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Mein Bruder hat nur noch mich. Was kann ich tun?

JuneGP85

New member
Wahrscheinlich rügt ihr mich gleich, aber ich weiß nicht mehr weiter.
Mein kleiner Bruder ist bedeutend jünger als ich. Als wir Kinder waren, musste ich immer auf ihn aufpassen. Zum Kindergarten bringen, abholen, Essen machen, abends ins Bett bringen.
Er ist gerade 30 geworden. Gerade wir 2 haben viel durchstechen müssen. Eine alkoholabhängige Mutter und einen unterdrückten ko-abhängigen Vater. Beide an Krebs dahin geschieden. Unser Vater starb zu Hause, weil unsere Mutter es so wollte. Er musste es sich damals mit 12 anschauen.
Und unsere Mutter hat den Alkohol vorgezogen, anstatt unsere Hilfe anzunehmen. Dadurch brach ein großer Teil unserer Familie entzwei. Vor allem mir wurde die Schuld dafür in die Schuhe geschoben. Ich als Tochter hätte doch die Verpflichtung sie aufzunehmen. Hätte ich auch getan, aber ohne den Alkohol. Ich habe mein Leben lang darunter gelitten, meinen Kindern wollte ich das nicht antun.
Mein kleiner Bruder hatte früher vor ca. 8 Jahren eine depressive Phase. (Das liegt bei uns in der Familie. Das was er jetzt scheinbar hat allerdings nicht) Damals hatte er sich wieder gefangen, weil ich mit ihm wochenlang den Alltag bestritten habe. Therapie oder Medis wollte er nie. Vor 2 Jahren habe ich erfahren, dass er direkt danach mit Drogen verschiedenster Art experimentiert hat. Über mehrere Jahre hinweg. Wir wohnen nicht in unmittelbarer Nähe. Ich habe es damals nicht mitbekommen.
Vor etwa 3 oder 4 Jahren erzählte er mir, er habe über einen kurzen Zeitraum mit Menschen reden können, die definitiv nicht da sein konnten. Damals habe ich das 1. Mal an eine Psychose gedacht und es versucht vorsichtig anzusprechen. Aber er nahm sich dessen nicht an.
Vor etwa 3 Tagen dann kam eine Nachricht von ihm, dass er völlig am Boden zerstört sei. Ich dachte erst an eine Depression. Anfang des Jahres ging seine langjährige Beziehung zu Ende. Sie wollten im Herbst diesen Jahres heiraten. Es ging wegen des Themas Kinder auseinander. Im Prinzip hat er aktuell nur noch mich.
Ich nahm sofort Kontakt zu ihm auf. Er erklärte mir dann unglaubliche Dinge. Dinge die so definitiv nicht stimmen können. Ich versuchte ihm anfangs nur zuzuhören. Ich habe eine kurze Zeit lang ein Praktikum in der Lebenshilfe gemacht und dort eine einzige 30min-Begegnung mit einer gerade in ein psychotischen Phase befindlichen Person zu tun gehabt. Er hatte mich durch sein Reden sofort an diese Person geredet. Aufbrausend, hektisch, schreiend, weinend, definitiv im stark erregten Zustand. So wie er sonst absolut nicht ist. Ich habe nach einiger Zeit versucht vorsichtig nach zu fragen, bei der ein oder anderen Unstimmigkeit. Ihm versucht aufzuzeigen, dass ich da nicht das Gleiche sehe, wie er. Dann kam immer, ja ist ja klar ist immer ein Filter drauf etc. Nur die Dinge, die seine Theorie bestätigen, waren Dinge, die die anderen Personen vergessen hatten zu vertuschen. Andere Dinge, die seiner Theorie widersprachen, waren Filter, Fake, Greenscreen...
