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Antidepressiva: Medikamente und Gewalt

Maggi

Administrator

Antidepressiva können aggressiv machen​


Dass gerade bei Psychopharmaka oder anderen psychoaktiven Medikamenten auch viele negative Auswirkungen auf das Verhalten zu vermuten sind, liegt auf der Hand. Dass ihre Einnahme Aggressionen auslösen kann, ist etwa bei Antidepressiva wie Prozac oder Ritalin bekannt. Systematisch untersucht auf ihre Auswirkung auf Gewalt wurden Medikamente und Medikamentengruppen aber noch nicht

Nun haben US-Wissenschaftler vom Institute for Safe Medication Practices in einer Studie, die im Open Access Journal PLoS One erschienen ist, Daten der für Medikamente zuständigen Behörde FDA ausgewertet und bei 31 Medikamenten von insgesamt 484 untersuchten Medikamenten festgestellt, dass sie ungewöhnlich oft mit Berichten von Gewalt gegen andere verbunden sind. Das bedeutet zwar nicht, dass diese Medikamente direkt Gewalt verursachen, es könnte jedoch einen Zusammenhang geben.

31 der in einem Zeitraum von 69 Monaten insgesamt 464 evaluierten Medikamente waren mit 79 Prozent der Gewaltfälle verbunden, darunter 11 Antidepressiva, 3 Medikamente zur Behandlung des Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS/ADHD), 5 Beruhigungsmittel und Vareniclin, das als Nikotinentwöhnungsmittel dient. Dessen Wirkstoff wird unter dem Namen Champix vertrieben, zahlreiche Nebenwirkungen sind bekannt, darunter auch Suizidalität und Aggressivität, die FDA hat deshalb für diese Substanz einen Warnhinweis veröffentlicht. Vareniclin ist auch nach dieser Studie höchst bedenklich und steht an der Spitze. Ein Fünftel der Berichte über Gewalt ist mit diesem Wirkstoff verbunden, damit ist die Neigung zur Gewalt um das 18-Fache höher als bei den anderen Medikamenten. Bupropion (in Deutschland gehandelt als Elontril), bei dem es eine geringe Verbindung zur Gewalt gibt, wird zwar auch zur Raucherentwöhnung eingesetzt, ist aber vor allem ein Antidepressivum.

Verbindungen zur Gewalt gibt es bei allen Antidepressiva, allen voran bei Fluoxetin (Prozac) mit einer mehr als zehnmal so hohen Wahrscheinlichkeit, an dritter Stelle liegt Paroxetin. Bei allen Antidepressiva ist eine Verbindung zur Gewalt 8,4-fach wahrscheinlicher als bei allen anderen psychoaktiven Medikamenten. Eine hohe Wahrscheinlichkeit liegt auch bei Amphetaminen wie Atomexitin (Strattera) und Methylphenidat (Ritalin) vor, die zur Behandlung von ADHD verwendet werden und ein 9- bzw. 3,4-fach höheres Risiko der Verbindung zur Gewalt aufweisen. Von den psychoaktiven Medikamenten wären noch die Schlafmittel Triazolam (Halcion) mit einem 8,7-fach und Zolpidem mit einem 6,7-fach erhöhten Risiko zu nennen. Unter den nicht-psychoaktiven Medikamenten fiel Mefloquin (Lariam), das zur Prophylaxe und Behandlung von Malaria dient, mit einem 9,5-fachen Risiko auf.

(Quelle mit weiteren Linkverweisen zu Studien, Tabellen etc.: “Medikamente und Gewalt” in telepolis 12.01.2011)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es scheint, als ob besonders SSRI's wie Fluoxetin und Paroxetin aggressiv machen, was mit der Serotoninwirkung in Verbindung gebracht werden kann.
Noradreanlin-Wiederaufnahmehemmer reduzieren meiner Meinung nach eher das Risiko für Aggressionen, da ich damals bei Absetzpsychosen erstmals mit Duloxetin einem SSNRI Erfolge bezüglich der Reizbarkeit hatte. Bupropion (SNDRI oder NDRI) welches durch geringe Verbindungen zu Gewalt auffällt, wirkt auf das Noradrenalin, zusätzlich auf das Dopamin und hat keine Serotoninwirkung. Das passt auch zu meinen Erfahrungen, mit Bupropion bestätigt, dass die Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung eher günstig ist.

