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Umgang mit psychotisch erkranktem Partner

Celebrimbor79

New member
Ich schreibe hier, weil meine Ehefrau schwer psychisch erkrankt ist, ihr Arzt spricht von Psychose. Ich schreibe hier, weil ich mich überfordert fühle mit dieser Situation und hoffe, den einen oder anderen Impuls zu erhalten, der mir im Umgang mit meiner Frau und Ihrer Erkrankung hilft.

Meine Frau ist seit ca. drei Jahren schwer krank. Durch Worte und Taten, die ich damals getätigt habe, wurde eine Psychose, verbunden mit großem Leiden bei ihr ausgelöst. Es gibt bessere und schlechtere Phasen, sie hat aber nach eigener Aussage ständig mit ihren negativen Gedanken zu kämpfen, manchmal sind diese erträglicher, manchmal schlicht unerträglich. Sie nimmt vom Arzt verschriebene Medikamente, die ihr Leid abmildern, sie hat aber auch mit der Tatsache zu kämpfen, dauerhaft (oder zumindest für sehr lange Zeit) diese nehmen zu müssen.

Für all dies gibt sie mir die Schuld, weil ich der Auslöser war. Und ganz gleich, wieviel Prozent der Schuld mich und mein Verhalten treffen und wieviel ihre Krankheit, ich/sie/unsere Beziehung müssen mit Aussagen wie "Das Leid, das du mir angetan hast, ist in Worte nicht zu fassen. Ich kann dir einfach nicht verzeihen" leben. Dies fällt mir zunehmends schwerer, weil alle Versuche, die Situationen, die zum Ausbruch geführt haben, aufzuarbeiten, gescheitert sind, und sich in mir Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Resignation breit macht.

Diese Hoffnungslosigkeit macht mich auf total unsicher im Umgang mit ihr. Ich ertrage es kaum, sie leidend zu sehen und hilflos daneben zu stehen mit dem Gefühl, überhaupt nichts Positives ausrichten zu können. Ich habe auch Angst, das Thema in besseren Zeiten anzusprechen, weil ich befürchte, dass die besseren Zeiten damit schlagartig vorbei sind und ich mir nur Vorwürfe darüber, was ich ihr alles angetan habe, anhören muss. Dies wiederum kommt bei ihr so an, dass ich kein Interesse an ihrer Erkrankung habe. Dass mir das Sprechen darüber aufgrund der gemachten Erfahrungen schwer fällt, kann sie nicht glauben/nachvollziehen.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in meine Situation geben und jemand kann mir Hilfestellung geben, wie ich damit umgehen kann. Gerne ergänze ich meine Gedanken hier noch, wenn dies für Hilfestellung nötig ist.
 
Du bist nicht Schuld daran, dass sie jetzt ne Psychose hat.
Klar, durch das was du getan hast, was auch immer das war, ist die Psychose getriggert worden. Jedoch hätte das auch jedes andere stressige Ereignis in Zukunft getan. Stress auf der Arbeit, Haustier gestorben, Familienmitglied gestorben... alles davon hätte wahrscheinlich auch die Psychose ausgelöst. Vielleicht wäre die Psychose so oder so, auch ohne Stressfaktor, gekommen. Indizien dafür wären, dass sie sich vor der Psychose immer weiter zurückgezogen hat, sich anders verhalten hat, depressive Symptome hatte.
Ich finde es lächerlich einer Person die Schuld für eine Psychose zu geben. Es ist so unwahrscheinlich, dass ein Mensch überhaupt eine entwickelt. Wer denkt denn bitte in ner Streitsituation daran, dass das Gegenüber als Folge in die Psychiatrie wandert. Viel mehr finde ich es stark von dir, dass du nach 3 Jahren trotz der bestimmt schwierigen Umstände noch für sie da bist. Das zeugt von Stärke und ist überhaupt nicht selbstverständlich.
Hat deine Frau denn noch Symptome der Psychose?
 
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Vielen Dank für die Antwort. Ja, meine Frau hat noch Symptome, diese sind depressiver Art: ständiges Gedankenkreisen um die damaligen Situationen verbunden mit großem seelischen Schmerz. Gelegentlich sind diese Gedanken so stark, dass Einschlafstörungen und Selbstmordgedanken aufkommen.
Zum Thema Schuld, bzw. Triggern: Ein vergleichbares Erlebnis hatten wir schon einmal vor ca. 15 Jahren. Auch dort hat ein Erlebnis und mein unbeholfener Umgang damit eine schwere depressive Phase ausgelöst, inkl. Klinikaufenthalt. Es scheint so zu sein, dass durch die emotionale Nähe, die wir als Partner haben, sie besonders anfällig ist für Dinge, die mir widerfahren.
Sie beschreibt sich selbst in guten Zeiten als hochsensitiv, und Probleme, Schwierigkeiten und Leiden anderer Personen nimmt sie stark wahr und leidet darunter, jedoch meist mit einem gewissen Abstand. Dieser Abstand fehlt mir gegenüber als Partner natürlich und so entwickelt sie krankhaftes Verhalten, so zumindest meine Interpretation.
Unabhängig davon, ob ich Schuld bin oder nicht, muss ich der Tatsache ins Auge sehen, dass durch mich diese Krankheit getriggert wurde (mehrfach) und vermutlich immer wieder getriggert werden kann. Wie ist der beste Weg, damit umzugehen?
 
@Celebrimbor79
Ich sehe das wie Kuehnibert. Du kannst da erstmal gar nix dazu und selbst wenn du sie psychisch belastet hast, wäre die Erkrankung vermutlich auch so ausgebrochen. Also es ist auch falsch wenn sie dir die Schuld dafür gibt.

