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SERIE 30 (1): Pflanzliche Wirkstoffe und Heilpflanzen bei Psychosen und Schizophrenie:
Nr. 1 - ASHWAGANDA
1. ALLGEMEIN
Ashwaganda (dt. Schlafbeere, Winterkirsche oder indischer Ginseng) ist eine der bedeutsamsten Heilpflanzen des Ayurveda. Sie wird traditionell als Beruhigungsmittel und bei stressbedingten Schlafstörungen eingesetzt, aber auch als „Adaptogen“ verwendet, d.h. als Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und körperlichen Widerstandskraft gegen Stress und Krankheiten. Stress kann eine Auslöser für Psychosen sein. Labordaten weisen darauf hin, dass bioaktive Bestandteile von Ashwaganda (z. B. Withanolid-Glykoside) eine starke antioxidative, entzündungshemmende und gedächtnisverstärkende Aktivität im Gehirn haben, die (oxidativen) Stress mindern. Diese Eigenschaften machen WSE zu einem besonders attraktiven Kandidaten für Personen mit Schizophrenie, deren Symptome, insbesondere negative, allgemeine (Ängste und Depressionen) und stressbedingte Symptome und kognitive Beeinträchtigungen sind und ungenügend auf Standard-Antipsychotika ansprechen.
2. PFLANZE
Die Schlafbeere ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 150 Zentimetern erreicht. Die Frucht im aufgeblasenen Kelch ist eine rundliche Beere, diese ist glänzend, scharlachrot mit einem Durchmesser von 5 bis 10 mm. Verwendet werden die Wurzeln und Blätter der Pflanze. Sie gedeiht an Wegrändern, in Gebüschen und in Unkrautfluren.
3. REGION
Ashwaganda (Latein: Withania somnifera) kommt in fast ganz Afrika, in Spanien, Griechenland, auf der Arabischen Halbinsel, in Vorder- und Südasien sowie China
.
4. WISSENSCHAFTLICHE STUDIEN
Schizophreniepatienten könnten von Ashwagandha profitieren, wie u.a. eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit 64 Schizophreniepatienten an der Universität in Pittsburgh ergab. (2018) (Quelle)
Die Patienten nahmen 12 Wochen lang täglich 1000 mg Ashwagandha-Extrakt oder ein Placebo. In der Ashwagandha-Gruppe sanken die Entzündungsmarker, während sie in der Placebogruppe stiegen. Bedeutsam war die Verbesserung der Schizophreniesymptome und des Stresslevels der Patienten, was beides in der Placebogruppe nicht beobachtet werden konnte. Verbesserungen bei der WSE-Behandlung bei PANSS-negativen, allgemeinen (Angst und Depressionen), Gesamt- und Stresssymptomen wurden erstmals nach 4 Wochen festgestellt und hielten während des 12-wöchigen Studienzeitraums an.
Zudem mussste bei 30% der mit Placebo behandelten Probanden entweder die Dosierung des Antipsychotikums erhöht werden oder es wurde ein zweites Antipsychotikum hinzugefügt. Im Vergleich dazu wurde nur bei 5% WSE-behandelten Patienten die Dosis des antipsychotischen Medikaments erhöht.
WSE hat in separaten klinischen Studien Vorteile bei Angstzuständen, Stress und Depressionen gezeigt und die Verbesserungen bei Stress und PANSS-Allgemeinsymptomen. (Quelle)
Es gibt weitere positive Studien zu Ashwaganda, Psychosen und Schizophrenie
5. WIRKUNGSWEISE
Auf molekular Ebene wird Stress zu oxidativem Stress. Es gibt seit langem die These, dass Personen mit Schizophrenie eine schwache antioxidative Abwehr aufweisen. Diese immun-entzündlichen Veränderungen wirken sich auf die dopaminerge, glutamaterge und cholinerge Neurotransmission aus, die wiederum mit den bei Schizophrenie festgestellten positiven, negativen und kognitiven Symptomen verbunden sind. Zusammenfassend hat WSE starke entzündungshemmende, immunmodulierende und antioxidative Eigenschaften und vor allem NMDA-potenzierende und GABAerge Aktivität.
6. ANTIPSYCHOTISCHE WIRKUNG
Ein standardisierter Extrakt von Withania somnifera bietet signifikante Vorteile für negative, allgemeine, Gesamt- und Stresssymptome bei Patienten mit Schizophrenie, die eine Verschlechterung der Symptome erfahren (psychotischer Schub).
Die schlaffördernde Wirkung ist darauf zurückzuführen, dass die Pflanze beruhigend und stresslösend wirkt. Das Gute ist: Ashwagandha macht tagsüber nicht müde und auch nicht abhängig wie andere Schlafmittel.
7. EFEKTSTÄRKE
AP erreichen im Durchschnitt eine Verbesserung von 7 Punkten (ca. 7%) in der PANSS-Skala nach 6 Wochen in der Gesamtbewertung meist bei positiven Symptomen (Wahn und Halluzinationen). Ashwaganda erreicht nach 12 Wochen 10 Punkte (ca. 10 %) in der Gesamtbewertung. Die Stärken liegen bei negativen und allgemeinen Symptomen, aber auch kognitive und positive Symptome werden positiv beeinflusst.
Ergebnisse: Mittlere Effektstärken die Ashwagandha gegenüber Placebo begünstigen, wurden für Depression bzw. Angst-Depression beobachtet.