Er tobte auch sofort und schrie vor Wut auf die anderen los, als ich versuchte meine Sicht der Dinge zu erklären ohne ihn zu belehren. Aber er wollte es nicht hören. Da ich zu diesem Zeitpunkt im Ausland im Urlaub und über 1400km weit weg war, habe ich fieberhaft nach jemanden gesucht, der ihm helfen könnte. Weil er so stark erregten war, hatte ich Sorge, dass er gleich was dummes tut. Aus seiner Sicht waren alle auf der Arbeit verdächtig und hingen in verschiedenen Dingen mit drin. Er hatte WLAN deaktiviert und alle Passwörter geändert, weil auch sein bester Freund und seine Ex mit drin hingen. Er meinte auch, dass vermutlich jemand mit nem 2. Schlüssel in seiner Wohnung war. Irgendwie konnte ich zwar den Kontakt in diesen Gesprächen halten zu ihm, aber erreichen konnte ich ihn dennoch nicht wirklich. Da er da wohnt, wo er auch arbeitet und dort Seelsorger arbeiten, habe ich diese angerufen und um Hilfe gebeten. Sie war auch sofort hilfsbereit und gab sich Mühe ihn vor Ort zu erreichen. Sie ging rüber zu ihm und sprach mit ihm. Sie rief mich danach an und meinte, dass er jetzt ganz ruhig gewesen wäre und sie für heute(Freitag) einen weiteren Termin vereinbart hatten. Aus ihrer Sicht besteht keine Gefahr für ihn oder andere. Soweit ich weiß hat er den Termin nicht wahr genommen.
Nachdem sie bei ihm war, schrieb er mir, dass er die Tür von seinem Freund eingetreten habe in der Nacht und jetzt gerade vor der Tür seiner Arbeitskollegin warte, um zu beweisen, dass sie auch mit drin steckt. Er hat verschiedene Kanäle im Internet ausfindig gemacht und die Frauen und Männer dort mit Schl** und H**s belästigt und mit Drohungen bezüglich der Veröffentlichung ihrer privaten Daten, weil er fest davon überzeugt ist, dass es seine Ex ist und sein bester Freund (welche ihn dementsprechend schon seit Jahren betrügen und online damit Geld verdienen). Zusätzlich hatte er mir geschrieben, dass er seinen besten Freund beim nächsten Treffen zu Pflegegrad 4 zerkloppen wird. Ich habe wieder die Seelsorgerin angerufen und es ihr mitgeteilt. Sie meinte nur, dass er solche Gedanken durchaus haben darf, solange es keine konkreten Hinweise geben würde. Gestern und heute hat er mich versucht mit Screenshots aus den Videos und Kanälen zu überzeugen, dass es da um seine Ex geht. Aber ich bin sehr sicher, dass sie es nicht ist. Ich habe es ihm gerade auch auf den Kopf zugesagt, dass er sich nicht einfach die Details herauspicken kann die passen und die als Fake abstempeln die nicht passen. Jetzt ist er erstmal beleidigt und will nicht mehr mit mir schreiben. Ich bin total überfordert und weiß nicht mehr, was ich noch machen kann. Laut seiner Aussage geht das ganze entdecken und alles schon seit ca. 1,5 Wochen. Er hat sich auf Arbeit auch krank gemeldet, weil er jetzt was wichtigeres zu tun hat. Seine Recherche ist wichtiger und er muss alles dokumentieren um es der Polizei zu übergeben. Gerade wollte er einige explizite Screenshots an die Freundesliste seines Freundes verschicken. Ich weiß nicht, ob ich es geschafft habe ihn davon abzuhalten oder nicht. Ich habe ihn immer wieder versucht davor zu warnen, dass es strafrechtlich relevant ist auch nur angedeutet p*gr* Material egal welcher Art zu verbreiten. Er hat gestern Abend auch mal eben eine Rechtschutzversicherung abgeschlossen, die seiner Meinung nach auch Strafrecht für nur 20 Euro im Monat mit abdeckt.
Zusammenfassend ist er fast 180° verdreht, wie ich ihn kenne.
Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Wenn ich ihm nur zuhöre und dadurch nicht auf seine Fragen antworte, wird er wütend. Aber ich werde ihn auch nicht in seinen Ansichten bestärken, u.a. weil er solche Drohungen ausspricht. Ich muss doch versuchen ihn davon abzuhalten, oder? Er erwartet nur Zustimmung und sagt ganz klar, dass ich sonst so naiv bin, wie er es früher auch mal war. Hat jemand noch eine Idee? Ich habe das Gefühl mit niemandem darüber reden zu können.
Zumindest danke ich schonmal dem Forum, dass es da ist.
Ich habe sicherlich etwas durcheinander geschrieben, bei Unklarheiten einfach nochmal nachfragen.
 
