Hallo Oliver und Sanny1990,
Es tut mir unendlich leid, dass es euch so geht, wie ihr es beschrieben habt. Es ist gut, wenn ihr bei euren Eltern unterschlüpfen konntet. Ich bin auch eine Mama und musste Anfang des jahres mit einer schizophrenen Psychose meiner mittlerweile 28 jährigen Tochter zurecht kommen. Es war wirklich sehr schlimm. Jetzt ist sie übern Berg. Der Vorteil war, dass sie im Haus in ihrer eigenen Wohnung lebt, die wir letztes Jahr renoviert hatten.
Ich habe erst nicht gemerkt wie es um sie steht, bis zu dem Tag als sie „austickte“. Nach 2 Monaten (mit Unterbrechungen) in der Psychiatrie ist sie wieder zuhause und nimmt keine Medis mehr. Ich merke aber, dass sie immer noch instabil ist. Sie kann zwar wieder Vollzeit arbeiten und das macht ihr auch Spaß, trotz Stressiger Zeiten. Es hält sie vom Grübeln ab. Sie erzählt mir auch Gottseidank Vieles und ich versuche einzuschätzen ob sie evtl. Wieder rückfällig werden könnte. Bisher sieht es gut aus. Allerdings stelle ich vermehrt „Freizeitstress“ bei ihr fest. Sie fängt alle möglichen Aktivitäten an und diese dann oft extrem. Skateboarden, Mountainbiken, Standup Paddeling. Es ist wie eine Sucht. Vermutlich weil sie dann nicht nachdenken muss. Ich darf das Thema Psychiatrie nicht mal mehr ansprechen,weil es sie zu sehr mitnimmt.
Was ich eigentlich sagen möchte: Wenn ihr Eltern habt, die an eurem Leben teilnehmen, dann nehmt die Hilfe an. Es ist eine schwere zeit und die sollte man nicht ganz alleine sein.
Ich fühle mit euch und hoffe von Herzen, dass eure Eltern euch verstehen und euch weiter unterstützen. Ich weiss dass man in Deutschland als „nicht Arbeitende(r) vermeintlich nicht zählt. Aber es ist unser Sozialsystem, das euch zumindest etwas auffangen kann. Man sollte auch in Anspruch nehmen dürfen was geht und dass die RV jeden schnellstmöglich wieder ins Berufsleben integrieren will, ist einfach die Norm. Ich habe wegen Rückenproblemen eine Reha beantragt, die abgelehnt wurde. Stattdessen erhalte ich eine 1 wöchige stationäre Kurzreha zur Prävention und anschliessend ambulante Rehamassnahmen. Immerhin besser als nichts.
Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr zumindest eine deutliche Besserung verspürt.
Seelische Erkrankungen betreffen leider den Menschen als Ganzes und daher fühlt man sich schlechter als bei allen anderen Erkrankungen.
