Olfaktorische Halluzinationen bei Schizophrenie
Die Illusion des Geruchs – wenn die Nase täuscht
Was sind olfaktorische Halluzinationen?
Olfaktorische Halluzinationen beschreiben die
Wahrnehmung von Gerüchen, die nicht vorhanden sind. Betroffene riechen etwa Rauch, Gas, Fäulnis oder Parfüm – obwohl keine tatsächliche Quelle existiert. Im Rahmen der Schizophrenie treten sie seltener auf als auditive oder visuelle Halluzinationen, gelten aber als besonders irritierend und können große psychische Belastung auslösen.
Typische Geruchswahrnehmungen
Kategorie | Beispiele | Wirkung auf Betroffene |
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Unangenehme Gerüche | Fäulnis, Verwesung, Schweiß, Benzin | Angst, Ekel, Rückzugsverhalten |
Bedrohliche Gerüche | Gas, Rauch, Feuer | Panik, Verunsicherung, Fluchtverhalten |
Angenehme Gerüche | Blumen, Parfüm, Süßigkeiten | Euphorie oder spirituelle Assoziationen |

In manchen Fällen sind die Halluzinationen
mit Wahninhalten verknüpft – z. B. die Überzeugung, vergiftet zu werden oder von unsichtbaren Kräften beeinflusst zu sein.
Neurobiologische Hintergründe
Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig entschlüsselt, aber zentral beteiligt sind:
- Primärer olfaktorischer Cortex im Temporallappen
- Dopamin- und Glutamat-Ungleichgewichte
- Thalamus als Reizfilter
- Amygdala bei emotionaler Bewertung der Gerüche

Die Geruchswahrnehmung ist direkt mit dem
Limbischen System verknüpft – dem Zentrum für Emotionen und Gedächtnis. Deshalb sind diese Halluzinationen oft besonders
emotional intensiv.
Auswirkungen im Alltag
- Misstrauen gegenüber Umgebung (z. B. „Jemand will mich vergasen“)
- Vermeidungsverhalten (Zimmer lüften, Raum wechseln, Desinfizieren)
- Überhöhte Körperwahrnehmung („Ich rieche schlecht“, „Etwas fault in mir“)
- Häufiger sozialer Rückzug und Schamgefühle
Therapieansätze
1. Medikamentös
- Antipsychotika
- Anpassung je nach Reizintensität und Wahnkomponente
2. Psychotherapie
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT-p) zur Realitätsprüfung
- Expositionsübungen in geruchsneutraler Umgebung
- Entkatastrophisierung – z. B. durch Geruchstagebücher
3. Kreative und unterstützende Methoden
- Kunst- und Musiktherapie zur Emotionsverarbeitung
- Geruchsretraining: bewusste Auseinandersetzung mit echten Düften
- Achtsamkeit & Biofeedback zur Reizmodulation
Fazit
Olfaktorische Halluzinationen bei Schizophrenie sind mehr als nur „Einbildung von Gerüchen“ – sie sind
komplexe neuropsychologische Phänomene, die tiefe Einblicke in das Zusammenspiel von Sinneseindruck und psychischer Realität bieten.

Eine frühe Erkennung und ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.