Kranke möchten manchmal einfach eine Ursache haben, aber die Psychose selbst tritt unabhängig davon auf, da bist du nur einer von sehr Vielen die vielleicht Druck auf sie aufgebaut haben.
Diese Erkrankung liegt in den Genen und du kannst dazu ja nix, das sie diese Verletzlichkeit hat. Trotzdem solltest du eben schauen ihr es in dieser Situation eben einfacher zu machen, weil dieses ganze Medikamentezeugs einen wirklich jegliche Motivation (je nach schwere der Erkrankung) nehen kann.
Das ist also kein Vergleich zu der Zeit vor dem Erkrankungsausbruch und sie sollte es eher als Chance verstehen ihr Leben jetzt neu sortieren zu können und ist mehr oder weniger gezwungen mit dieser neuen Situation umzugehen.

Da sie erst 3 Jahre erkrankt ist, ist die Belastung für sie womöglich gerade sehr groß und die Hoffnungslosigkeit, bei mir war das so mit die schwierigste Zeit und es ist von daher umso wichtiger, das du ihr da unter die Arme greifst und schaust wie du es ihr erstmal einfacher machen kannst. Du solltest an ihr keine Forderungen stellen wie Beruf oder so, weil wenn man es schafft mit der Erkrankung und unter den Medikamenten zu arbeiten, dann ist das schon eine Heldentat und kein vergleich mit jemanden Gesundes, wo das alles automatisch und mit motivation funktioniert.

Ich würde dir dringend Empfehlen, das ihr euch mal die Medikamente-Empfehlung hier im Forum anschaut, da wäre der Zeitpunkt jetzt wirklich gut auf so etwas recht verträgliches umzustellen womit man die Negativsymptome der Psychose behandlen kann. Ich bin selbst Betroffener und hab das erst so nach 5 Jahren nach sehr vielen herumprobieren selbst gefunden. Ihr könnt da ganz gut auf diese Erfahrungen aufbauen und die Empfehlung so als grobe Leitplanken nutzen, weil man bei den Medikamenten auf längere Sicht wirklich schauen muss wo man bleibt.
Weist du welche Wirkstoffe und Dosierungen sie zur Zeit alles bekommt? Dann könnten wir das mal durchgehen und ich dir erklären worauf bei so einer Umstellung zu achten ist.

Das wäre von meiner Seite der Impuls, weil die Medikamente erstmal eine Grundlage sind. Diese setzen auch Grenzen was den Behandlungsfortschritt angeht. Anfangs kann es gut sein das man erstmal richtig gedämpft werden muss, aber so etwas wäre auf längere Sicht ein Mittelweg wo eben mit wenigst möglich Neuroleptika die maximale Wirkung erziehlt wird und grade die zusätzlichen Antidepressiva (insbesondere Bupropion) da sehr wichtig sind.
Von daher Schritt für Schritt. Ich helfe gern weiter und falls Interesse besteht können wir auch privat darüber schreiben.
Man braucht eben auch erstmal einen Psychiater der bereit ist so etwas neuartiges auszuprobieren, an sich ist ist Schizophrenie unheilbar, also wenn man schon die Medikamente lebenslang nehmen muss, dann ist das wirklich mit die beste Option die es gibt. Ich hab sogar auf längere Sicht so das Neuroleptikum losbekommen oder ist fast weg(nur noch wenn der Stress extrem hoch ist).
Es gibt also Hoffnung, aber die Medizin hinkt da noch etwas hinterher.
Neuroleptika oder Antipsychotika sind die riskanten Wirkstoffe, welche dabei nur minimal eingesetzt werden. Antidepressiva grade diese selektiven, sind da vergleichsweise unproblematisch zumindest was Langzeitschäden angeht und können wenn man sie so speziell anwendet auch nutzen.

Ist überhaupt schon sehr gut, das du dich an das Forum wendest und für deine Frau nach Hilfe suchtst. Normal wäre sie ja auf sich allein gestellt und ich glaube sie meint das auch weniger böse, also sie gibt dir wohl nur Schuld um dich zu motivieren ihr zu helfen, weil das sonnst ja auch eine sehr einseitige Angelegenheit ist, wenn man als Erkrankte/r sich für alles die Schuld geben muss.
Schuld an der Erkrankung hat niemand. Da spielen sehr viele Dinge hinein auch gesellschaftliche Probleme oder im Beruf oder zwischenmenschliches, was so erstmal alles kaum greifbar ist und sie Zeit braucht das zu möglichst gut zu verarbeiten. Vieles braucht eben Zeit und die Medikamente können diese Aufarbeitung im Kopf unterstützen.
Wenn man kaum Medikamente einnimmt, dann ist man auch misstrauischer, also es kann auch so sein das sie dir vor allem wenn sie absetzt da mehr Druck macht, da sollte man sehr vorsichtig sein wenn man diese Medikamente längere Zeit absetzt.
Diese Empfehlung von mir ist eher ein Kompromiss wo man mit sehr wenig Neuroleptika sehr stabil ist und weil die Negativsymptome deutlich gelindert sind, eben auch kein Problem mehr mit der Medikamenteeinnahme hat oder haben sollte.
Viele probieren mit aller Gewalt die Neuroleptika abzusetzen, aber das ist auch gefährlich, also da ist es gut wenn du deiner Frau sagen kannst, wenn sie instabil wird, damit sie da rechtzeitig ihre Medikamente wieder einnimmt(bei Absetzversuchen, Intervalltherapie etc.).
Meist bekommt man das eben erst später mit oder gesteht sich dsa spät ein wenn man in eine Wahnvorstellung gerät, da bist du also für sie bestimmt auch eine sehr wertvolle Bezugsperson, also im Grunde kann sie froh sein dich zu haben.
 
