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Ghosting, Psychose oder hat er mich vergessen?

vagabundin

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15 Dez. 2019
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6

Hallo,

ich bin Angehörige, Freundin und Gefährtin eines Doppeldiagnosepatienten (Sucht und Psychose).

Wir kennen uns seit 3 Jahren und so lange sind wir auch zusammen.

Mein Freund befindet sich im Substitutionsprogramm, um auf legalem Wege mit seiner Situation zurechtzukommen, was ihm meiner Meinung nach überwiegend auch gelingt: Er zeigt sich gewissenhaft in Termineinhaltung und wahrheitsgetreuen Angaben.

Was seine Psychose betrifft, gehört er wohl zu dem Drittel, von dem gesagt wird, dass es nicht mehr gesund wird, denn ihm wurde(n) 80 Prozent Schwerbehinderung attestiert und eine Betreuerin zur Seite gestellt.

Noch lebt er in einer anderen Stadt, ca. 450 km von mir entfernt. Da ihm jedoch Wohnung und Strom, bedingt durch die letzten Entgleisungen (Ausbruch Psychose + Sucht), gekündigt wurden, steht er kurz vor der Umsiedlung ins Sozialtherapeutische Wohnen, ganz in meiner Nähe (reiner Zufall – ich freue mich natürlich).

Ich möchte betonen, dass er, sofern es ihm gut geht, ein gepflegter Mensch ist, mit Manieren, einem verbliebenen Rest von Eloquenz, und, wenn es ihm sehr gut geht, Wissbegier (er interessiert sich für Geschichte und Geographie). Sein Hauptschulabschluss steht in keinem Verhältnis zu seinem Potential.

Er setzt sich für die Schwachen ein (sofern möglich) und feilt beharrlich an der Verbesserung der Welt (auch Inhalt der Psychosen der letzten drei Jahre), meist im stillen Kämmerlein, selbst eine Reise bis nach Lappland hat er deswegen unternommen.

Unsere gemeinsame große Leidenschaft ist (war?) ebenfalls das Reisen; wir sind durch so manche Stadt gestromert, in der er dann nebenbei seine Aufträge erledigt hat.

Trotz allem hatten wir immer sehr viel Spaß miteinander, von der seelischen und körperlichen Ebene ganz zu schweigen. Wir waren (sind?) uns sehr verbunden. Er hat mir stets vertraut.

Er ist mit viel Spürsinn ausgestattet, wusste oft, was in mir vorgeht, obwohl ich die Dinge mit mir selbst auszumachen pflege und dann versuche, mir nichts anmerken zu lassen.

Er hat eine perfektionistische Ader, moralisch einwandfrei zu handeln, hält er hoch.

Nun meldet sich der Mensch, von dem ich all dies annahm, nicht mehr. 3 Monate ist unser letzter Kontakt jetzt her.

Natürlich hatte ich zuerst an das Schlimmste gedacht und nach einiger Zeit seine Betreuerin erreicht. Zum einen fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich hörte, es gehe ihm derzeit sehr gut, man könne sich jetzt “ganz normal” mit ihm unterhalten. Zum anderen fühlte ich mich, als würde mir jemand das Gehirn absägen. - Warum meldet er sich nicht mehr bei mir?

Ich habe ihm in den drei Monaten 2 Kärtchen und einen Brief geschickt (ein Sich-nicht-Melden war in der Vergangenheit schon einmal vorgekommen, aber nie so lange). Und auf meine Frage, wann ich ihn besuchen kommen könne, hätte er sonst immer reagiert. Diesmal nicht.

Klares Signal oder liegen die Dinge hier anders?

Zuletzt hatte er mich an meinem Wohnort besucht, es war überhaupt nichts vorgefallen, bis auf dass er sein Antipsychotikum vergessen hatte, es war uns dann aber gelungen, das zu organisieren (am Wochenende nicht ganz einfach), obwohl die akute Psychose bereits wieder aufflammte. Während dieser Zeit war er sehr anhänglich und wir waren weit wandern. Danach ist er dann völlig erschöpft ins Bett gefallen.

In letzter Zeit fragte er zudem verstärkt, ob ich ihn auch nicht fallen ließe. – Nun lässt er mich fallen. Ich kann das überhaupt nicht deuten.

Achtung: Er hat kein Telefon mehr. (Handy sowieso nicht. Und Internet gleich gar nicht.)