Hallo JuneGP85,

mir ist jetzt nicht ganz klar, ob du in der Nähe von deinem Bruder bist? Falls ja, würde ich wohl persönlich hinfahren. Dabei nicht auf die Wahninhalte eingehen, sondern sagen, dass du dir Sorgen um ihn machst und ihn gerne zur Notaufnahme begleiten willst.

Falls das nicht klappt, hast du eine schwierige Entscheidung zu treffen. Du kannst dich an die Polizei wenden, und ihnen erzählen, dass er offensichtlich psychotisch ist und konkrete Drohungen ausgesprochen hat. Vermutlich wird sie ihn dann Zwangseinweisen.
 
Es ist etwa 1h Fahrt. Wir sind heute morgen wieder Zuhause angekommen.

Dass er keine Hilfe möchte, hat er mir mehr als deutlich gemacht.
Bei der Thematik mit der Polizei bin ich im Zwiespalt. Du hast es gerade auch gesagt "konkrete Drohung" ist das Problem. Diese eine Drohung war noch die konkreteste und selbst die ist wohl noch nicht konkret genug.
Dementsprechend ist das Thema PsychKG noch schwer umsetzbar. Er weiß, dass er nur mit zur Behandlung freiwillig gehen, 1 Gespräch ertragen muss und dann wieder frei gehen kann. Er weiß sich nach außen hin anscheinend noch gut genug zu verkaufen. Das war das, was die Seelsorgerin mir gegenüber mitteilte. Seit dieser einen Aussage sagt/schreibt er auch immer wieder "Ist ja alles nur Spaß" oder ähnliches.

Jetzt gerade schreibt er doch wieder mit mir. Ich werde deinen Vorschlag mit den Sorgen ausdrücken probieren.
 
Neben einer Zwangseinweisung hat die Polizei auch die Möglichkeit einer sogenannten Gefährderansprache. Möglicherweise hält sie deinen Bruder von einer Straftat ab. Sie kann ihn auch klar machen, dass ihm eine Rechtsschutzversicherung bei sowas nur sehr bedingt hilft.
 
Nun June,
In aller erster Linie ist es Deine Aufgabe Dich selbst zu schützen.
Ich habe auch einen Bruder- beide eine miese Kindheit mit den entsprechenden Folgen.
Ich habe gelernt, damit umzugehen- er verweigert alle Hilfe.
Eine auch irgendwie geartete vernünftige Kommunikation ist zwischen uns nicht möglich- sollte ich auch nur ansatzweise wagen, anderer Meinung zu sein, wird es sofort laut und hochgradig unsachlich und persönlich.

Zu meinem Selbstschutz und im Sinne meiner geistig/seelischen Gesundheit musste ich leider einsehen, dass für mich ein Kontakt nicht möglich ist.
Ich denke, jeglicher Kontakt ist auch immer eine Unterstützung solchen Verhaltens- will ich das?

Niemand ist dazu verpflichtet jrman Anderes zu unterstützen- aber jeder ist sich selbst verpflichtet.
Schau für Dich, was Dir möglich ist- Deinen Bruder zu "retten" ist seine Aufgabe.
 
Er ist fremdgefährdend und das ist schwierig.
Er brauchtdringend Antipsychptika wobei viele die Standardtherapien ablehnen, da man dann unmotiviert und alles ist.

Rede du mit ihm, dass er Medikamente braucht und das es gut verträgliche wie aripiprazol gibt, damit bekommt man diese Symptome schnell weg.
Antipsychotika schänken während der Einnahme etwas ein aber das ist nur voeübergehend solange man diese einnimmt.

Versuch da am besten mit ihm zum psychiater direkt zugehen, da man aus so einem Zustand von sich aus fast unmöglich ohne tabletten herauskommt. Oder den Sozialpsycjiatrischen Dienst anrufen und dich erkundigen bevor du mit der Polizei redest, da so ein Zwang ein trauma wäre und er dir das übel nehmen würde. Besser den krankenwagen anrufen wenn er einen Schub hat wenn er so keine anstalten macht.

Ganz wichtig wäre für später die Medikamente-Empfehlung im Forum, da würdeer damit später stabil mit sehr wenig Antipsychotika auskommen, da spezielle Antidepressiva vor allem Bupropion stabilisieren können.
Vorher braucht er ein Antipsychotikum, wobei aripiprazol sehr gut wirkt und kaum nebenwirkungen hat.

Dann kannst du dich ja über die empfehlung schlau machen, wenn er so erstmal stabil ist und die medilamente absetzen will.

Schau einfacj ihn zu einem Psychiater zu bringen und rede vorher am telefon oder vor ort ohne ihn beim psychiater darüber woe es um ihn steht ohne deinen bruder das zu sagen.
 
Vielen Dank schonmal für euer Ohr. Wirklich.
Am meisten hat mich gewurmt mit niemanden in den Austausch gehen zu können.
Ich melde mich später noch mal.
 
Hm, ja schwierig, weil er so ausflippt und keine Hilfe annehmen will. Ich finde die Idee mit dem sozialpsychiatrischen Dienst ganz gut. Die haben auch Ohren.
 
Also, seit vorgestern Abend tut er mir gegenüber so, als wäre alles in Ordnung. Er gibt sich ganz normal. Aber in seinen Sprachnachrichten höre ich immernoch diesen schrillen Unterton. Nicht schreiend. Ich hoffe ihr wisst was ich meine.
Ich behalte den Kontakt und hoffe ihn dennoch begleiten zu können, und wenn notwendig rechtzeitig die Dinge mitzubekommen.
 
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