@Markus: Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort.
Meine Frau hat von Anfang an sehr gut auf Olanzapin angeschlagen, das hat ihr Leiden zwar nicht verschwinden lassen, aber so weit gedämpft, dass sie gut durch den Alltag kommt. Sie hat dann als es ihr besser ging versucht, die Medikamente wieder wegzulassen, was sofort nach hinten losgegangen ist. Als es ihr im Sommer sehr schlecht ging, wurde zusätzlich Amisulprid verschrieben, was aber ihren Hormonhaushalt so durcheinander gebracht hat, dass es wieder abgesetzt werden musste. Erschwerend kommt hinzu, dass vor einem halben Jahr bei einer Routineuntersuchung schlechte Leberwerte festgestellt wurden und man da viel ausprobiert hat, ob das mit dem Olanzapin zusammenhängt oder mit der Kombination Olanzapin/Amisulprid oder ... Momentan nimmt sie dauerhaft eine Dosis von 2,5 bis 5 mg Olanzapin und kann auf 7,5 erhöhen, wenn sie merkt, dass es schlimmer wird. Außerdem kann sie in Akutfällen Tavor nehmen.
Generell hat sie sich von Anfang an gegen Medikamente gewehrt und nimmt diese sehr widerwillig, aber trotzdem konsequent. Neben den beschriebenen Nebenwirkungen belastet sie die Tatsache, dass sie über Jahre hinweg von Medikamenten abhängig ist. Möglicherweise steckt da auch der Gedanke dahinter, "versagt" zu haben, unfähig zu sein, ohne medikamentöse Hilfe ein normales Leben zu führen, aber das ist Spekulation von mir.

Zu ihrem Verhalten: Sie kann ihre Krankheit - verständlicherweise - nicht gut annehmen, hadert sehr damit und spürt ja auch ein großes Leiden. Durch die Tatsache, dass durch Situationen mit mir diese Krankheitsepisode ausgelöst wurde, gibt sie mir die Schuld, kann mir nach ihrer Aussage nicht verzeihen, was vorgefallen ist. Ihre Reaktion reicht dabei von Ablehnung und Auf-Distanz-Gehen, weil sie meinen Anblick dann nicht erträgt, bis hin zu offener Konfrontation und Schuldzuweisungen.

Aus Angst vor ihrer Reaktion, vor Schuldzuweisungen, vor fruchtlosen Diskussionen, in denen ich es nicht schaffe, ihr meine Sicht der Dinge nahezubringen, meide ich das Thema in Gesprächen mit ihr auch in guten Zeiten. Sie interpretiert dies als Nicht-Interesse meinerseits. Sie wünscht sich (in besseren Phasen), dass ich Interesse zeige und sie sich auch aussprechen kann bei mir, ich schaffe es wegen der gerade beschriebenen Beklemmung oft nicht, das Thema aktiv anzusprechen. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen uns.
 
Ok. Du schilderst ähnliche Dinge, Situationen wie es bei mir häufig auftritt.

Die Kombination von Neuroleptika ist meistens problematisch, also wenn möglich sollte man da immer eine Monotherapie vorziehen. Das mit den Blutwerten kann gut daher kommen. Olanzapin macht zudem sehr dick und kann Diabetes auslösen, da sollte man vorsichtig sein. Die Dosis scheint ganz in Ordnung zu sein.

Ich hatte mal Olanzapin und fühlte mich innerlich leer wie ausgebrannt damit, also ein eher unangenehmes Gefühl. Die Wirkung war nur zu beginn etwas besser als üblich, aber dann sind die üblichen Symptome wieder durchgekommen.(Bezugsideen etc.)

Das Aripiprazol macht eher unruhig, das wirkt etwas anders, von daher empfiehlt man bei so Kombinationen von Neuroleptika eher ein normales Atypische wie Olanzapin oder Amisulprid und dann eines das eher unruhig macht dazu, weil beispielsweise Aripiprazol einen etwas anderen Wirkmechanismus hat.
Amisulpird beispielsweise macht eine starke Prolaktinerhöhung, wenn man dann Olanzapin obendrauf nimmt, was eine mittlere Erhöhung macht, dann ist das riskant. Beim Amisulprid scheiden sich anscheinend auch die Geister, in den USA hat der Wirkstoff gar keine Zulassung von der FDA bekommen, wird also nur in anderen Ländern und Europa eingesetzt.

Amisulprid kann anscheinend das Risiko für Tumore oder so etwas steigern. Ich glaube das Problem dabei ist die starke Wirkung auf den Prolaktinwert, was zum Teil auch erwünscht ist, wenn Betroffene sonnst eine übersteigerte Libido haben, was im Akutfall ohne Neuroleptika schon störend sein kann.

Mein Tipp wäre von daher das Olanzapin mit dem Aripiprazol(Abilify) zu tauschen. Kurzzeitig sollte das auch gleichzeitig gehen, aber natürlich auf die Blutwerte achten. Wenn etwas bei den Zuckerwerten problematisch ist, dann kann das vom Olanzapin kommen, dann würde ich an eurer stelle möglicht früh auf das Aripiprazol wechseln. Ich hab schon ein paar Betroffene erlebt die vom Olanzapin Diabetes bekommen haben also die sind seitdem Diabeteker.

