Ich fand es beim Krankheitsausbruch am schlimmsten. Da verändert man sich ja schleichend und lernt sich mit seinen Problemen zu akzeptieren, auch wenn man anders ist. Die Erstbehandlung hat mich da den Boden unter den Füßen weggezogen und ich musste erstmal lernen, mit den Einschränkungen da umzugehen.
Die Zeit bis ich gute Medikamente gefunden habe, war schon sehr schwierig, für mich, aber auch für meine Angehörigen, die mich da aushalten mussten und wo es ging, geholfen haben.
Das mit den Negativsymptomen wurde bei mir erst vor 5 Jahren als ich mit Bupropion angefangen habe besser, ohne wäre ich heute vermutlich noch in meiner Wahnwelt gefangen und würde aufgrund der Negativsymptome zu tun haben, mein Zuhause halbwegs in Schuss und sauber zu halten.
Emotional hatte ich zeitweise auch so Liebeswahn oder wie man das nennen mag, das war auch belastend, da ich meist psychotisch wurde, wenn sich eine Beziehung angebahnt hat oder ich mich verliebt habe. Mir ist es schwergefallen, mit diesen Dingen abzuschließen und das Emotionale passte häufig kaum zur Realität, sodass ich mir in diesen Dingen viel verbaut habe.
Im Nachhinein gesehen war es für mich besser so, mit der Erkrankung allein zu bleiben. Ich glaube, das hätte damals kaum jemand auf Dauer ertragen und ich hätte auch nichts zurückgeben können in einer Beziehung. Zudem frage ich mich heute, ob ich mir damals auch diese emotionalen Dinge schöngeredet habe, da ich sonst auch sehr distanziert gewesen bin und das Meiste davon Traum und Wunschvorstellungen gewesen sind.
Vielleicht braucht man in der Erkrankung auch etwas Anerkennung, um weitermachen zu können und da bildet man sich eben vieles ein, um mit der eigenen Situation klarzukommen.
Im Nachhinein sind mir diese Dinge etwas unangenehm und ich würde manchmal gerne wissen, was in Anderen vorgeht, wenn diese von so einer Erkrankung mitbekommen oder warum mir es so schwerfällt eine Beziehung einzugehen bzw. dass, warum die Dinge bei mir häufig schiefgelaufen sind.
Mein Wahn war sonst eher politischer und religiöser Natur, obwohl ich mich vor der Erkrankung praktisch sehr wenig für Politik interessiert habe, in der Erkrankung fühlte ich mich für alles auf der Welt verantwortlich und dachte damals eben eine Botschaft von Gott bekommen zu haben, was mich damals dann vollständig in die Psychose getrieben hat.
War schon eine schlimme Zeit, aber heute bin ich ein Stück weit über diese Erfahrungen auch froh und bin ein viel glücklicherer Mensch als damals. Damals vor der Psychose hatte ich auch Depressionen und nahm Antidepressiva, was bei der Behandlung der Psychose aber abgesetzt wurde. Von daher ist mir der Griff zu diesen Wirkstoffen auch etwas einfacher gefallen.