Es ist so, dass er seit mindestens einem halben Jahr in seiner Wohnung ohne elektrisches Licht, ohne die Möglichkeit, sich etwas kochen zu können, sitzt. Essen holt er sich bei der Bahnhofsmission (natürlich habe ich ihm Hilfe angeboten, aber er nimmt nichts mehr an). Er läuft oft in seinem Flur auf und ab und denkt nach.

Zu seinen Familienangehörigen hat er den Kontakt wohl auch seit längerem eingestellt.

Natürlich könnte ich zu ihm fahren, aber lässt er mich dann überhaupt rein? Bin ich ihm denn überhaupt noch was wert?

Oder liegt das alles daran, dass er jetzt die Höchstdosis an Olanzapin, 20 mg, bekommt? Oder dass Olanzapin überhaupt kaum bei ihm wirkt (so war es mir in der Vergangenheit manchmal vorgekommen)?
 

Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass er sich vielleicht schämen könnte und sich deshalb nicht meldet? Es kann aber auch eine Einfärbung der Psychose dahinter stecken, dass er Misstrauen gegen sein Umfeld aufgebaut hat und sich daher abschottet. Es ist eine schwierige Situation. Hat sich denn in der Zwischenzeit etwas getan?
 

Hallo,

seine Lebenssituation zeigt ja das er ziemliche Probleme haben muss. Vielleicht hat er dich vergessen oder einfach andere Probleme die mit der Psychose zusammenhängen.

Im Grunde da er ja keine Handy / Telefon / Internet hat wird es für dich wohl Sinn machen ihn persönlich aufzusuchen. Vielleicht hat er deinen Brief vergessen oder ihm liegt das schreiben weniger.

20mg Olanzapin ist an sich trotzdem relativ viel, bei den Neuroleptika muss man auch zwischen Schaden und Wirkung abwiegen.

Hier im Forum findest du eine andere Therapiemöglichkeit die statt dem Olanzapin das Aripiprazol in kleiner Dosis anwendet und das nur etwa eine Woche im Monat. Gut das kann man auch täglich einnehmen.
Neuartig sind 2 spezielle Antidepressiva Bupropion + Citalopram wo das Bupropion einerseits die Psychose heilt und auch gegen Suchtproblemen wie Niktoninsucht hilft, ich denke das wäre einen Versuch wert und so kann man auch das Neuroleptikum in dem Fall Aripiprazol statt Olanzapin in einer relativ kleinen Dosis einnehmen.

Medikamenteempfehlung Psychose

ich denke damit könntest du ihn am Ehesten auf die Beine und zurück in die Realität helfen, wobei er dann einen Psychiater braucht der ihn das auch aufschreibt.

Von der reinen Neuroleptikabehandlung mit Olanzapin halte ich wenig, weil man da als Erkrankter sehr unter den Negativsymotomen leidet und diese hohen Dosierungen dieser Wirkstoffe auch auf Dauer schädlich sind oder sein können.
Bei Antidepressiva ist das etwas anderes, diese ermöglichen eben ganz andere Erkrankungsverläufe bei richtiger Anwendung.
Gut das wäre anhand meiner persönlichen Erfahrungen mein Ratschlag für euch. Wenn es ihm besser geht dann sollte auch die Situation sich entspannen.
 

Liebe Luna, vielen Dank für Deine Antwort und Dein Interesse! Es hat sich in der Zwischenzeit in der Tat etwas getan, ich habe eine positive Nachricht: Ich weiß nun, dass er einen Teil meiner Briefe und Kärtchen damals gar nicht bekommen hat. Und als ich dann zu ihm gefahren war, um ihn abzuholen, damit er nicht alleine den langen Weg zu seiner neuen Bleibe antreten muss, hat er sich riesig gefreut. Es war alles wie immer. Ich hatte mich völlig für umsonst fertiggemacht. Nun ist er im Sozialtherapeutischen Wohnen, was für ihn, aber auch für mich, keine optimale Situation darstellt, aber immerhin ist es beruhigend, zu wissen, dass er nun erst mal ein Dach über dem Kopf hat, was zu essen, dass er seine Kleidung waschen kann, dass jemand mehr oder weniger nach ihm schaut - und vor allem: Dass ich ihn jederzeit anrufen kann. Ich habe ihm mittlerweile ein Handy geschickt (was vorher auf Grund der nicht vorhandenen Stromversorgung schlichtweg nutzlos gewesen wäre; außerdem hatte er sein letztes entsorgt, da war ich erst etwas zögerlich - aber bis jetzt lebt es noch, was eine wahre Wohltat nach den Zeiten der völligen Kontaktlosigkeit ist). Ich bin zunächst einmal sehr froh. Auch, wenn sich bereits andeutet, dass er wieder fort will, dass er wieder (irreale) Pläne hat, dass er im Sozialtherapeutischen Wohnen auch nicht das finden kann, was er braucht.
 