Diese zusätzlichen Antidepressiva, sollen die Nachteile des Aripiprazols ausgleichen. Bupropion wirkt gegen diese Unruhe, was Aripiprazol in leichter Form macht und gegen die Negtivsymptome und das Citalopram (2.Antidepressivum) wirkt etwas dämpfend auf die Libido weil das beim Aripiprazol oder gerade bei der Minimaleinnahme davon fehlt, gleichzeitig gleicht das Citalopram bestimmte Nebenwirkungen des Bupropions aus, wie Schlafstörungen, Verstopfung oder Miktionsstörungen.

Weist du vielleicht zufällig welche Werte auffällig gewesen sind beim Bluttest?
Bei mir waren die Zuckerwerte sehr gut, da hat mich mal eine Ärztin direkt drauf angesprochen. Bei den Leberwerten ist es bei mir meistens leicht erhöht, könnte an den Medikamenten oder das ich gelegentlich Alkohol trinke liegen, aber ist eben nur leicht erhöht ein oder zwei Werte. Wenn da 3 oder so erhöht wären, dann könnte etwas schlimmeres sein, also bei mir war das bisher alles unauffällig und ich bekomme regelmäßig eine Blutuntersuchung.

Also ich kann euch nur dringend Empfehlen da selbst eures Glückes Schmied zu werden, weil die Ärzte da mit ihrem Latein am Ende sind und diese Empfehlung von mir meines Wissens die einzige Kombi dieser Art ist. Teils nehmen manche Betroffene oder mit ähnlichen Diagnosen auch ADHS Medikamente ein, was eben dem Bupropion ähneln sollte.
Bupropion ist auch ein Nikotinentwöhnungsmittel und ü80% der Schizophrenen sind Raucher, also auch von daher tut man seiner Gesundheit einen gefallen, wenn man das Rauchen zumindest im Griff hat.

Vielleicht wäre es am Besten für sie da Schrittweise vorzugehen. Erstmal wäre es gut überhaupt das Aripiprazol statt Olanzapin zu bekommen. Auto fahren würde ich abraten, weil einerseits Aripiprazol etwas Unruhe machen kann und auch so Einschränkungen wegen den Negativsymptomen da sind. Später das Bupropion zusätzlich kann diese Nachteile ausgleichen. Bei den anderen Neuroleptika ist das ähnlich, man sollte eben möglichst aufs Autofahren verzichten.

Später wenn das Aripiprazol drin ist, dann sollte die Druckversion der Empfehlung am besten abgedruckt werden und dem behandelnden Psychiater vorgelegt/gezeigt werden, damit man diese zusätzliche Therapieoption und Medikamente auch bekommt und der Psychiater auch weis worauf er/sie dabei achten muss.
Das wäre mein Rat, weil sonnst ist man mit der Erkrankung wirklich etwas aufgeschmissen und für mich war das auch keine einfache Zeit. So gut wie es mir heute geht, war damals kaum vorstellbar.

Die Erfolge dieser Therapie sollte bei richtiger Einnahme auch sehr schnell da sein und sich das dann auch auf längere Sicht bessern, da wäre dann später eben so eine Intervalleinnahme des Neuroleptikums angedacht, damit die Antidepressiva vor allem das Bupropion besser wirken kann. Es ist dahingehend schon etwas Anderes. In der Regel wird empfohlen die Neuroleptika täglich einzunehmen, was auch richtig wäre aber bei dieser Kombi bleibt das ganze viel länger stabil und dadurch kann der Heilungsprozess auch besser angeregt werden. Anfangs klar täglich aber wenn man seine Symptome kennt und eine Intervalltherapie des Neuroleptikums(Aripiprazol) besser klappt, dann ist das eben eine Option. Antidepressiva und so müssen täglich eingenommen werden, also durchgehend. In Augen der Psychiater sollen Neuroleptika auch täglich eigenommen werden, also von daher empfehle ich da Schritt für Schritt vorzugehen und den Arzt da möglichst mit einzubeziehen. Letztendlich braucht man ja auch ein Rezept für die Wirkstoffe, weil das alles eben verschreibungspflichtige Wirkstoffe sind.
Antidepressiva habe ich jahrelang vor der Psychose schon eingenommen und sind an sich milder oder etwas anderes, da kann man also einfacher kombinieren, wobei eben ältere Antidepressiva tri und tetrazyklika starke Wechselwirkungen mit Neuroleptika haben. Es bieten sich von daher hauptsächlich die selekiven Antidepressiva an und eventuell ein trizyklikum in minimaler Tropfenform zum besser ein- und durchschlafen.

Die Kombi ist an sich relativ einfach, aber steckt eben viel Erfahrungswerte dahinter und ohne diese Vorarbeit von mir würde man das nur sehr schwer so bekommen und wäre dann eher eine Einnahme auf gut Glück.

Hoffe das geht von der Textlänge. Ich versuch mich in Zukunft etwas kürzer zu formulieren, aber ist denke ich gut wenn man das mal gehört hat im Vorfeld, damit du weist wo die kniffligen Punkte sind auch damit das dann gut wirkt.
 
