Wenig-Medikamente-Strategie und zykloide Psychose


Hallo zusammen,

Ich nehme das Thema mal zum Einstieg um mich vorzustellen. Ich bin jetzt 35 Jahre alt. Meine Krankheitsgeschichte:

1999-2009 täglicher Cannabis Konsum (nie Probleme damit gehabt) Teilweise Pschedelika ausprobiert. Nie chemische Drogen.

Anfang 2009 erste Psychose. 2 Monate unbehandelt, dann freiwillig in die Klinik und 3 Monate Aufenthalt. Diagnose drogeninduzierte Psychose. Behandlung erst mit Haldol dann Abilify. Nach Entlassung Medikamente schnell wieder abgesetzt (ich war zu depressiv) und ein halbes Jahr später wieder täglich gekifft (habe mich sicher gefühlt).

Ende 2010 zweite Psychose mit Zwangseinweisung. 2 Wochen Klinik Aufenthalt. Behandlung mit Abilify. Nach Entlassung sofort abgesetzt und wieder angefangen zu kiffen (keine Krankheitseinsicht).

Anfang 2012 dritte Psychose mit Zwangseinweisung. 6 Wochen Klinik Aufenthalt. Diagnose paranoide Schizophrenie. Behandlung mit Abilify. Nach Entlassung Medikamente wieder abgesetzt (wegen Depressionen). Nach 6 Monaten wieder täglich gekifft (wegen der nach wie vor bestehenden Depressionen).

Anfang 2013 habe ich durch die Geburt meiner Tochter eingesehen, dass das kiffen zu riskant für mich ist, weil ich jetzt eine Familie habe. Der Cannabis-Entzug war ein sehr harter Monat. Anschließend war ich wieder ziemlich depressiv, aber das hat sich nach 2 Monaten gelegt. Von da an fühlte ich mich sehr sicher vor einem Rückfall, da ich die Psychose allein auf das kiffen geschoben habe.

Anfang 2016 vierte Psychose mit Zwangseinweisung. Auslöser war wahrscheinlich, dass ich vier Tage am Stück feiern war und nur 3-4 Stunden pro Nacht geschlafen war (ohne illegale Drogen, nur Koffein und Alkohol) 6 Woche Klinikaufenthalt. Behandlung erst mit Zyprexa, dann Abilify, dann Amisulprid. Entlassung mit 400mg Amisulprid pro Tag. Starke Depressionen. Reduktion auf 200mg. Antidepressiva. Depressionen nach 6 Monaten abgeklungen, aber immernoch eingeschränkte Emotionalität/Freude. Ich wollte allerdings meiner Familie zu Liebe die Medikamente weiter nehmen und in psychiatrischer Behandlung bleiben.

Ende 2017 war meine Psychiaterin der Meinung, ich könne das Amisulprid auf 100mg reduzieren, obwohl ich zu der Zeit viel Stress hatte durch Hausbau und Umzug. Nach 2 Monaten kam dann die fünfte Psychose. 3 Wochen freiwilliger Klinikaufenthalt mit niedriger Medikamentendosis. Nach Entlassung 200mg Amisulprid. Keine Depression.

Jetzt:

Durch den Umzug habe ich einen neuen Psychiater. Dieser steht dem Einsatz von Medikamenten weitaus kritischer Gegenüber. Deswegen haben wir im März angefangen, das Amisulprid auszuschleichen. -25mg alle 6-8 Wochen. Jetzt bin ich bei 100mg.

Für mich gibt es mittlerweile mehrere Gründe, die gegen die Medikamente sprechen: Geminderter Antrieb, Bewegungsfaulheit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Übergewicht, der künstliche Eingriff in Bewusstsein/Denken/Gefühle, mögliche körperliche und geistige Langzeitschäden.

Deswegen habe ich mit meiner Frau und meinem Psychiater besprochen, dass ich in Zukunft nur noch in akutpsychotischen Phase Medikamente nehmen werde und sie anschließend sofort wieder absetze. So entsteht keine Medikamentenabhängigkeit mehr. Es besteht zwar dann immer das Risiko eines Rückfalls, aber das ist mir lieber als ein Leben unter Medikamenteneinfluss.

Wie seht ihr das? Ich habe das Gefühl, für die meisten hier im Forum ist das keine Option...

Dazu muss man sagen, dass ich mich nach den Psychosen immer wieder komplett erhole und keine bleibenden Schäden davontrage. Den größten Schaden verursachen die Medikamente (Obwohl sie im Akutfall helfen). Weil ich nach den Psychosen immer wieder der Alte bin, meint mein Psychiater, dass ich keine Schizophrenie habe. Er sagt, bei Schizophrenie baut der Patient mit jedem Schub geistig und emotional ab, was bei mir nicht der Fall ist. Er sagt, ich habe zykloide Psychosen. Dazu findet man aber kaum was im Internet.

Habt ihr schonmal von den Unterschieden zwischen zykloiden Psychosen und Schizophrenie gehört?