Langzeitwirkung auf kognitive Remission
Der Begriff „kognitive Remission“ beschreibt bei Schizophrenie das nachhaltige Zurückgehen von kognitiven Defiziten auf ein Funktionsniveau, das Alltag und soziale Teilhabe wieder erheblich erleichtert. Zu den Kernbereichen zählen Arbeitsgedächtnis, exekutive Funktionen, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und verbales Lernen.
Roffman et al. zeigten in einer 16-wöchigen Studie mit 2 mg Folat plus 400 µg B12 täglich eine signifikante Verbesserung der exekutiven Kontrolle und des verbalen Gedächtnisses bei chronisch Kranken
[1]. Solche Effekte innerhalb weniger Monate deuten darauf hin, dass eine längere Supplementationsdauer potenziell zu einer noch stabileren Remission führen kann.
Langfristige, placebokontrollierte Studien über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr liegen jedoch bislang kaum vor. Dieser Mangel erschwert eine abschließende Einschätzung, ob Folsäure allein oder als Methylfolat über lange Zeiträume die kognitive Remission aufrechterhält oder weiter ausbaut.
Hinweise aus der Altersforschung lassen aber positive Rückschlüsse zu: In zwei randomisierten, doppelblinden Studien erhielten gesunde Probanden im Alter von 50–70 Jahren über drei Jahre täglich 800 µg Folsäure. Verglichen mit Placebo verbesserten sich ihre Gedächtnisleistungen, Informationsverarbeitung und sensorimotorische Geschwindigkeit signifikant
[2][3]. Diese Effekte korrelierten mit einer um 26 % gesenkten Homocysteinkonzentration und einer um über 500 % erhöhten Serum-Folat-Spiegel.
Extrapoliert man diese Befunde auf Schizophreniepatienten, könnte eine langfristige Folsäure- oder Methylfolat-Gabe Stabilität im Methylierungszyklus schaffen, neurotoxische Homocysteinspitzen vermeiden und so kognitive Nettoeinnahmen über Monate und Jahre sichern. Für definitive Aussagen sind jedoch gezielte Langzeit-RCTs erforderlich, bei denen Genotyp (z. B. MTHFR-Status), Endpunkte (kognitive Batterien, Alltagsfunktion) und Supplement-Form (Folsäure vs. 5-MTHF) systematisch variiert werden.