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort zum Thema Medikation. Ich werde mir das ganz in Ruhe zu Gemüte führen, momentan komme ich an meine Frau aber leider nicht heran. Sie blockt seit zwei Tagen komplett ab. Die wenigen Gesprächsmomente, die möglich sind, verlaufen in etwa so:
Sie: Ich kann dir nicht verzeihen, was du mir angetan hast.
Ich: Vielleicht trägt auch deine Krankheit eine Schuld.
Sie: Du willst es dir doch nur einfach machen.
Oder so:
Ich: Ich sehe ein, dass ich durch unbedachte Handlungen und Worte großes Leid in dir hervorgerufen haben.
Sie: Du hast mir das angetan, um mir weh zu tun oder mich krank zu machen. Du freust dich, wenn es mir schlecht geht. Du willst mich kategorisch kaputt machen, und das schaffst du auch.
Mich zieht das sehr runter und ich habe ihr auch gesagt, dass mich diese Vorwürfe sehr belasten. Sie kann das nicht an sich heranlassen. Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation gut umgehen kann.
Mir fällt es auch so schwer, sie so leidend zu sehen. Wenn ich nicht weiß, was ich sagen, was tun kann, ich ertrage diese Situationen kaum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mach dir da erstmal keinen zu großen Kopf.
Meistens muss man in so einer Situation seine Medikamente öfters oder etwas höher dosiert einnehmen.
Sie scheint gerade einfach viel Stress zu haben und da sollte man aufdosieren.
Nimmt sie ihre Medikamente regelmäßig ein oder macht sie einen Absetzversuch, weil gerade da kommt es verstärkt zu solchen Konfliktsituationen?
Die Erkrankung ist zum Teil mitschuld, meist fallen da viele Dinge zusammen und das kann sich hochschaukeln. Wenn sie aber Medikamente oder Neuroleptika nimmt, dann würde sich das zumindest etwas beruhigen und sie würde dir keine Vorwürfe machen.
Du solltest vielleicht versuchen ihr klar zu machen, das die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt und weder ihre Extremvorstellung passt noch das du es völlig von dir weisen kannst sie immer richtig behandelt zu haben.
Meistens fällt Erkrankten das schwer diese Dinge abzwägen weil da Gefühle und Emotionen gerade wenn man akut ist etwas vorgeben können.

Das mit den Medikamenten wäre wichtig, das du dich darum kümmerst, weil sie da wirklich auf deine Mithilfe angewiesen ist und man als Erkrankte/r da geistig sehr eingeschränkt ist. Erstmal ist es egal, da sollte man ein Neuroleptikum einnehmen um etwas herunterzukommen. Dann aber wäre es vielleicht in der jetzigen Situation gut, wenn du ihr etwas Hoffnung machst und sie eventuell da mit einbeziehst, damit sie etwas bei ihren Wirkstoffen auf längere Sicht umstellen kann und jetzt erstmal so etwas einnimmt, auch wenn es unangenehm ist.
 
Hallo, guten Abend Celebrimbor79. Dein Beitrag vom 22.12.2021 hat mich besonders angesprochen. Meine Frau leidet schon lange unter einer hebephrenen Schizophrenie, wie man sagt. Ueber die medikamentöse Behandlung kann ich keine Tipps abgeben. Ob meine Frau die Medis nimmt oder nicht, weiss ich nicht so genau. Wenn ich sie darauf anspreche, ist der Teufel los und ich löse in ihr diesen Zorn-Klick aus. (Oder sie sagt gar nichts) Zorn kann man das zwar nicht nennen. Denn zum Zorn gehören Gefühle, welche im Verlauf eines Schubs vermutlich gar nicht vorhanden sind. Oder doch? Was ich festgestellt habe in der Beziehung mit meiner ansonsten sehr lieben Frau: Was ich falsch machen kann-> Provozieren, böse sein, nachtragend sein, alte Geschichten auspacken, sie ignorieren, beleidigte Leberwurst spielen, resignieren, in den Schubstreit einwilligen und selber auch voll mitmachen zu streiten. (Diesbezüglich habe ich immer verloren, was die Ausdauer anbelangt) Was meiner Frau helfen kann: zusammen aktiv sein, über Allerweltsdinge reden, (auch wenn sie nicht darauf antwortet) fröhlich sein, romantisch sein, mit ihr zusammen etwas unternehmen, (auch wenn unterwegs Schübe auftreten) mit ihr zusammen kochen, nie schweigen, immer etwas tolles auf Lager :cool:haben, (gar nicht so einfach) mit ihr Leute besuchen, sich nicht in den Vordergrund stellen, sie auch reden lassen mit anderen, KEINEN ALKOHOL in Verbindung mit Medis zulassen, einen aufkommenden Schubanfall versuchen zu vermeiden mit Ablenkung auf etwas anderes, Kontakt mit Bekannten pflegen, ruhig bleiben, wenn sie im Bruchteil einer Sekunde plötzlich einen Schub erfährt, böse wird und du weisst nicht warum und bist völlig perplex, jedoch auch nicht dem Frieden zuliebe sie alles machen zu lassen (was so viel wie Resignation bedeuten würde) HUMOR:ROFLMAO: bewahren (Aber nicht ironisch und provozierend)
Ja, wer kann das schon, ich weiss. Selbstüberwindung pur. Und woher die Zeit nehmen, wenn man arbeitstätig ist? Trotzdem immer wieder versuchen. Immer wieder. Denn wenn der Schub vorbei ist, gehts eine Zeitlang gut und geht vielleicht immer besser und besser und besser. Nutze diese Zeit der erfrischenden Momente.
Und ja, was ich vergessen habe zu schreiben und mir in dieser Krise immer wieder Mut zum Neuanfangen gibt: Dann und wann in eine Kirche gehen, abschalten, abschalten, ruhig werden, sich Zeit lassen, mit Gott reden, zu klagen, zu bitten, zu vertrauen. In jedem anderen Forum würde ich für diese letzten 2 Zeilen wohl zerrissen werden, aber das ist mir schon lange egal. Ich nehm das niemandem übel. Ich schreibe nicht oft in Foren. Mir hilft es und Basta.
Machets guet ?

