Medikamente-Empfehlung bei Psychose – Kurzfassung V2
Intervalltherapie mit Aripiprazol & Bupropion Stand: 04.08.2025
Therapieüberblick
Diese Empfehlung verfolgt einen patientengeleiteten Ansatz zur langfristigen Stabilisierung von Positivsymptomen, Negativsymptomen und kognitiven Einschränkungen. Grundlage ist eine
intermittierende Einnahme von Aripiprazol bei Frühwarnsymptomen, kombiniert mit einer
kontinuierlichen Gabe von Bupropion (SNDRI). Ergänzt wird das Schema durch SSRI (z. B. Citalopram), trizyklische Antidepressiva (Trimipramin) und gezielte Nahrungsergänzung (Vitamin B6, Magnesium, B-Komplex).
Der Ansatz beruht auf über zehn Jahren persönlicher Erfahrung sowie positiven Rückmeldungen aus dem Forum.
Umstellung & Einnahmereihenfolge
- Stabilisierung: → Aripiprazol täglich (5–10 mg)
- Aufdosierung von Bupropion: → Start mit 150 mg, langsame Steigerung auf 300–450 mg
- Ergänzung bei Bedarf: → Citalopram (10–40 mg) zur emotionalen Dämpfung → Trimipramin-Tropfen (10–20 Tropfen abends) bei Schlafstörung/Sucht
- Beginn der Intervallphase: → Aripiprazol absetzen (für ca. 2–8 Monate)
- Bedarfseinnahme: → Bei Frühwarnsymptomen (z. B. Reizbarkeit, Schlafstörung, Denkbeschleunigung) Aripiprazol für 1–3 Wochen erneut einnehmen
Hinweis: Nach der Intervallgabe frischt Aripiprazol die Wirkung der Antidepressiva wieder auf, die über die Monate der Absetzphase sonst allmählich nachlässt.
Medikamentenplan – Dosierung & Wirkung
Wirkstoff | Dosierung / Anwendung | Hauptwirkung |
---|
Aripiprazol | 5–10 mg für 1–3 Wochen bei Bedarf | Positivsymptome, Schlaf, Depression |
Bupropion | 300–450 mg täglich (Start: 150 mg), ggf. bis 600 mg | Negativsymptome, Kognition, Rauchstopp |
Citalopram | 10–40 mg täglich (Escitalopram: halbe Dosis) | Emotionale Dämpfung, Libido, Miktionsprobleme |
Trimipramin | 10–20 Tropfen abends (40 mg/ml) | Schlaf, Sedierung, Suchtprophylaxe |
Vit. B6 / Mg / B-Komplex | z. B. B6: 50–200 mg/Tag (ab 300 mg bei Akathisie) | Unruhe, vegetative Stabilität |
Vorsicht: Vitamin B6 kann in hoher Dosis ab etwa 200 mg/Tag bei längerer Einnahme zu
Neuropathie führen. Ab 300mg sollte die Einnahme zeitlich begrenzt und ärztlich streng kontroliert werden.
Intervallstrategie
- Aripiprazol nicht dauerhaft, sondern 1–3 Wochen bei Symptombeginn
- Danach Absetzphase von 2–8 Monaten, getragen durch Bupropion
- In den ersten Monaten wirkt Bupropion stark antidepressiv; später nimmt die Wirkung ab
- Frühwarnsymptome zeigen Bedarf für neue Aripiprazol-Phase
CYP2D6-Hinweis: Bupropion hemmt CYP2D6 → Aripiprazol-Blutspiegel steigt um
ca. 40–80 % → TDM (Therapeutisches Drug Monitoring) empfohlen
Dosistipp: Bei verspäteter Intervalleinnahme ist eine kurzfristige Erhöhung der Aripiprazol-Dosis sinnvoll, um den Wirkspiegel schneller zu erreichen (wegen langer Halbwertszeit)
Risiken bei verzögerter Gabe
- Symptomrückkehr: Depression, Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörung
- Mögliche Folge: Wahn, Manie, im Extremfall Katatonie
- Die Strategie ist kein Absetzen, sondern an Symptome gekoppelte Wiedereinnahme
Begleittherapien bei Aktivierung
- Trimipramin oder Trazodon: → Regulieren Schlafstörungen unter Bupropion → Senken Suchtrisiko (Alkohol, Glücksspiel etc.)
- Naltrexon: → Optional bei starker Suchtdynamik
Wirkung von SSRI
- Citalopram / Sertralin: → Dämpfen emotionale Übererregung, Libidoanstieg, depressive Schwankungen → Mildern Miktionsstörungen und Verstopfung (z. B. unter Bupropion) → Escitalopram wirkt in halber Dosierung
Empfehlung: SSRI sollten erst nach stabiler Bupropion-Gabe ergänzt werden – Aripiprazol+SSRI kann
ohne Bupropion (SNDRI) zu nervöser Unruhe führen, mit Bupropion lässt sich das SSRI leichter eindosieren.
Wechselwirkungen & CYP2D6-Hemmung
- Aripiprazol wird über CYP2D6 & CYP3A4 abgebaut
- Bupropion hemmt CYP2D6 → AUC (Wirkspiegel) steigt um ca. 40–80 %
- Vergleich mit anderen Hemmern:
Substanz | Aripiprazol-AUC-Anstieg |
---|
Quinidin | +100–120 % |
Paroxetin | +80–120 % |
Bupropion | ca. +40–80 % (geschätzt) |
Empfehlung: → Vor- und Nachfolgende TDM-Messungen bei Umstellung auf Bupropion → Ggf. Dosisreduktion (20-40%) von Aripiprazol → CYP2D6-Polymorphismen individuell prüfen
Quelle: Aktuelle Einschätzung
Studienlage
- Bupropion bei Negativsymptomen und Kognition
- Rauchentwöhnung mit Bupropion bei Psychose
- Trimipramin als neuroleptisches Antidepressivum
- Kombinationsstrategien in psychiatrischer Versorgung
Zitat: „Das Risiko für Bupropion-induzierte Psychosen scheint vernachlässigbar. Die kombinierte Noradrenalin- und Dopaminwirkung ist biologisch plausibel.“
Alltagstauglichkeit & Sicherheit
- Vorsicht bei Maschinen & Autofahren unter Aripiprazol (Konzentration ↓)
- Bupropion fördert Wachheit → Fahrtauglichkeit ↑
- Trimipramin kann morgendliche Müdigkeit verursachen → Dosierung beachten
- Regelmäßige Selbstbeobachtung & ärztliche Kontrolle empfohlen
Hinweise zur Eigenanwendung
Diese Empfehlung stellt
kein ärztliches Behandlungsschema dar, sondern eine patientengeleitete Orientierungshilfe. Alle medizinischen Schritte sind in enger Abstimmung mit Fachärzt:innen zu treffen – besonders bei Komedikation oder Dosierungsabweichungen.
Fazit
Die Kombination aus:
- punktueller Aripiprazol-Einnahme
- kontinuierlicher Bupropion-Therapie
- individuell abgestimmter Begleitmedikation
… ermöglicht eine
alltagstaugliche, differenzierte Behandlung mit weniger medikamentöser Belastung – bei gleichzeitig guter Kontrolle von Positivsymptomen, Negativsymptomen und kognitiven Defiziten.
Frühwarnsymptome dienen als Leitlinie, um Intervallphasen rechtzeitig zu starten. Das Konzept ist nicht starr, sondern orientiert sich am individuellen Erleben und Verlauf.