Erläuterungen zu den Rezeptoren und ihren Rollen
- D2 (Dopamin D2-Rezeptor):
- Antagonismus an D2-Rezeptoren ist zentral für die antipsychotische Wirkung.
- Typische Antipsychotika wie Haloperidol haben eine hohe Affinität zu D2.
- D3 (Dopamin D3-Rezeptor):
- Beteiligung an kognitiven und emotionalen Funktionen.
- Cariprazin hat eine sehr hohe Affinität zu D3, was zur Verbesserung von Negativsymptomen beitragen kann.
- 5-HT2A (Serotonin 2A-Rezeptor):
- Antagonismus an 5-HT2A-Rezeptoren kann extrapyramidale Symptome (EPS) reduzieren.
- Atypische Antipsychotika haben meist eine höhere Affinität zu 5-HT2A als typische.
- 5-HT1A (Serotonin 1A-Rezeptor):
- Agonismus oder partieller Agonismus kann antidepressive und anxiolytische Wirkungen vermitteln.
- Aripiprazol, Brexpiprazol und Ziprasidon wirken als (partielle) Agonisten an 5-HT1A
- D4 (Dopamin D4-Rezeptor):
- Beteiligung an Aufmerksamkeit und Kognition.
- Clozapin hat eine hohe Affinität zu D4.
- Muskarinische Rezeptoren (mAChR):
- Antagonismus kann zu anticholinergen Nebenwirkungen führen (z.B. Mundtrockenheit, Obstipation).
- Clozapin und Olanzapin haben eine hohe Affinität.
- Histamin H1-Rezeptoren:
- Antagonismus führt zu Sedierung und Gewichtszunahme.
- Olanzapin, Clozapin und Quetiapin haben eine hohe Affinität.
- Alpha-1-Adrenozeptoren:
- Antagonismus kann zu orthostatischer Hypotonie führen.
- Viele Antipsychotika haben eine Affinität, was Schwindel verursachen kann.
Erläuterungen zu den einzelnen Medikamenten:
- Aripiprazol:
- D2: Sehr hohe Affinität (pKi ≈ 9.5), wirkt als Partialagonist.
- D3: Hohe Affinität, Partialagonist.
- 5-HT1A: Moderate Affinität, Partialagonist.
- 5-HT2A: Moderate Affinität, Antagonist.
- Klinische Bedeutung: Wirksam bei Positiv- und Negativsymptomen, geringes Risiko für EPS und Prolaktinerhöhung.
- Brexpiprazol:
- Ähnlich zu Aripiprazol, aber mit etwas geringerer intrinsischer Aktivität am D2-Rezeptor, was zu besserer Verträglichkeit führen kann.
- Cariprazin:
- D2 und D3: Sehr hohe Affinität, Partialagonist, besonders hohe Affinität zu D3.
- Wirksam bei Negativsymptomen aufgrund der D3-Wirkung.
- D2 und D3: Sehr hohe Affinität, Partialagonist, besonders hohe Affinität zu D3.
- Ziprasidon:
- D2: Hohe Affinität, Antagonist.
- 5-HT2A: Hohe Affinität, Antagonist.
- 5-HT1A: Moderate Affinität, Agonist.
- Zusätzlich Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin.
- Risperidon & Paliperidon:
- D2: Hohe Affinität, Antagonist.
- 5-HT2A: Hohe Affinität, Antagonist.
- Prolaktinerhöhung möglich, höheres Risiko für EPS bei höheren Dosen.
- Quetiapin:
- D2 und 5-HT2A: Moderate Affinität, Antagonist.
- Histamin H1: Hohe Affinität, Antagonist.
- 5-HT1A: Niedrige Affinität, Partialagonist(über Norquetiapin).
- Sedierend, nützlich bei Schlafstörungen. Antidepressiv, geringes EPS-Risiko, aber Gewichtszunahme möglich.
- Lurasidon:
- D2 und 5-HT2A: Hohe Affinität, Antagonist.
- 5-HT1A: Moderate Affinität, Partialagonist.
- 5-HT7: Hohe Affinität, Antagonist.
- Wirksam bei Positiv- und Negativsymptomen, verbessert kognitive Funktionen. Geringes metabolisches Risiko.
- Amisulprid:
- D2: Sehr hohe Affinität, Antagonist.
- Selektivfür D2/D3-Rezeptoren.
- Wirksam bei Negativsymptomen in niedrigen Dosen.
- Clozapin:
- Breites Rezeptorprofilmit Affinität zu D4, 5-HT2A, muskarinischen und Histamin-H1-Rezeptoren.
- Hohe Wirksamkeit bei therapieresistenter Schizophrenie.
- Nebenwirkungen: Agranulozytose-Risiko, Sedierung, Gewichtszunahme.
- Breites Rezeptorprofilmit Affinität zu D4, 5-HT2A, muskarinischen und Histamin-H1-Rezeptoren.
- Haloperidol & Flupentixol:
- D2: Sehr hohe Affinität, Antagonisten.
- Hohes Risiko für EPS.
- Flupentixol hat zusätzliche aktivierende Eigenschaften.
- D2: Sehr hohe Affinität, Antagonisten.
Tabelle der Rezeptorbindungsprofile
Basierend auf den verfügbaren Datenbanken und Studien (PDSP Ki Database, IUPHAR/BPS Guide to PHARMACOLOGY, DrugBank).Hinweise:
- Affinitätsskala basierend auf pKi-Werten:
- Sehr hohe Affinität: pKi ≥ 9 (Ki ≤ 1 nM)
- Hohe Affinität: pKi 8–8,9 (Ki ≈ 1–10 nM)
- Moderate Affinität: pKi 7–7,9 (Ki ≈ 10–100 nM)
- Niedrige Affinität: pKi 6–6,9 (Ki ≈ 100–1000 nM)
- Sehr niedrige Affinität: pKi < 6 (Ki > 1000 nM)
- Darstellung der Affinität mit Pluszeichen:
- ++++ : Sehr hohe Affinität
- +++ : Hohe Affinität
- ++ : Moderate Affinität
- + : Niedrige Affinität
- - : Sehr niedrige oder keine Affinität
- (Agonist): Aktiviert den Rezeptor
- (Partialagonist): Teilweise Aktivierung des Rezeptors
- (Antagonist) wird nicht extra gekennzeichnet, da dies der Standardmechanismus ist
Wichtige Hinweise:
- Datenvariabilität: Die genauen pKi-Werte können je nach Studie und Messmethode variieren. Die hier präsentierten Daten basieren auf den besten verfügbaren Informationen aus renommierten Quellen.
- Wirkungsweise beachten: Die therapeutische Wirkung und das Nebenwirkungsprofil hängen nicht nur von der Affinität ab, sondern auch von der Wirkungsweise (Agonist, Partialagonist, Antagonist) und dem Rezeptorprofil.
- Klinische Anwendung: Die Wahl des Antipsychotikums sollte immer individuell erfolgen und in Absprache mit einem Facharzt basieren, unter Berücksichtigung von Wirksamkeit, Verträglichkeit und möglichen Nebenwirkungen.
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