Trotzdem noch eine kurze Bemerkung zu den Medikamenten: (meine Frau hat das Medikament Olanzapin, wenn sie es nimmt)

Wenn sie die Medikamente NICHT nimmt: Böse Schübe mit Zorn und Anfeindungen gegen alles und jede/n und dann sich zurückziehen in eine stille Ecke.

Wenn sie die Medikamente nimmt: Ruhiger, weniger positive Symptome betreffend Zorn und Anfeindungen, schmiedet allerlei Pläne (Suche nach Selbstverwirklichung, frei sein, glücklich sein, Kontakt mit Menschen). Das Problem hier: Sie könnte enttäuscht sein, wenn es dann nicht klappt und aneckt bei anderen Menschen. -> Leute mit grossem ❤️ gesucht, die das erkennen.

Ciao
 
Vielen Dank für die mitfühlenden Texte.
Momentan nimmt meine Frau 7,5mg Olanzapin, dazu ein weiteres Medikament, dessen Namen ich gerade nicht parat habe. Tavor nimmt sie nur im Notfall. Sie ist da sehr vorsichtig und - meiner Erfahrung nach - nicht abhängigkeitsgefährdet. Es geht ihr dadurch momentan ganz gut, wenn auch nicht sehr gut. Ich muss aus Erfahrung jederzeit damit rechnen, dass es kippen kann.

Ein Problem ist auch, dass sie, sobald es ihr einige Wochen gut ging, meint, die Medikamente reduzieren zu können. Sie hat eine große Abneigung dagegen, regelmäßig Medikamente zu nehmen. Bisher ging das Reduzieren jedoch immer schief. Ich versuche dann stets darauf zu drängen, dass sie dies wenigstens mit ihrem Arzt abspricht.

Schwer fällt es mir, dass ich ihr in ihren schweren Momenten mit den bedrängenden Gedanken kaum bis gar nicht helfen kann. Jeder positive Zuspruch, jedes Mutmachen, das ich ihr dann geben will, prallt an ihr ab oder hat nur kurzen Effekt. Es ist in solchen Augenblicken für mich schwer, dass ich als Ehemann nicht in der Lage bin, sie zu trösten und aufzubauen.
 
@Celebrimbor79

Du sagst, dass du durch Taten und Worten deine Frau verletzt hast und dadurch eventuell ein Psychose bei ihr ausgelöst hast. Du schreibst nicht, welche Taten und Worte du getätigt hast. Du hast sie verletzt und aus der Bahn geworfen und erhoffst Dir Hilfe durch die moderne Medizin?

Du erinnerst mich ein bisschen an Leute, mit denen ich lebe. Die machen mindestens einmal in 30 Minuten etwas, was mich stört. Und die wissen auch, dass es mich stört. Und wenn ich mich dann irgendwann drüber aufrege, meinen sie, dass ich doch Medikamente nehmen solle. Sprich, ich soll mich mit Medikamenten vollstopfen, damit sie mich weiterhin unmenschlich behandeln können...

Und nur weil jemand meint, er spricht mit den richtigen Worten zu jemanden, heißt es noch lange nicht, dass er auch den richtigen Ton trifft.

Nicht mit Dir, sondern mit deiner Frau würde ich mich gerne unterhalten.

Gruß
 
@Kopernikus

Dein Beitrag beschäftigt mich sehr und macht mich auch wütend. Lange habe ich überlegt, ob ich die Auslösermomente ausführlich hier darstellen soll, damit du (und auch andere) sich eine Meinung bilden können, habe mich aber letztlich dagegen entschieden, und zwar aus dem Grund, dass ich meine und vor allem die Anonymität meiner Frau schützen will. Eventuell liest hier ja jemand mit, der uns kennt und aus meinen Schilderungen auf uns schließen könnte.

Nur ein paar Gedanken: Was ich gesagt und getan habe, war kein Angriff auf meine Frau und auch kein Kommentar über sie. Meine Aussagen waren rein auch mich bezogen. Ja, sie waren unüberlegt, und ich habe mehrmals im Nachgang versucht, meine Worte richtig zu stellen, bin aber nie auf Gehör bei ihr gestoßen. Es ist auch nicht so, dass ich "mindestens einmal in 30 Minuten etwas mache, was sie stört", sondern es war vielmehr ein Schlüsselerlebnis, das alles verändert hat und mittlerweile über drei Jahre her ist. Es gab auch danach etliche Ereignisse, die zu ihrem Leid beigetragen haben, sie sagt jedoch selbst: "Seit diesem Moment war ich krank."

In meiner Überforderung habe ich mich vor einigen Monaten bei einer Telefonberatung, die auf psychische Erkrankungen spezialisert ist, angerufen, und diese Situation geschildert. Und auch, wenn in einem einzigen Telefonat natürlich nicht alle Aspekte bis ins Tiefste ausgeleuchtet werden können, war die Meinung der Beraterin am Telefon, dass das was ich getan habe, nicht dramatisch war.

Und ja, ich erhoffe mir Hilfe durch die Medizin, wenn meine Frau diese schlimmen Gedanken über Jahre hinweg jeden Tag 24 Studen quälen, und zwar so stark, dass es bis zu Selbstmordgedanken führt.
 
@Celebrimbor79
Wenn deine Frau eine schwere psychische Erkrankung wie eine Psychose hat, dann bist du erstmal mit ziemlicher Sicherheit kein Auslöser der Erkrankung. Zur Erkrankung kann erstmal keiner etwas und diese wäre vermutlich auch ohne dich ausgebrochen.
Du müsstest es schon genauer beschreiben, was genau vorgefallen ist und wie es vorher um ihre psychische Gesundheit stand.