Lieber Admin, tausend Dank für Deine Hinweise und Vorschläge! Dass man eine Psychose auch anders medikamentös behandeln kann als mit den üblichen Antipsychotika, höre ich hier hier zum ersten Mal. Auch, dass man mit den von Dir erwähnten Mitteln offenbar mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Das ist wirklich sehr interessant und ich wäre gespannt darauf, ob das funktioniert. DIe Ärzte im Sozialtherapeutischen Wohnen haben ihm bereits zu einem Wechsel des Medikaments (wohl Antipsychotikum) angeraten, da war er aber dagegen, weil ein früheres bei ihm nicht besonders gut gewirkt habe und er meint, mit seinem jetzigen am besten zu fahren. "Inneren Aufruhr", so nenne ich es jetzt mal, bekommt er aber trotz Olanzapin (das jetzt aber mittlerweile auf 15 mg gesenkt wurde). Wie ich ihn da überzeugen kann, es mal mit einer ganz anderen Medimanentenkombi zu probieren, weiß ich auch nicht, ich hoffe immer noch auf den Psychiater / Neurologen, der nicht lange fackelt und einfach macht, zugleich aber auch von Anfang an so vertrauenerweckend ist, dass er gar nicht anders kann, als diesen Weg zu gehen.
 

Hallo Vagabubundin,

toll, dass ihr wieder vereint seid
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das freut mich sehr. Und auch dass dein Freund jetzt in einer Wohnung mit Strom wohnt. Ich wünsche euch beiden alles gute.

Lieber Admin, ich habe mal eine Frage zu deiner Medikamentenempfehlung. Bei meiner ersten Psychose bekam ich Abilify und hatte davon Dyskinesien, Schlundkrämpfe und Sehstörungen. Also leider das volle Programm. Gibt es denn bei deiner Medikamentenempfehlung auch eine Alternative zu Abilify?

Ich habe in einem anderen Thread gelesen, dass es dir zwischenzeitlich ohne Medikamente maximal ein Jahr gut ging. Das ist doch aber eine lange Zeit. Woher wusstest du dann, dass die jetzige Dosis richtig ist und nicht vielleicht mehr als nötig? Hast du mit weniger Medis aber nicht ganz ohne auch Symptome bekommen oder wie war das?

Danke für deine Antwort und viele Grüße
 

Naja ich hab das schon Jahre vorher mit dem normalen Absetzen ausprobiert. Etwa 10 Absetzversuche vielleicht, da ich ständig am reduzieren war.

Mir brachte das wenig außer das ich geistig vielleicht produktiver war und meine Symptome besser zuordnen / verarbeiten konnte.

Du hattest Abilify in vermutlich hoher Dosierung? Die Empfehlung bezieht sich auf 5-10mg Bedarf für etwa eine Woche im Monat am Stück, was an sich sehr wenig ist.
Die Nebenwirkungen die du beschreibst können ebenso Dosierungsabhängig sein, also von daher würde ich an deiner Stelle das mit einer Mini-Dosis Abilify einem anderen Neuroleptikum vorerst vorziehen.

Alternativ gibt es eine Reihe von Neuroleptika, das Problem dabei sind die Wechselwirkungen mit den Antidepressiva die ich dir dann schwer vorhersagen kann ob das überhaupt funktioniert und in welche Richtung die Nebenwirkungen gehen können.

Bupropion+Citalopram (Antidepressiva) finde ich eben als dringend Notwendig und sehe keine Alternative derzeit dazu. Vermutlich wirken diese zusammen mit dem Abilify (Mini Dosis) auch gegen die von dir beschriebenen Nebenwirkungen. Also an sich würde ich das erstmal wie in der Empfehlung von mir probieren und dann kannst du immer noch das Neuroleptikum austauschen falls die damaligen Nebenwirkungen auftreten sollten.
Ich sehe das Risiko das diese überhaupt wiederkommen bei der Zusammenstellung als unwahrscheinlich an, also das Bupropion wirkt diesen Nebenwirkungen entgegen was du vielleicht mit Akineton vergleichen kannst was man üblicherweise bei den Nebenwirkungen die du beschreibst bekommt.
 