Zu bedenken gibt, dass Atomoxetin (Strattera) und Methylphenidat (Ritalin) auch ein relativ hohes Gewaltrisiko haben, wobei man sich die Studien dazu genauer anschauen müsste. Atomoxetin ist ein SNRI oder NARI genannt, wirkt also selektiv auf Noradrenalin als Wiederaufnahmehemmer, müsste also das Gewaltrisiko eher senken, wobei man bedenken muss, dass dieser Wirkstoff eher in der ADHS Behandlung verwendet wird, wo Patienten von der Grunderkrankung aus ein etwas höheres Gewaltrisiko haben. Methylphenidat wäre kein Antidepressivum und wirkt etwas anders stark auf Dopamin auch auf Noradrenalin, da müsste man sich das getrennt voneinander ansehen welches dieser Medikamente mit dem 9 bzw. 3,4 Fachen Gewaltrisiko in Verbindung gebracht wird und welche Grunderkrankungen zugrunde liegen.

Vor diesem Gesichtspunkt sind die amphetaminähnlichen Wirkstoffe, was das Gewaltrisiko angeht, womöglich sogar Gewalt reduzierend, wenn man die Grunderkrankungen mit einbezieht.

Dies bedeutet, dass bei Depressionen SSRI's vielleicht ein zusätzliches Risiko für Gewalt oder auch innere Unruhe ergeben, was die Serotoninwirkung begünstigt und insofern SSNRIs mit Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmung wie Duloxetin oder Venlafaxin günstiger sind wobei bei den SSNRIs das Verhältnis der Wirkung zwischen Noradreanlin und Serotonin eine wichtige Rolle spielt, diese sollte eher aufs Noradrealin verteilt sein also fällt Venlafaxin theoretisch weg bzw. hat ein ungünstiges Wirkverhältnis trotz der starken antidepressiven Wirkung.


Hier eine ergänzende Veranschaulichung vom Wirkverhältnis:
Code:
   Serotonin (5-HT)       Noradrenalin (NA)

   Venlafaxin
   |--------------------|---

   Duloxetin
   |--------------|-------

   Milnacipran
   |---------|---------

   Levomilnacipran
   |-------|--------------
Venlafaxin: Wirkverhältnis Serotonin zu Noradrenalin: ca. 30:1 bei niedrigen Dosierungen.
Duloxetin: Wirkverhältnis Serotonin zu Noradrenalin: ca. 10:1.
Milnacipran: Wirkverhältnis Serotonin zu Noradrenalin: ca. 1:1
Levomilnacipran
: Wirkverhältnis Serotonin zu Noradrenalin: ca. 1:2

Zusammenfassung

  • Mehr serotonerge Wirkung: Venlafaxin, Duloxetin
  • Ausgewogene Wirkung: Milnacipran
  • Mehr noradrenerge Wirkung: Levomilnacipran

Ergänzend: Die Unterschiede in den Wirkverhältnissen beeinflussen:
  • Nebenwirkungsprofil: Mehr serotonerge Wirkung kann zu Übelkeit oder sexuellen Dysfunktionen führen, während mehr noradrenerge Wirkung zu Blutdruckanstieg oder Herzklopfen führen kann.
  • Therapeutische Effekte: Noradrenerg betonte SNRIs können bei Antriebsmangel effektiver sein, während serotonerg betonte SNRIs bei Angststörungen besser wirken können.



SNDRI / NDRI Antidepressivum (Wirkstoffe, die auch bei Psychose infrage kommen)
Bupropion wirkt auf Noradrenalin zu Dopamin als Wiederaufnahmehemmer und hat keine nennenswerte Serotoninwirkung, was auch zeigt, dass das Gewaltpotential eher bei der Serotoninkomponente der anderen Antidepressiva liegt


Literatur:
Bupropion
ist ein Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI), der die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin hemmt. Das Wirkverhältnis von Bupropion ist dabei stärker auf Dopamin ausgerichtet als auf Noradrenalin.

Wirkverhältnis von Bupropion:

  • Dopamin: Stärkere Hemmung der Wiederaufnahme.
  • Noradrenalin: Schwächere Hemmung im Vergleich zu Dopamin.

Vergleichbare Wirkstoffe:

Es gibt einige andere Wirkstoffe, die ebenfalls auf die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin abzielen:

  1. Methylphenidat:
    • Wirkverhältnis: Hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin, wobei die Wirkung auf Dopamin stärker ist.
    • Verwendung: Häufig zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie eingesetzt
      .
  2. Dexmethylphenidat:
    • Wirkverhältnis: Ähnlich wie Methylphenidat, aber potenter.
    • Verwendung: Auch zur Behandlung von ADHS.
  3. Atomoxetin:
    • Wirkverhältnis: Primär ein Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, mit minimaler Wirkung auf Dopamin.
    • Verwendung: Zur Behandlung von ADHS.
  4. Modafinil:
    • Wirkverhältnis: Erhöht die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin durch Hemmung ihrer Wiederaufnahme.
    • Verwendung: Zur Behandlung von Narkolepsie und anderen Schlafstörungen.