Bei einer Psychose liegt die Erkrankung eben vor und bricht so ca. Anfang/Mitte 20ig aus. Betroffene konstruieren sich gerne Gründe, die zur Erkrankung geführt haben wie Traumatas, aber das sind häufig nur Vorwände, weil man eben nach dem einen Auslöser sucht. Wenn dann sind das viele Auslöser und vermutlich wäre es auch ohne dir zur Erkrankung gekommen.
Grade, auch wenn es eine Psychose oder so etwas ist, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass du die Schuld dafür hast, da bist du dann höchstens ein Trigger der im Akutfall eben das Fass zum Überlaufen bringt.
So gegenseitige Schuldzuweisungen sind problematisch, weil du dir ja dann auch selbst Schuld gibst und womöglich gar nichts dazu kannst.

Normalerweise braucht es dafür eben erstmal eine klare Diagnose vom Psychiater, also deine Frau müsste sich professionelle Hilfe suchen (wenn nicht schon geschehen). So etwas ist normal auch keine Aufgabe eines Hausarztes oder Psychologen, da man da wirklich einen erfahrenen Psychiater hinzuziehen sollte, wenn es eine schwere psychische Erkrankung ist.
Ich habe ja keine Ahnung wieweit ihr da seid von der Diagnosestellung. Häufig fehlt es bei Betroffenen mit Psychose auch an Krankheitseinsicht, wodurch sich dann auch so Schuldzuweisungen erklären lassen, wenn man als Betroffene/r etwa meint ja eigentlich gesund zu sein und das alles nur auf ein bestimmtes Problem oder Traumata zurückzuführen ist. Bei einer Psychose kann so ein Wahnerleben sehr breit sein, also da überschlagen sich die Ereignisse und zum Teil bringt man sich selbst in diese missliche Situation, weil man da eben dringend eine Therapie braucht und ohne Medikamente meistens nichts geht. Da ist man übersensibel und alles, von daher kann das, was du gemacht hast auch normal und Situationsbedingt gewesen sein.
Zu so einer Erkrankung kann erstmal keiner etwas und wenn es um Schuldzuweisungen geht, dann sollte sich das ein Psychiater anhören und keine unklare Diagnosestellung da sein.
Gesunde Menschen gehen auf Betroffene manchmal ein und da kann man sich eben in ein Wahngebäude bewegen, also wie so Kartenhäuser, die bei einer Therapie dann in sich zusammenfallen und dann erst mit den Medikamenten und Verständnis für die eigene Erkrankung erst langsam diese Einsicht kommt.

Vielleicht kannst du ja etwas genauer beschreiben, bezüglich Diagnosen und Vordiagnosen etwa und ob die Erkrankung vielleicht vorher schon da gewesen ist? Bei einer Psychose entsteht diese Erkrankung sehr schleichend bis es dann zum akuten Ausbruch kommt, also man verändert sich da ganz langsam und da lässt sich im in dieser Prodromalphase meist keine klare Diagnose stellen.
 
@Maggi
ohne Auslöser hatte ich noch keine Psychose. Aber es gibt nicht den einen Auslöser, sondern die Summe vieler Dinge macht den Crash. Es ist nicht ein tropfender Wasserhahn, der das Fass zum überlaufen bringt, sondern viele. Manche Hähne kann man abdrehen, manche nicht und manche sind gefährlich, weil über diese Hähnen andere die Kontrolle haben (Vorgesetzte, Partner, Freunde usw.). Und nur in Phasen der Zufriedenheit oder mit gutem Schlaf kann man Wasser abschöpfen. Oder halt mit Medis das Fass künstlich vergrößern oder ein überlaufendes Fass gar nicht mehr wahr nehmen.
Beispiel: Ich habe gekündigt. Effekt für meine Krankheit: Der schlimmste Wasserhahn liegt trocken und ich kann jetzt viel schneller Wasser abbauen. Habe Kraft für neues und schlaf wie ein Baby. Kein Medikament der Erde hätte dies bewirken können.

@Celebrimbor79
Deine Frau sitzt momentan in einem Loch, aus dem sie sich nur selbst befreien kann. Selbst wenn sie gute Phasen hat, zieht sie sich wegen teils vorgeschobenen Gründen wieder in das Loch zurück. Um bei meiner Wasserhahn Metapher zu bleiben, sie dreht sich den Hahn selber auf. Und jetzt wird es verrückt (sinnbildlich): Obwohl sie weiß, dass sie sich selbst herunter gezogen hat, baut sie im Kopf die Ausrede auf, dass sie nichts dafür kann. Schuld ist die Situation von damals. Du bist nur bedingt der Sündenbock. Im tiefsten Inneren (das finden nur sehr gute Psychologen), ist sie Dir für die Ausrede dankbar, dass sie sich hängen lassen kann, ohne selbst verantwortlich zu sein.

Aber Finger weg von Telefonberatungen. Ein Psychologe kann allein aus der Körpersprache unheimlich viel erfahren und deuten.
Da ich aus der Ferne nicht beurteilen kann, ob ich richtig liege, versuche ich gar nicht erst, Tipps zu geben.