Liebe Grüße
Hallo Patrizial1964,
vielen Dank für die netten Worte. Bei mir ist es so, dass ich absolut nicht mehr weiß, wie es bei mir weitergehen soll. Ich habe mich so sehr zurückgezogen, dass ich von meiner Umwelt nix mehr mitbekommen habe und total die Realität verloren habe. Ich verblöde regelrecht zu Hause bei meinen Eltern und komme nicht mehr in Tritt. Meine Lebensqualität ist echt mies. Leider können meine Eltern mir auch nicht helfen. Ich muss ja irgendwie selber im Leben klar kommen. Das Leben nimmt dir ja keiner ab. Leider ist man in unserer Leistungsgesellschaft nichts mehr Wert, wenn man nicht mehr arbeiten geht und in Rente bereits ist und gegebenenfalls Sozialleistungen beantragen muss. Ich merke bei mir extrem, dass ich überhaupt nicht mehr belastbar bin, sowohl physisch als auch psychisch. Ich werde immer mehr lebensuntüchtiger und verliere fast jegliche Eigeninitiative und Motivation was aus meinen Leben zu machen, sodass ich immer mehr abstumpfe und ich wie ein kleines Kind behandelt werden muss. Einfachste Dinge bekomme ich nicht mehr hin. Ich bin schon mit meinem Alltag überfordert. Wenn ich jetzt noch arbeiten gehen würde, wäre ich total überfordert. Ich muss extrem aufpassen, dass ich nicht weiter abdrifte. Zum Glück habe ich noch meine Eltern, aber sie werden nicht ewig leben. Ich werde wahrscheinlich in so eine TWG ziehen, da kann man in einem geschützten Rahmen leben und arbeiten und selbstständiger wieder werden. Das mit deiner Tochter tut mir leid. Da hast du Recht, dass die RV einen mit Ach und Krach wieder in den Arbeitsprozess schicken möchte. Das wollten die Psychiatrien auch und die RPK. Leider wurde mir nicht berichtet, dass es auch TWGs gibt, wo man als psychisch kranker Mensch leben kann. Aktuell habe ich Riesenangst wieder mein Leben selbst in den Griff zu bekommen und wieder arbeiten zu gehen. Ich schaffe es einfach nicht mehr auf den 1. Arbeitsmarkt mit den entsprechenden Stress und Leistungsdruck. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich die Erkrankung bekommen habe. Dadurch beziehe ich eine BU Rente und hoffe demnächst auch eine EM Rente. Leider muss ich mit dieser Erkrankung leben, Diabetes Typ 1 wurde mir auch diagnostiziert und rezidivierende depressive Episoden, Keratokonus habe ich auch. Meine Mutter meinte zu mir, dass ich von Typ schon immer bequem war und faul. Sie meinte nur zu mir, dass ich jetzt wieder in alte Muster falle und mich gehen lasse. Ich muss extrem aufpassen, dass ich mich nicht ganz verliere. Ich werde immer unselbstständiger im Hotel Mama. Deswegen will ich hier raus in eine TWG. Zum Glück habe ich auch keine Schulden oder Kinder. Finanziell stehe ich gut da, da habe ich andere Patienten kennen gelernt, die Schulden hatten und vor einer Scheidung stehen und teilweise auch ihren Job verloren haben.
Ich habe unwahrscheinliche Angst wieder selbstständig zu leben und schiebe dieses Ziel immer weiter hinaus bis ich noch mehr Angst bekomme. Ich wünschte ich wäre ein andere Typ Mensch gewesen im Leben. Aber ich muss mich so akzeptieren wie ich bin. Das einzige gute an einer BU Rente und EM Rente ist, dass man nicht mehr vom Amt genötigt wird, wieder eine Arbeit aufzunehmen. Dadurch hat man als psychisch kranker Mensch seine Ruhe und kann seinen Tag gestalten wie man möchte. Mir wurde von einer EUTB-Beraterin empfohlen, einen Arbeitsassistenten zu beantragen, der dann durch ein persönliches Budget, was man beantragen, finanziert wird. Leider bekomme ich nichts mehr so richtig auf die Kette und habe deswegen schon schlimme Gedanken in meinem Kopf. Ich wollte auch schon einen Betreuer beantragen, der mir hilft im Alltag, aber meine Eltern haben da Ihr Veto eingelegt und meinten, dass sie ja noch da sind. Wenn es klappt mit der EM Rente werde ich erstmal wieder ausziehen aus dem Elternhaus.
Hut ab, dass deine Tochter Vollzeit wieder arbeiten kann und vor allem unter Stress. Ich schaffe, dass nicht mehr. Ich musste mich zwar im Rahmen der RPK bewerben und habe auch eine Zusage bekommen, aber meine Ärzte raten davon ab, weil ich sonst wieder rückfällig werden könnte. Ich hoffe, das klappt mit der TWG. Meine Mutter meinte hierzu, dass sie es nicht so gut findet, da ich dann vlt überhaupt nicht mehr alleine Leben kann.