Also mir wurde die Diagnose Hebephrenie im Alter von 31 Jahren im März 2019 in einer psychiatrischen Klinik gestellt. Aufgrund der langanhaltenden und schweren Negativsymptomatik meiner hebephrenen Schizophrenie inklusive gelegentlicher Realitätsverluste stellte mein behandelnder Facharzt ein schizophrenes Residuum bei mir fest, was ein chronisches Stadium meiner diagnostizierten psychischen schweren Erkrankung bedeutet. Meine Negativsymptomatik hat sich dementsprechend bei mir chronifiziert. Mir half vor allem, dass mir mit meiner hebephrenen Schizophrenie meine beiden Renten, sprich die Berufsunfähigkeits- und Erwerbsminderungsrente, die mir zustehen bzw. zustanden, ohne Probleme bewilligt wurden. Dadurch hatte ich nicht mehr den Druck, mit dieser schweren psychischen Erkrankung arbeiten zu müssen, weil ich mit den Einkünften/Einkommen aus diesen beiden mir bewilligten Rentenarten in finanzieller Freiheit sehr gut in meiner Region leben kann. Dadurch kann ich mich komplett auf meine Genesung bzw. meinen weiteren aktuellen stabilisierten Gesundheitszustand konzentrieren. Ein lebenswertes Leben mit der Hebephrenie habe ich persönlich noch nicht ganz geschafft, weil ich noch mit meinem Schicksal hadere und manchmal noch krankheitsuneinsichtig bin. Ich will nicht zu 100 Prozent akzeptieren, dass ich mit 35 Jahren nichts mehr so richtig auf die Kette im Leben bekomme. Dass ich bereits in Frührente bin, stört mich jetzt nicht und sehe ich meinerseits als lebenswert an. Viele Menschen würden nämlich sehr gerne so früh wie möglich in Rente gehen und die restlichen Lebensjahre genießen. Von daher sehe ich anstatt nur die Nachteile meiner Schizophrenie genauso die Vorteile in Form des Krankheitsgewinnes, dass ich z.B. selbstbestimmte Zeit für meine Hobbys und andere schöne Dinge im Leben besitze. Nur habe ich keinen Plan, wie ich diesen Luxus an Zeit für mich sinnvoll nutzen kann. Im Nachhinein setzte ich zum Glück keine Kinder in die Welt, sodass ich nicht bzgl. der Kindererziehung funktionieren muss, um mein Kind oder meine Kinder zu vernünftigen, verantwortungsbewussten und intelligenten erwachsenen Menschen groß zu ziehen. Nur muss ich noch herausfinden, was ich jetzt mit meinem restlichen Leben anfangen möchte. Aktuell hilft mir Ergotherapie, Psychotherapie und Gespräche mit Freunden und Familie. Um an Lebensqualität zu gewinnen, muss aus meiner Perspektive definitiv die Akzeptanz der Diagnose respektive Erkrankung vorhanden sein, d.h. dass die Krankheitseinsicht der betroffenen Person erforderlich ist. Unter diesem Aspekt wird mithilfe von Therapien die Handlungsfähigkeit des Erkrankten wieder hergestellt oder zumindest verbessert. Dadurch ist er wieder in der Lage, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und zu entscheiden, wie das weitere eigene Leben mit den individuellen gesundheitlichen Einschränkungen, die die Krankheit mit sich bringt, verlaufen soll. Um die Lebensqualität weiter zu steigern oder ein lebenswerteres Leben zu gestalten, trägt zusätzlich der Krankheitsgewinn, den du als Betroffener aus deiner Diagnose ziehen solltest, dazu bei. Damit meine ich, dass du raus aus dem Hamsterrad bist, insofern dein behandelnder Facharzt und die DRV dich als voll erwerbsgemindert einstufen und du zusätzlich kein hohes Einkommen durch einen gut bezahlten Job benötigst, um z.B. Schulden zu tilgen, teure Hobbys zu begleichen oder deinen Nachwuchs eine gute Ausbildung zu finanzieren. Natürlich existieren noch weitere private Gegebenheiten oder Wünsche, die ein gewisses Einkommen voraussetzen. Wenn du keinen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente hast, weil du die rentenrechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllst, oder deine EM-Rente sehr niedrig ausfällt, steht dir sicherlich dieses neue Bürgergeld zu. Mit einem zusätzlichen Minijob wird unter Umständen ein gleiches Monatseinkommen erzielt als mit der vorherigen Vollzeittätigkeit. Zumindest erzählten es mir ehemalige Schulfreunde, die aktuell Bürgergeld beziehen und nebenbei einem Minijob nachgehen. Auf TikTok berichtete eine Person, dass eine 4-köpfige Familie sogar fast an die 3000 Euro Netto bei einer monatlichen Warmmiete von 1000 Euro durch das Bürgergeld zustehen. Das muss man erst einmal als Eltern oder Elternteil verdienen.
Des Weiteren bestehen bei mir immer noch die starken Negativsymptome der Hebephrenie, wie Anhedonie (Interessen- und Freudlosigkeit)
Apathie, Affektverflachung, Aufmerksamkeitsstörungen, Asozialität, Alogie, Abulie und Ambivalenz. Um ein für mich lebenswertes Leben zuführen, nehme ich mir immer kleine Tagesaufgaben vor, die für mich mit meinem Verlauf dieser Krankheit kompatibel bzw. umsetz- und lösbar sind, ohne nicht zu viel individuellen Stress ausgesetzt zu sein. Solche Aufgaben sind bei mir folgende:
- spazieren gehen
- Konzentrationsübungen aussuchen, wie z.B. Soduko, Kreuzworträtsel, Puzzles, mathematische Knobelaufgaben, etc. und diese Übungen Schritt für Schritt
durchgehen und natürlich lösen
- Bewältigungen des privaten Haushaltes, wie Wäsche waschen, Frühstück, Mittagessen und Abendbrot zubereiten, Haushaltsputz des Hauses meiner
Eltern, sprich Zimmer aufräumen, Staubwischen, Staubsaugen, glatte Böden in Küche, Bad, etc. feucht wischen (natürlich nach dem Staubsaugen),
Rasen mähen der Grünfläche auf dem elterlichen Hausgrundstück, etc.
- Neues Wissen über Themengebiete aneignen, die mich interessieren, wie über mein Krankheitsbild. Dadurch werde ich zum „Experten“ meiner eigenen
Erkrankung und kann anderen Mitmenschen durch Gespräche in Selbsthilfegruppen oder Beiträgen in verschiedenen Foren, bei denen die psychisch
schwere Erkrankung thematisiert wird und es Rund um das Thema „Schizophrenie“ geht, helfen.