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Freund hat Wahn/Psychose und weiß es nicht

ChaosErbse

Member
Registriert
21 Jan. 2023
Beiträge
20
Hallo,

ich bin so froh ein Forum wie dieses gefunden zu haben und glaube hier bekomme ich endlich Hilfe.

Mein Freund hat derzeit wohl eine Psychose und ich komme nur teilweise an ihn ran.
Wir wohnen in unterschiedlichen Städten. Wir haben uns in einer Traumaklinik kennengelernt.

Ich versuche mich kurz zu halten. Ich weiß gar nicht mehr so ganz genau wann alles richtig anfing. Auf jeden Fall hat er Deutschland verlassen, weil er vom BND verfolgt wurde. Mit ach und Krach ist er dann nach zwei Tagen zurück gekommen. Fühlte sich weiterhin beobachtet und ist auch der Meinung das ein BND Mitarbeiter in angesprochen hat. Das war im Dezember. Zwischenzeitlich verliert er auch das Vertrauen in mich. Denkt ich möchte ihn kranker machen als er ist, manchmal werde ich beleidigt oder möchte seine Visionen klauen, oder andere. Dann kommt dazu das er Visionen hat mit denen er Großes bewirken kann, wie z. B. den Welthunger beenden...

Ich habe mich sehr viel Informiert und habe immer wieder gelesen wie man sich verhalten soll. Dennoch konnte ich eines Tages nicht mehr und habe ihm unter Tränen gesagt das er gerade wohl eine Psychose hat. Es hat nicht lange gedauert und er hat vieles eingesehen. (Zu dem Zeitpunkt war er gerade ein paar Tage Stationär), dem Klinikpersonal hatte ich von seinem Wahn erzählt, auch das er dies nicht weiß. Seit dem er Olanzapin bekommt, ist der Verfolgungswahn zwar weg, allerdings ist er nun komplett in seinen Visionen verbissen. Zwischendurch kommt auch immer mal wieder das er Deutschland verlassen möchte, das er hier nicht glücklich wird, wenn seine Visionen hier nicht verwirklicht werden. Auch mit dem BND - er sagt immer wieder das er denen doch geholfen hat, wieso denn keiner mit ihm redet.

Na ja, das ist nur ein Teil von dem was so passiert.
Immer mal wieder stupse ich ihn Richtung Hilfe holen, aber er sieht das absolut nicht ein.
Ich habe auch schon seinem Hausarzt geschrieben, weil der bekommt das ja sonst gar nicht mit. Aber viel machen kann er ja auch nicht wenn mein Freund es selber nicht sieht.

Meine Frage an alle, was kann ich noch tun?
Soll ich ihm sagen das seine Visionen nicht aufgehen? Das niemand vom BND etwas von ihm will? Immer und immer wieder? Das hab ich schon eins zwei mal versucht, oft wendet sich das dann und ich gehöre doch zum BND und will ihn kränker machen, bin ein unmensch etc.. Ich hab Angst das er sich von mir abwendet, wenn ich ihm das immer wieder sage, denn er hat sonst so gut wie niemanden mehr, er ist komplett alleine. Ich bin ja froh das sein Misstrauen nie sehr lange anhält. Dennoch weiß ich, dass er einfach Hilfe braucht und ich kann ja nicht einfach zusehen wie sich das alles vertieft.

Wie komme ich an ihn ran?

Liebe Grüße und einen schönen Tag/Abend :)
ChaosErbse
 
Es ist Symptom der Krankheit, nicht einsehen zu wollen, dass man krank ist. Dafür gibts sogar nen eigenen Fachbegriff (irgendwas mit A..., komme leider grade nicht drauf). Meine Familie hat es über meine Schwester eskalieren lassen: sie sollte mich in die Psychiatrie fahren, auch gegen meine Willen. Da ich es logischerweise nicht zugelassen habe ist es eskaliert, dann ist die Polizei gekommen und hat mich eingewiesen. Ich persönlich sehe bei mir keinen anderen Weg, wie es hätte sanfter verlaufen können, gerade wenn man schon so tief in den Wahnvorstellungen drin ist. Vielleicht hat ja jemand anderes eine Idee.
 
Ein Wahn hat auch immer in einer paradoxen Art etwas Beruhigendes. Denn man weiß immer Bescheid. Deswegen funktionieren auch Verschwörungstheorien so gut. Weil man damit immer auf der Seite der Durchblicker ist.
Der Wahn hat eine Schutzfunktion.

Das ist auch der Grund, warum sich viele Schizophrene nach beginnender Krankheitseinsicht umbringen.
Die meisten Menschen würden lieber vom BND verfolgt werden oder sterben, als schizophren zu sein.
So heftig ist das Stigma.
Und das ist ein riesen Problem.

Leider habe ich keinen Rat für dich.
Außer dass du es mit der Konfrontation eher langsam angehen solltest.
Denn ja, es ist eine Konfrontation.
Dass er mit dir im Kontakt bleibt ist schon mal ein gutes Zeichen.
 
