Psychose nach Mischkonsum

Hallo zusammen,

also erstmal vielen lieben Dank für die Antworten, ich hätte gedacht das dauert viel länger. Eure Meinungen bedeuten mir viel und ich habe die Kommentare intensiv durchgelesen.

Die Sache bei mir ist, dass mir mit 26 eine Bipolare Störung diagnostiziert wurde. Was auch hinkommt - ich habe schon seit der Pubertät ein Leben mit teilweise extremen Gefühlsschwankungen hinter mir. Vor allem wenn ich depressiv war habe ich mich auch immer zu Mitteln wie Alkohol oder auch Drogen geradezu hingezogen gefühlt. Oft habe ich auch gefährliche Dinge getan und Sachen ausprobiert - willkommen im Leben eines Bipolaren.

Zu dieser Zeit hatte ich meine wildesten Phasen eigentlich schon hinter mir, ich war damals um die 30. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt sehr depressiv, war frustriert und in einem sehr dunklen Tunnel. Und irgendwie bin ich mental dann wieder in irgendeine Wildheit hineingeraten, die schon immer ungesund war. Das ist dann eine Art Rausch in der alles egal ist und alles was extrem ist nicht extrem genug sein kann. Und somit habe ich mir dann dieses Drogenpaket gegönnt - wofür ich mich extrem auch schäme weil ich eigentlich schon damals zu alt dazu war. Aber ich kannte eben noch von früher einen bestimmten Freundeskreis von dem ich wusste, das auf Parties es immer Drogen gibt und in solchen hochdepressiven Phasen fühle ich mich noch heute von Betäubungsmitteln jeder Art angezogen.

Ich habe aber danach nie wieder Drogen genommen - das war mir eine Lehre, auch dass ich zu alt für den Kram bin.

Es ist nicht so, dass mein Leben unerfolgreich bin. Ich arbeite als Programmierer in einer recht großen Firma. Meine Exzesse habe ich von der Drogenbank mehr ins Arbeitsleben mitgenommen, arbeite teilweise 16 oder 17 Stunden, stürze mich dann in den Sport. Aber es kommt mir so vor, dass mein Leben ein ständiger Drahtseilakt ist - schon fast eine Art Film. Ich habe heute mit Derealisationssymptomen zu kämpfen, auch Depersonifizierungs-Symptomen. Manchmal erkenne ich in Gegenständen Gesichter oder Fratzen... un dann habe ich ANgst in irgendeine Horrorwelt abzudriften - trotz allem ist meine Intelligenz und i.A. auch meine Konzentration nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil, meine Arbeit lenkt mich von meinen seelischen Problemen ab. An manchen Tagen bin ich komplett depressiv, an manchen schwer manisch, habe kreative Schübe, Größenideen und (so ehrlich will hier sein) auch einen sehr hohen Sexualtrieb.

Das Gefühl aber "nicht hier zu sein" oder dass sich die Realität mit der Phantasie vermischt habe ich erst seit diesem schweren Ausbruch von dem ich oben erzählt habe. Ich bin intelligent genug zu erkennen, dass ich schon irgendwie in der Psychose drinnen bin, aber auch dann wiederum nicht so sehr, dass ich nicht Herr meiner selbst bin und das alles nicht rational reflektieren kann. Ich habe ein sehr zahlenlastiges mathematisches Studium absolviert was denke ich in diesem Fall nützlich ist. Auch kann ich durchaus komplizierte und fordernde Aufgaben im Job übernehmen. Es ist nicht alles schlecht :)

Es ist irgendwie alles kein Hü und kein Hott. Irgendwie drinnen und auch wieder nicht. Es sind Fliehkräfte, die dabei entstehen, die nicht lustig sind. Ich mache sehr viel Sport und auch Meditation um mir die nötige Ruhe zu geben, setze mir Ziele, die ich erreichen kann.

Zusammengefasst: Ich bin irgendwie psychotisch und auch irgendwie nicht. Voll ausgeprägt ist die Symptomatik nicht, aber gewisse Symptomen wie diese Gesichter oder Fratzen aus Gegenständen sind da. Teilweise auch das Gefühl das Leben ist ein Film, die Derealisation usw. usf. - ich habe aber volle Krankheitseinsicht, keinen Realitätsverlust - keine Stimmen, keine Paranoia, keine Halluzinationen. Zudem sind meine bipolaren Symptome sehr schlimm im AUgenblick - schwere manische Züge und tiefe Täle wechseln sich sehr stark ab im Augenblick.

Als Medikation nehme ich Perazin und Lithium, dazu Atosil als Bedarf. Es gibt Tage da kan ich ohne Tavor und Co. nicht einschlafen.

Es tut mir persönlich sehr gut hier schreiben zu können. Danke dafür - mein Leidensdruck ist groß - ich muss schließlich im Job funktionieren. Meine letzte Beziehung aber ist zerbrochen an genau diesen Geschichten.

Ciao, bleibt gesund