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Mando
Guest
Ich frage mich, ob ich einer der wenigen bin, der glücklich mit Schizophrenie ist. Ich lese hier immer nur von Problemen und Sorgen. Von Medikamenten und Therapieen. Bin ich der einzige der die Vorteile der Erkrankung sehen kann und Schizophrenie als garnicht so schlimm wahrnimmt?
Ich mein, ich bin mittlerweile berentet. Muss mir keine Sorgen um mein tägliches Brot machen, wie alle anderen Menschen - ich sehe das ein wenig wie einen Lottojackpot. Bis ans Ende meines Lebens bekomme ich Geld von dem ich eben Leben darf. Klar es ist ziemlich wenig, aber ich bin unabhängig, muss niemanden um etwas bitten. Ich hab ein Dach über dem Kopf und genug zu essen, und wenn man sich das Geld einteilt, kann man sich auch ein wenig Luxus leisten. Dafür habe ich natürlich ab und an auch mit der Erkrankung zu kämpfen. Aber nach der x-ten Psychose ist das garnicht mehr so anstrengend. Ich hab mich daran gewöhnt, wie sich vielleicht andere Menschen an einen Rollstuhl gewöhnen müssen. Im Gegenteil manchmal bringen die Psychosen wenigstens ein wenig Action in mein Leben, alles wird ein wenig magischer und undurchsichtiger und eben dadurch spannender. Klar, es passieren auch peinliche Dinge, aber in Anbetracht, dass es sich um eine Erkrankung handelt, laste ich mir diese Fehltritte nicht zu schwer an. Die Phasen mit Negativsymptomatik hab ich mittlerweile auch gut im Griff, eben durch das Wissen, dass sie auch wieder vorbei gehen. Dann penn ich halt ein halbes Jahr mehr als üblich.
Also ich finde im Gegensatz zu schweren körperlichen Erkrankungen meine Schizophrenie mittlerweile wirklich nicht mehr so schlimm und kann damit gut leben. Der Umstand, dass ich berentet bin gibt mir Sicherheit. Sämtliche Sorgen die dann noch kommen, mach ich mir selbst. Seit einigen Jahren lass ich das Leben mit der Erkrankung einfach fließen, mach mir nicht zu viele Gedanken, und was soll ich sagen, es läuft schlicht gut.
Bin ich der einzige der relativ sorgenlos mit seiner Erkrankung umgeht? Oder ist das ein üblicher Lernschritt im Laufe der Zeit, im Laufe der Jahre, dass man Schizophrenie irgendwann als nicht so schlimm betrachtet, sich mit seinem Schicksal abfindet und dann relativ glücklich Leben kann? Ja, ich muss schon sagen, dass ich recht glücklich bin. Glücklich nicht mehr im Hamsterrad gefangen zu sein. Glücklich keinen Chef zu haben. Glücklich mich nicht um Rechnungen zu sorgen und meinen Job nicht zu verlieren. Glücklich, dass ich mir den Tag gestalten kann, wie ich möchte.
Wie sieht's bei euch aus?