Ein Wahn hat auch immer in einer paradoxen Art etwas Beruhigendes. Denn man weiß immer Bescheid. Deswegen funktionieren auch Verschwörungstheorien so gut. Weil man damit immer auf der Seite der Durchblicker ist.
Der Wahn hat eine Schutzfunktion.

Das ist auch der Grund, warum sich viele Schizophrene nach beginnender Krankheitseinsicht umbringen.
Die meisten Menschen würden lieber vom BND verfolgt werden oder sterben, als schizophren zu sein.
So heftig ist das Stigma.
Und das ist ein riesen Problem.

Leider habe ich keinen Rat für dich.
Außer dass du es mit der Konfrontation eher langsam angehen solltest.
Denn ja, es ist eine Konfrontation.
Dass er mit dir im Kontakt bleibt ist schon mal ein gutes Zeichen.
Hey,

wir beide wissen das die Krankheit stigmatisiert ist. Ich weiß nicht mal ob er diese Krankheit hat, gehe aber eigentlich davon aus, da es Schizophrenie auch zwei mal in seiner Familie gibt. Hab ihm auch mal gesagt das es gar nicht schlimm ist wenn er das hätte, das man das gut behandeln lassen kann. Er hat sich dann sogar über die Krankheit informiert und ist auch auf meinen Rat zum Arzt. Nur was da geredet wurde weiß ich natürlich nicht. Er spricht nicht drüber.

Oh ja ich sehe das, dass sein Wahn ein Schutz ist. Er hat sich leider selbst mit den Traumata konfrontiert seit dem ist das so.
 
Als ich psychotisch war wusste ich auch nicht, dass ich krank war. Erst als mich ein Krankenwagen in die Klinik gefahren hat haben die Ärzte mir Haldoperidol gegeben und das hat mich extrem schnell aus der Psychose raus geholt. Das schlimme an der Psychose ist, dass man nicht einsieht dass man psychotisch ist. So war es zumindest bei meiner ersten Psychose. Das ging auch so weit, dass ich mit der Polizei gegen meinen Willen in die Klinik kam. Im Nachhinein betrachtet bin ich froh dass ich zwangseingewiesen wurde weil ich nicht weiss wie es sich weiter entwickelt hätte - nicht zum guten, das steht fest. Ich kann jedem nur empfehlen der oder die unter einer Psychose erkrankt ist sich so schnell wie möglich in professionelle Behandlung, in eine Klinik, zu begeben.
 
Meiner Meinung nach hat das ganze viel mit Musterbildung zu tun. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich jemandem während seiner Psychose gebeten hatte doch mal wahllos auf der Tastatur etwas in Youtube einzugeben. Auf dem gefunden Video wurden dann natürlich auch wieder alle Zeichen in eine sinngemäße Richtung der passenden Geschichte gedeutet, ohne Einsicht zur wahllosen Tastatureingabe. Deshalb denke ich auch nicht, dass es hilft zu versuchen die Menschen, die unter Verdacht stehen verdächtig zu sein, zu entlarven. Man kann sich das in die Unendlichkeit spinnen, und es wird nie irgendetwas entlarvt.

Meine persönlichen Anwandlungen in der Richtung habe ich immer mit Liebe bekämpft. Liebe deinen Feind, wenn die hier tatsächlich einen super geheimen Geheimagenten auf mich angesetzt haben, dann tut der mir leid. So ein Job muss echt Scheiße sein, und er macht ja auch nur seine Pflicht, basierend auf dem, was er für richtig hält. Solange mich keiner angreift oder einschränkt, lasse ich sie sozusagen einfach machen und hoffe, dass wir alle in Frieden miteinander existieren können.
Große Missionen habe ich stets abgelehnt, weil ich niemandem diene. Und bei jeder großen Mission dient man irgendeinem. Dazu muss man nur auf die Ebene der Götter hochgehen, statt auf der Ebene der Menschen zu bleiben. Das klingt kontraproduktiv, aber der BND und der Welthunger sind Netze, die das Abstrakte und das Höhere ausblenden. Wer den Welthunger im Alleingang besiegt, der pisst irgendeinem Gott oder Teufel ans Bein, und dann ist die Frage ob man das wirklich noch möchte. Wer sich für wichtig genug hält, um den Welthunger zu besiegen, der hält sich meistens auch für wichtig genug, um auf dem Schachbrett der Götter zu hocken.
Aber ich denke auch, dass der Hochmut der Knackpunkt ist. Meine psychotischen Anwandlungen konnten mich nie lange genug drinnen halten, weil ich gar nicht bedeutsam sein möchte. Ich wollte eigentlich immer nur in Ruhe gelassen werden. Ohne dieses Mindset neigt man natürlich dazu den Konflikt und den Krieg mit den Parteien gerne zu führen. Wäre ich in deinen Schuhen, würde ich den Hochmut in meinem Freund bekämpfen. Der tut nämlich gar keinem Geist jemals gut, wenn er überproduziert wurde.
 
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