Gruß
 
Meine Frau hatte vor 15 - 20 Jahren schon eine schwere Depression, die stationär behandelt wurde. Im Rückblick erkenne ich viele Verhaltensweisen von damals jetzt wieder, ich vermute, dass damals auch schon psychotische Gedanken im Spiel waren, auch wenn das so nicht diagnostiziert wurde.
In den 15 Jahren dazwischen ging es ihr sehr gut, sie war kraftvoll, hat aber auf manche Äußerungen heftig reagiert. Ob das jetzt als psychische Erkrankung zu sehen ist, kann ich nicht beurteilen. Jeder hat ja seine empflindlichen Stellen und ist mal gekränkt.
Nun ist sie seit ca. 3 Jahren beim Psychiater in Behandlung und nimmt/nahm auch Medikamente. Allerdings hält sie sich eher bedeckt über ihre Arztbesuche und hat große Abneigungen gegen die Medikamenteneinnahme.
Mittlerweile habe ich es geschafft, einen "großen Wasserhahn zuzudrehen", was deutliche Auswirkungen auf ihr Leiden hat. Das Problem ist nur, dass es an der Schuldfrage nichts ändert, die für sie zentral ist. Sie macht mich zu 100% für ihr Leid verantwortlich und dafür, dass sie Medikamente nehmen muss. Ich habe versucht, mit ihr darüber zu diskutieren, dies ist jedoch stets eskaliert. Ich muss mich in die Vorwürfe fügen, egal wie berechtigt sie sind. Jetzt kommt zusätzlich noch der Vorwurf dazu, dass ich drei Jahre für das "Abdrehen des Wasserhahns" gebraucht habe, wo sie mir doch schon nach wenigen Wochen gesagt hat, dass dies der Schlüssel ist. Ich habe das damals nicht so einschätzen können, musste erstmal mit der Situation, mit der Krankheit klarkommen.
Ich habe mir angewöhnt, mich eher zurückzuziehen und auch das Thema ihrer Krankheit wenig zu thematisieren. Das wiederum erzeugt bei ihr den Eindruck, ihre Krankheit und ihre Medikation würden mich nicht interessieren, ja, ich würde mich daran sogar erfreuen. Sie wünscht sich, dass ich sie frage, wie es ihr mit den Medikamenten gehe, immerhin sei ich ja an allem schuld. Das schaffe ich kaum, weil ich Angst vor ihrer Reaktion habe und auch nicht weiß, wie ich ihr da überhaupt behilflich sein kann.
 
Ja vor einer Psychose geht meistens ne depressive Episode voraus. Ich glaube, dass liegt dann an den Negativsymptomen. Bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege.
Da sind dann eher die Negativsymptome im Vordergrund und das Psychotische ist noch nicht so präsent.
Dann flacht der Schub ab und später, wenn die Psychose wiederkommt, dann wirds extremer und die Positivsymptome machen sich viel bemerkbarer (also dass, was du uns schilderst an ihrem Verhalten).

Sie kommt mir von dem was du schreibst sehr egoistisch vor. Ich bin der Überzeugung, dass jeder zu einem Großteil seines eigenen Glückes Schmied ist. Wenn du deine Partnerin laut eigener Aussage fertig macht, dann hätte sie schon viel früher abhauen können, oder auch jetzt verschwinden können wo du doch an allem Schuld seist.
Sie hat sich aber dazu entschieden mit dir zusammen zu sein. Es war ihre Entscheidung.

Allgemein bringt dieser Blick in die Vergangenheit doch eh nichts. Was passiert ist, das ist passiert. Ich habe nur selten den Tag bereut, an dem ich LSD genommen habe, was mir seit dem mein Leben gut zerstört hat. Ich gucke eher in die Zukunft und versuche daraus zu lernen. Wer nur Gedanken daran verschwendet, was er alles falsch gemacht hat, den zerfrisst das irgendwann.
Vielleicht könnte man auch da ansetzen anstatt zu versuchen nen Schuldigen zu finden.

Ich meine wenn sie so wahrscheinlich mit ner Psychose auf Krisen reagiert, dann wäre die Psychose so oder so gekommen. Spätestens wenn ein näherer Verwandter stirbt. Vor allem wo sie schon seit Jahrzehnten Frühwarnzeichen für Psychosen zeigt.
 
@Kuehnibert.
Ich bin da auch deiner Meinung. Psychisch kranke Menschen suchen IMMER die Schuld bei anderen während der Krankheitsphase.
Meine Tochter hat mir immer vorgeworfen, dass wir solange nicht erkannt hätten wie schlecht es ihr ging, kurz vor ihrer Psychose. Wie hätten wir das merken sollen? Sie hat ja nichts gesagt. Klar wussten wir dass im Juni letzten Jahres ihre Katze nach 16 Jahren eingeschläfert werden musste und dass ihr neuer Job stressig war.
Aber wer denkt da schon an eine beginnende Psychose? Ich habe auch einen Vollzeitjob und konnte daher nicht permanent hinter ihr her sein.
Ich vermute das ist einfach eine Möglichkeit der Verarbeitung wenn man selbst nicht weiss was mit einem los ist, dann schiebt man die Verantwortung auf einen anderen ab und diese Erklärung lässt einen Kranken dann glauben, dass man selbst an der Erkrankung unschuldig ist und muss selbst kein so schlechtes Gewissen mehr haben weil man andere dadurch belastet.
Meine Tochter sagt heute noch oft, dass sie es uns nicht verzeiht, dass wir sie angelogen haben um sie ins Bezirksklinikum einliefern zu können.
In dieser Akutphase wäre sie selbst niemals freiwillig in die Klinik gegangen, da ihr komplett die Krankheitseinsicht gefehlt hat.
An dem Vorwurf knabbere ich schon auch immer noch. Aber ich weiss dass wir ihr nicht hätten helfen können.
 
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