8. ALLGEMEINE WIRKUNG
- Angstlösend
- Anti-Stress-Wirkung
- Schlaffördernd
- Immunmodulierend
- Antioxidativ
- Entzündungshemmend
- Positive Wirkung auf den Hormonhaushalt, Potenz
- das Herz-Lungen-System und
- das Zentrale Nervensystem
9. NEBENWIRKUNGEN
Nebenwirkungen sind selten, mild und vorübergehend. Z.b. weicher Stuhl, Bauchdrücken können gelegendlich vorkommen.
10. ANWENDUNG ALLGEMEIN
Im Ayurveda wird Ashwagandha seit etlichen tausend Jahren bei zahlreichen Leiden eingesetzt, etwa bei Schlaflosigkeit, Angstzuständen, Gelenkschmerzen, Fruchtbarkeitsproblemen und Impotenz, aber auch zur Verbesserung der Hirnleistung und zur Stimmungsaufhellung.
11. DOSIS
Empfohlen sind 3-6 g täglich von reinem Ashwaganda als Wurzel. In der Studie wurde ein Wirkstoff-Extrakt genommen. Hier liegt die Dosis bei 1000 mg.
250 mg WSE zweimal täglich für eine tägliche Gesamtdosis von 500 mg/Tag für die erste Woche, die in Woche 2 auf 500 mg zweimal täglich (1.000 mg/Tag) erhöht wurde. Diese Dosis wurde 11 Wochen beibehalten.
Der für diese Studie verwendete BIO WSE-Extrakt (Sensoril) gewährleistet eine Mindestkonzentration der kritischen bioaktiven Withanolid-Glykoside. Der Hersteller gewährleistet die Chargenzuverlässigkeit kritischer bioaktiver Bestandteile von Withanoliden sowie das Fehlen von Verunreinigungen, Toxinen, Mikroben und toxischen Schwermetallen, Faktoren, die für die klinischen Ergebnisse mit kräuter-botanischen Produkten entscheidend sind
12. PRODUKTE UND EINKAUF
Beim Einkauf ist darauf zu achten entweder die Pflanze (Wurzel) zu kaufen oder den Extrakt und dem entsprechend die Dosis zu wählen. (s.o.) Bio-Qualität z.B. aus der Apotheke oder online hat natürlich Vorteile. In der Studie wurde "Sensoril" verwendet. Der Preis ist von 5 - 20€.
13. FAZIT
Ein standardisierter Extrakt aus Withania somnifera bei Patienten mit Schizophrenie, bietet signifikante Vorteile bei negativen, allgemeinen (Angst, Depressionen und
Stress) und Gesamtsymptomen sowie kognitiven
Beeinträchtigungen. Ashwagandha ein sicheres Mittel mit nur wenigen oder gar keinen Nebenwirkungen.
14. HINWEIS ZUR ANWENDUNG
1. Pflanzliche Medikamente entfalten ihre volle Wirkung erst nach einiger Zeit. Eine erste Wirkung ist nach 2 -4 Wochen spürbar.
2. Eine Psychose dauert ca. 1-3 Monate. Die Anwendung von pflanzlichen Medikamenten sollte auf diesen Zeitraum begrenzt bleiben, bzw. nur für Phasen geschehen, wo es die Symptome erforderlich machen. Pflanzliche Medikamnete können auch als Sicherheit und Unterstützung beim Ausschleichen von AP genutzt werden. Bei der Vorbeugung und Behandlung von Nebenwirkungen von AP kann die Einnahme Kurweise für eine Zeit geschehen. Eine Dauereinnahme ist besser in der Apotheke zu erfragen, oder mit einem Arzt oder Heilpraktika abzusprechen.
3. Pflanzliche Medikamente wirken nur auf der körperlichen Ebene, können daher die seelischen Ursachen nicht beheben, nur die Symptome lindern. Psychosen sind Ausdruck eines seelischen Ungleichgewichts und ein Signal der Psyche und können nur auf dieser Ebene geheilt werden. (s. Artikel 5 Ebenen der Heilung).
Dies ist eine SERIE von 30 antipsychotischen Heilpflanzen.
Da 80 weltweit genutze Heilpflanzen zur Auswahl stehen, und ich nicht weiß welche hier im Forum von Interesse sind, gibt es eine Umfrage: "Mit welchen Symptomen habt ihr gerade Schwierigkeiten?". Wer sich für Heilpflanzen interessiert, kann dort auch seine Symptome angeben. Das würde mir die Auswahl erleichtern. Wäre ja schön auf 100 Teilnehmer zu kommen, das wäre schon fast eine repräsentative Umfrage. Vielen Dank fürs Mitmachen !
Weitere Artikel zum Thema:
"Antipsychotische Heilfpflanzen im Vergleich zu Antipsychotika." (Basiswissen Teil 1-5)
Was sind antipsychotische Heilpflanzen? (Teil 1): Antipsychotische Phytochemikalien weltweit in der Anwendung
Was machen Antipsychotika in Gehirn? (Teil 2): Wirkung und Nebenwirkungen von Antipsychotika
Wie gut helfen Antipsychotika wirklich? (Teil 3): Messmethoden und Effektstärke von Antipsychotika
Wie wirken Heilpflanzen? (Teil 4): Zur Wirkungsweise von Phytochemikalien und Heilpflanzen
Wie findet man für sie die richtigen antipsychotischen Heilpflanzen? (Teil 5)
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