Zusammenfassung:

  • Bupropion: Stärkere Wirkung auf Dopamin als auf Noradrenalin.
  • Vergleichbare Wirkstoffe: Methylphenidat, Dexmethylphenidat, Atomoxetin, Modafinil.
_________


Ergänzend:
Bupropion kann man gut mit SSRI's wie Citalopram kombinieren, was gegebenenfalls Nebenwirkungen reduziert und geeigneter ist als ein SSNRI wie Duloxetin zu verwenden wo das Wirkverhältnis von Noradreanlin zu Serotonin bereits im Wirkstoff oder Medikament festgelet ist.

Bei Kombinationen von Wirkstoffen sollte sich die Verstoffwechslung geachtet werden, die im Idealfall sich von den anderen Wirkstoffen, die man hat, unterscheidet um Wechselwirkungen von der veränderung der Blutspiegel der einzelnen Wirkstoffe her zu vermeiden:


Literatur:

Verstoffwechslung von Antidepressiva:

  1. Cytochrom-P450-Enzyme (CYP450):
    • CYP2D6: Viele Antidepressiva, wie Fluoxetin, Paroxetin, Duloxetin und Bupropion, werden über dieses Enzym verstoffwechselt. Variationen in der Aktivität dieses Enzyms können die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil beeinflussen.
    • CYP3A4: Dieses Enzym spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verstoffwechslung vieler Medikamente, einschließlich einiger Antidepressiva.
    • CYP2C19: Einige Antidepressiva, wie Citalopram und Escitalopram, werden über dieses Enzym verstoffwechselt.
  2. Pharmakokinetische Interaktionen:
    • Inhibitoren: Medikamente, die CYP450-Enzyme hemmen, können die Plasmaspiegel von Antidepressiva erhöhen, was zu verstärkten Nebenwirkungen führen kann. Beispiele sind Fluoxetin und Paroxetin, die starke CYP2D6-Inhibitoren sind.
    • Induktoren: Medikamente, die CYP450-Enzyme induzieren, können die Plasmaspiegel von Antidepressiva senken, was deren Wirksamkeit verringern kann. Beispiele sind Rifampicin und Johanniskraut.
  3. Pharmakodynamische Interaktionen:
    • Serotonin-Syndrom: Die Kombination von Antidepressiva, die den Serotoninspiegel erhöhen, kann zu einem gefährlichen Anstieg des Serotonins führen. Symptome sind Unruhe, Verwirrtheit, Schwitzen, Zittern und Krampfanfälle.
    • QT-Zeitverlängerung: Einige Antidepressiva können das QT-Intervall im EKG verlängern, was zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen kann. Kombinationen mit anderen QT-verlängernden Medikamenten sollten vermieden werden.

Kombinationen von Antidepressiva:

  1. MAO-Hemmer + SSRI/SNRI: Diese Kombination sollte vermieden werden, da sie das Risiko für ein Serotonin-Syndrom erheblich erhöht.
  2. Gering dosierte TZA: wie Trimipramin-Tropfen können ergänzend bei Schlafstörungen günstig sein.
  3. NARI + SSRI + TZA(geringe Dosis): Bupropion + Citalopram + Trimipramin (Tropfen) kann bei Psychosen nützlich sein.

Wichtige Hinweise:

  • Therapeutisches Drug Monitoring: Regelmäßige Überwachung der Plasmaspiegel kann helfen, die richtige Dosierung zu finden und Nebenwirkungen zu minimieren.
  • Patientenaufklärung: Informiere Patienten über mögliche Wechselwirkungen und Symptome, auf die sie achten sollten.
  • Kombinationen mit TZA: Trizyklika und Tetrazyklika (wie Mirtazapin) können den Blutspiegel der Wirkstoffe deutlich verändern. Es ist wichtig, wachsam zu sein, insbesondere hinsichtlich der Verstoffwechslung. Die Verstoffwechslung sollte sich vom kombinierten Medikament unterscheiden, oder das TZA sollte nur in geringer Dosis und mit Überwachung der Plasmaspiegel eingesetzt werden.
 
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