Liebe Luna,

vielen Dank!
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Leider hat mein Freund noch keine eigene Wohnung, sondern wohnt nun erst mal in einem "Therapiezentrum" für Doppeldiagnosen, was meiner Meinung nach aber überhaupt nichts bringt. Natürlich, er konnte nun seine Mangelernährung etwas ausgleichen, weil er endlich normal zu essen bekommt. Aber ich habe den Eindruck, dass es ihm psychisch schlechter geht. Er ist jedenfalls eher lethargisch, redet nicht viel, begeistert sich nicht mehr so richtig für etwas. Immer, wenn ich ihn anrufe und frage, was er macht, sagt er, dass er nachdenken würde. Das bereitet mir ein bißchen Sorge, weil ich weiß, dass Nachdenken immer zu einem Plan führt, der ihn dann meist in die nächste, meist auch finanzielle Katastrophe stürzt. Wenn er den Regeln des Therapiezentrums nicht nachkommt, plötzlich verschwinden sollte, würde er offiziell obdachlos sein.

Vielleicht kann ich einen geeigneten Psychiater (oder vielleicht sogar einfach "nur" einen Neurologen?) für ihn in unserer Nähe finden, der ihm die von Admin empfohlene Medikamentenkombi aufschreibt. Wie gesagt - ich weiß noch nicht, wie ich ihn dazu überreden soll, aber irgendeiner muss ja mal damit anfangen.

Lieber Admin, kannst Du mir vielleicht einen Psychiater / Neurologen nennen, der genau so was aufschreibt? Gibt es da vielleicht eine Art "bundesweite Liste"?

Und hältst Du eine begleitende Psychotherapie, wie online öfter anempfohlen, für überflüssig? Denn dann kann man sich das ja gleich sparen. Seitdem ich gesehen habe, wie mit ihm "gearbeitet" wird, stehe ich nämlich eigentlich allem, was nicht auf die direkte Veränderung der Hirnchemie abzielt, insbesondere bei Psychosen, immer skeptischer gegenüber, auch wenn derzeit dafür gekämpft wird, Psychotherapien bei Psychosen kassentauglich zu machen.

Leider kann ich mich nicht an das Zentrum, in dem er nun behandelt wird, wenden, da sich keiner dort, wie auch in den Psychiatrien, für Angehörigen-Eindrücke interessiert.
 

Ich habe übrigens gerade online das Buch von Klaus Gauger gelesen:

https://books.google.de/books?id=vM5JDwAAQBAJ&pg=PT43&lpg=PT43&dq=als+schizophrener+partnersuche+schwer&source=bl&ots=73YEcNW3EM&sig=ACfU3U2HQsYOpGCig5iZ-kBQ8FQGYSsroA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj0s6y34ODoAhUEycQBHQToBV4Q6AEwCnoECAwQLw#v=onepage&q=als%20schizophrener%20partnersuche%20schwer&f=false

Leider fehlen die entscheidenden Seiten und ich müsste es mir erst bestellen.

Weiß einer von Euch vielleicht, was er bekommen hat, dass es am Ende doch noch gut bei ihm wurde?
 

@vagabundin ,

Das sollte an sich jeder Psychiater können. Da müsstest du mit jemanden deines Vertrauens sprechen, also einen Psychiater suchen mit dem du darüber reden kannst. Meine Erfahrungen sind da auch unterschiedlich.

Neurologen sind weniger vertraut mit Psychosen von daher gehen diese weniger über die Standardverordnungen hinaus, also besser einen Psychiater suchen.
Gibt im Internet so Bewertungsportale von Ärzten, wo du schauen kannst wie diese bewertet werden(subjektiv).
 

Man muss als Erkrankte/r leider sehen wo man bleibt. Ist schwierig weil die Pharmaindustrie die medizinischen Leitlinien aufstellen und für solche Möglichkeiten da kein Platz ist. Mit den Ärzten selbst kann man normal reden und die sehen es ja dann auch was einen gut tut.
 
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