normaler sich fühlt, umso eher kann man die Erkrankung als Einschränkung/Krankheit akzeptieren. Wenn die Lösung des Problems als Endresultat diese Medikamente, die er jetzt hat auf Dauer bedeutet, dann ist es gesund, wenn er keine Einsicht zeigt, denn da wäre die Lösung und die Folgen dieser Medikamente (über Jahre eingenommen) gravierender als die Erkrankung selbst.
Es gilt also den Betroffenen bei allem auch noch zu helfen.
Hier im Forum findet sich eine
Medikamente-Empfehlung, zu der ich auf längere Sicht rate.
Haldol für einen 17-Jährigen ist keine Dauerlösung (höchstens 1-3 Monate würde ich als Betroffener sagen). Das sollte er möglichst bald absetzen und später würde ich empfehlen das Amisulprid durch Aripiprazol zu tauschen, welches verträglicher ist und diese Unterschiede zwischen den Medikamenten helfen können aus der Wahnspirale herauszukommen, zumal die Akzeptanz der Therapie und Erkrankungseinsicht meist auch von den Nebenwirkungen abhängt.